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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens
Autoren: Josie Litton
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Prolog
    Die ganze Welt schien im Schlummer zu versinken, während eine einsame Gestalt die Bibliothek des Londoner Hauses betrat. Lautlos schloss Brianna die Tür hinter sich, bevor sie eine Öllampe entzündete. In ihrem sanften Licht betrachtete sie die Regale. Als sie das gesuchte Buch gefunden hatte, zog sie es behutsam heraus und setzte sich an einen Tisch.
    Der Einband bestand aus Maroquinleder, der eingravierte Titel lautete: »Die Geschichte von Essex.« Dieses Werk kannte sie. Kurz nach ihrer Ankunft in England hatte sie es entdeckt. Dann hatte sie ihrer Tante bei der Geburt von Joannas Baby geholfen. Und nun war sie hier, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen – und wegen des Buches.
    Es war ein schwerer Band, reich gefüllt mit Geschichten von Königen, Königinnen, Schlachten und dergleichen, die bis zur Zeit Alfreds des Großen zurückreichten. Auf diesen Seiten stand sehr viel über Hawkforte und die mächtige Familie, die dort geherrscht hatte. Doch sie berichteten auch von anderen Orten, zum Beispiel von Holyhood.
    Da war ein Bild von dem schönen Haus. Sie starrte es an, und vage Erinnerungen erwachten. Dort war sie gewesen, in diesen Mauern, irgendwann vor dem schrecklichen Sturm, der ihr die Eltern genommen und sie, eine namenlose Waise, an die akoranische Küste gespült hatte.
    Als sie die Augen schloss und an Holyhood dachte, hörte sie den Ruf ferner Stimmen.
    Plötzlich fror sie, aber die Kälte in ihrem Herzen entfachte ein winziges Licht. Danach sehnte sie sich, und sie spürte, wie der Funke heller schimmerte und ihre Seele erwärmte. Während sie die Arme vor der Brust verschränkte, gewann sie den seltsamen Eindruck, andere, viel stärkere Arme würden sie umfangen und beschützen.
    Doch das Haus... In Holyhood verbarg sich ein Geheimnis – der Schlüssel zu einem Mysterium, das sie erschreckte und zugleich anlockte. Ihr Blick fiel wieder auf das Bild, und sie fühlte, wie ihre Entschlossenheit wuchs.
    Er nahm sie wieder wahr. Beinahe so wie auf der Straße zwischen dieser Welt und der nächsten. Dies musste die Frau sein, die stets bei ihm geblieben war, seinen Namen gerufen und seine Reise ins Totenreich verhindert hatte.
    Nach einer Weile hatte er sie erkannt. Schon früher war sie bei ihm gewesen, tief unten in den Höhlen während der Wahlzeremonie, die ihm so viel enthüllt hatte. Damals war sie nur kurz in seinem Blickfeld erschienen.
    Aber er hatte sie nie vergessen.
    Ja, er kannte sie – ihr Gesicht, ihre Stimme, ihre Berührung. Er wusste, wie sie sich anfühlte, so als hätte er sie bereits umarmt.
    Nur ihren Namen hatte er nicht gekannt. Bis er erwachte und den Silberglanz ihrer Tränen sah, die feurige Glut ihres Haars.
    Sie gehörte zu ihm. Davon war er felsenfest überzeugt. Doch sie ahnte es nicht einmal – noch nicht.
    Bald wird sie es erfahren, entschied er. Auf dem Dach des Palastes, unter den Sternen, wandte sich der Vanax von Akora nach Norden und sah in seinem Herzen den kostbaren Schatz, der ihn dort erwartete.

Kapitel 1
    A llzu willig gab sie sich nicht hin. In langen Nächten und gestohlenen Tagen erforschte er ganz allmählich ihre Gestalt, die kleinsten exquisiten Einzelheiten, die ihn bezauberten – auch später noch, als er sie genauer kannte: die zarte Halsgrube, die Wölbungen der vollen, hoch angesetzten Brüste, der Schatten einer Vertiefung, die sich zwischen den Rippen zum Nabel hinabzog – und so viel mehr.
    Ihre Hände und Füße faszinierten ihn ebenso wie die intimeren Körperteile. Schmal und anmutig eigneten sich ihre Hände für schwierige Aufgaben, die äußerste Präzision verlangten. Und ihre Füße wirkten täuschend zerbrechlich. Manchmal drehte er sie herum und bewunderte den kraftvollen, schlanken Rücken, der sich zur Taille hin verengte, bevor er in schön geschwungenen Linien die Hüften markierte. Ihre Hinterbacken, rund und fest und muskulös, wiesen zwei Grübchen auf, die ihm immer wieder ein Lächeln entlockten. Ob sie die beiden jemals bemerkt hatte, wusste er nicht.
    Niemals würde er den Fehler begehen, sich einzubilden, er hätte sie seiner Macht unterworfen. Ihr Gesicht forderte ihn heraus. Nicht einmal jetzt kannte er es gut genug. Der Mund erschien ihm zu mutwillig, um einen bestimmten Ausdruck anzunehmen, die Augen hüteten Geheimnisse.
    Und als würde dies alles noch nicht genügen – die Frau, die Atreus in Händen hielt, die er so sorgfältig aus rosig schimmerndem Marmor gemeißelt hatte, war viel zu lange
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