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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker
Autoren: Chris Carter
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langsam Ihr Hosenbein hoch.«
    Â»Ich trage keine zweite Waffe.«
    Â»Davon überzeuge ich mich lieber selbst. Hochheben.«
    Hunter gehorchte.
    John packte Mollie bei den Haaren und stieß sie brutal aus dem Weg. Sie stolperte und fiel mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden. »Geh zurück in die Ecke, knie dich hin und bete«, befahl er. »Ich bin noch nicht fertig mit dir. Bete für deine Mutter und für deine Sünden, du kleine Hure.«
    Hunter konnte hören, dass Mollie sich krampfhaft bemühte, ihr Schluchzen zu unterdrücken, als wüsste sie, dass ihr Weinen ihren Vater nur noch rasender machen würde. John war zu weit von Hunter entfernt, als dass dieser einen Angriff hätte riskieren können. Er musste sich schnellstens etwas einfallen lassen. Während Woods’ Blick noch auf Mollie ruhte, machte Hunter ganz vorsichtig einen kleinen Schritt nach vorn.
    Â»Sie müssen das nicht tun«, sagte er zaghaft.
    Â»O doch!«, rief Woods zurück. »Ich habe schon einmal versagt, aber der Herr hat mir eine zweite Chance gegeben. Eine Chance, Abbitte zu leisten. Und diesmal werde ich nicht versagen.«
    Â»Sie haben Ihren Auftrag nicht erfüllt, weil Sie ihn nicht richtig verstanden haben«, widersprach Hunter mit Überzeugung. Er achtete darauf, nicht in demselben aggressiven Tonfall zu antworten wie Woods, weil er wusste, dass dies den Mann nur noch mehr aufgebracht hätte.
    Der Zweifel, der in Woods’ Augen aufblitzte, war kurz, aber er reichte aus, dass Hunter einhaken konnte.
    Ein weiterer kleiner Schritt nach vorn. »Sie haben gedacht, es sei Ihr Auftrag, Ihre Tochter zu bestrafen, sie von ihrem Fluch zu befreien, oder von dem, was Sie für einen Fluch hielten – die Tatsache, dass sie das Leid anderer Menschen spüren kann.«
    Â»Sie hat den Teufel im Leib, deswegen sieht sie diese Bilder – dämonische Bilder.« John hielt die Waffe immer noch auf Hunter gerichtet.
    Â»Nein, das stimmt nicht. Das haben Sie falsch verstanden.« Hunter wusste, dass John Woods ein sehr religiöser Mensch war. Er musste sein Spiel mitspielen, wenn er eine Chance haben wollte, Mollie zu retten. »Sie haben das, was Gott von Ihnen wollte, missverstanden. Ihr Auftrag war nicht, sie zu bestrafen. Sondern ihr zu helfen.«
    Ein kurzer Moment der Unsicherheit.
    Â»Ich habe die Worte Gottes klar und deutlich verstanden. Er spricht zu mir«, sagte Woods dann und tippte sich mit dem linken Zeigefinger an die Stirn. »Vom Augenblick ihrer Geburt an war sie eine Prüfung.«
    Â»Eben. Eine Prüfung, mit der Gott feststellen wollte, ob Sie würdig sind, ein solch besonderes Kind großzuziehen. Ob Sie in der Lage sind, sie zu verstehen.«
    Â»Da gibt es nichts zu verstehen!«, brüllte Woods.
    Â»Doch, das gibt es. Solche Gaben, wie Mollie sie hat, sind seit Anbeginn der Zeit Teil der Menschheitsgeschichte.«
    Wieder huschte ein Schatten des Zweifels über Woods’ Züge.
    Â»Denken Sie nur an die Geschichten in der Bibel. Wie viele Menschen – Heilige, Auserwählte – wurden verleumdet, verfolgt, sogar hingerichtet, weil man sie für Verbündete Satans hielt, obwohl sie nichts weiter wollten, als Gutes zu tun? Und nur, weil die Menschen sie nicht verstehen wollten. Machen Sie mit Mollie nicht denselben Fehler.«
    Â»Sie ist nicht auserwählt, sie hat den Teufel im Leib!« Woods’ Stimme wurde fahriger. »Ich sollte sie von ihrem Fluch befreien, aber ich habe versagt, und seitdem habe ich in der Hölle gelebt. Jetzt ist es meine Aufgabe, sie dazu zu bringen, um Vergebung zu bitten, und sie dann zum Herrn, ihrem Schöpfer zu schicken – dem Einzigen, der ihr vergeben kann.«
    Â»Ihr Auftrag ist es, sie zu töten?«
    Â»Gepriesen sei der Herr. Satan wird vernichtet werden.«
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    H unter merkte, dass er im Begriff war, die Kontrolle über das Gespräch zu verlieren. Und wenn das geschah, waren er und Mollie so gut wie tot.
    Er versuchte es ein letztes Mal. »Warum sollte Gott, der doch allmächtig ist, Ihnen einen solchen Auftrag erteilen? Hat Gott nicht die Macht, Leben zu geben und zu nehmen? Wenn Gott wollte, dass Mollie stirbt, warum sollte er sich dazu Ihrer bedienen? Ein einziger göttlicher Befehl, und es gäbe sie nicht mehr. Und was hätten Sie von ihrem Tod gehabt?« Hunter hielt kurz inne, als er erneut den Zweifel in Woods’
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