Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker
Autoren: Chris Carter
Vom Netzwerk:
sah, blieb ihm vor Entsetzen die Luft weg.
    Â»O Gott, nein!«
    Sie war nackt und kniete in einer Ecke. Ihre Brüste und ihr Bauch waren rot von dem Blut, das aus ihrer aufgeschlitzten Kehle gespritzt war.
    138
    H unter war mit wenigen Sätzen bei ihr. Erst als er neben ihr in die Hocke ging, fiel ihm auf, dass sie blonde Haare hatte, so blond, dass sie fast weiß waren. Er leuchtete ihr ins Gesicht. Ihre tiefblauen Augen waren geöffnet, erstarrt in ewigem Entsetzen – ein Schnappschuss ihrer letzten grauenvollen Momente. Aber es war nicht Mollie.
    KLONK!
    Hunter sprang auf die Füße, all seine Sinne in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Das Geräusch war aus dem kleinen Flur neben der Küche gekommen. Er drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand rechts vom Durchgang zum Flur, holte tief Luft und wirbelte herum. Seine Waffe suchte vergeblich nach einem Ziel. Alles war still. Aber irgendetwas hatte sich verändert. Die Tür am anderen Ende stand offen. Hunter war sich ganz sicher, dass sie geschlossen gewesen war, als er vorhin die Wohnung betreten hatte. Flackerndes Licht drang aus dem Zimmer. Kerzen. Eine Falle, das wusste er. Aber er hatte keine Wahl.
    Plötzlich hörte er ein ersticktes Wimmern, und Hoffnung blitzte in ihm auf wie ein elektrischer Schlag. Mollie! Aber er spürte noch eine weitere Person. Sie war nicht allein.
    Kaum hatte er einen Fuß in den Flur gesetzt, wurde sein Kopf ganz leicht. Er hatte keine Ahnung, wie viel Blut er verloren hatte, aber er wurde immer schwächer, und das Schwindelgefühl nahm zu. Es dauerte einen Augenblick, bis er sein Gleichgewicht und seine Konzentration wiedergefunden hatte. Plötzlich sah er Mollie, die von einer großen, stämmigen Gestalt aus dem Schlafzimmer in den Flur gezerrt wurde. Der Unbekannte presste ihr den Lauf einer Waffe fest gegen die Schläfe. Sie war nackt und wurde von hysterischen Schluchzern geschüttelt.
    Â»Mollie«, murmelte Hunter. Und obwohl ihm sein Beschützerinstinkt eingab, dass er sofort zu ihr musste, blieb er stehen, wo er war. Er richtete die Pistole auf die geheimnisvolle Gestalt hinter ihr.
    Â»Lassen Sie die Waffe fallen, Detective.«
    Hunter zögerte.
    Der Mann presste die Mündung seiner Pistole hart gegen Mollies Schläfe. »Waffe fallen lassen, oder sie stirbt – hier und jetzt.«
    Â»Schon gut.« Hunter lockerte seinen Griff um die Waffe, so dass sie nur noch an seinem Zeigefinger hing. »Ich lege sie jetzt auf den Boden. Dann können wir uns unterhalten. Niemand muss sterben.«
    Mollie würgte an ihren Tränen, und ihr Körper zuckte heftig nach vorn, aber der Arm des Mannes hielt sie fest umklammert.
    Â»Legen Sie die Waffe auf den Boden und schieben Sie sie mit dem Fuß zu mir. Wenn sie nicht bei mir ankommt, stirbt sie, und gleich danach sind Sie dran.«
    Déjà-vu , dachte Hunter und gehorchte.
    Als Hunters Pistole über den Boden schlitterte, trat der Mann hinter Mollie hervor und hielt sie mit dem rechten Fuß auf. Sein Blick glitt kurz zu Boden, aber nicht lange genug, als dass Hunter den Moment hätte nutzen können.
    Â»H & K USP Tactical?« Der Mann schien beeindruckt. »Die bevorzugte Waffe der Navy Seals und Sondereinsatzkommandos. Eine gute Wahl. Man merkt, dass Sie sich mit Handfeuerwaffen auskennen.«
    Â»Sie sich aber auch«, gab Hunter zurück.
    Â»Das ist wahr.« Ein diabolisches Grinsen verzerrte die Züge des Mannes.
    In dem schwachen Licht aus dem Schlafzimmer konnte Hunter endlich sein Gesicht erkennen. Ein Gesicht, das von einem schweren und unglücklichen Leben gezeichnet war. Tiefe Falten, großporige Haut, kalte, traurige Augen und eine hässliche Narbe, die von der Stelle rechts über seinem linken Auge bis zur Mitte seiner Stirn verlief. Hunter musste nicht lange hinschauen, um die Ähnlichkeit zu erkennen. Mollie hatte etwas von ihm geerbt. Den Mund vielleicht oder die Nase, aber die Ähnlichkeit war unverkennbar. Der Mann war ihr Vater.
    139
    J ohn Woods trat Hunters Waffe zur Seite.
    Hunter hielt die Hände weg vom Körper, in Kopfhöhe und mit den Handflächen nach außen, um zu signalisieren, dass von ihm keine Bedrohung ausging.
    Johns Blick fiel auf den blutigen Verband an Hunters linkem Arm. »Das sieht schmerzhaft aus, und Sie sind blass. Sie müssen viel Blut verloren haben?«
    Hunter antwortete nicht.
    Â»Heben Sie ganz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher