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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker
Autoren: Chris Carter
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der Gefesselte das Foto in verzweifelter Verwirrung an. »Ich verstehe nicht. Was …« Er erstarrte, als ihm endlich klar wurde, was er da sah. »O mein Gott …«
    Der Mann trat näher und beugte sich ganz tief herab, bis seine Lippen das Ohr seines Opfers berührten.
    Â»Soll ich dir etwas verraten?«, wisperte er, während sein Blick zur Kiste in der Ecke huschte. »Ich weiß, wovor du Todesangst hast.«
    2
    N och zehn Tage bis Weihnachten, und ganz Los Angeles hatte sich festlich herausgeputzt. Straßen und Schaufenster überall waren mit bunten Lichtern, Weihnachtsmännern und künstlichem Schnee dekoriert. Morgens um halb sechs war man bei einer Fahrt durch South L. A. von einer geradezu unheimlichen Ruhe umgeben.
    Das Weiß der Kirchenfassade leuchtete zwischen den dunklen, winterlich kahlen Walnussbäumen hindurch, die rechts und links vom Portal standen. Es war eine Szene wie aus einem Bilderbuch – bis auf die Polizisten, die geschäftig herumliefen, und das gelbe Flatterband, das die Schaulustigen auf Abstand hielt.
    Dunkle Wolken hatten sich am Himmel zusammengeballt. Robert Hunter stieg aus dem Wagen, streckte sich und hauchte auf seine kalten Hände, bevor er den Reißverschluss seiner Lederjacke bis zum Kragen hochzog. Er wappnete sich gegen den schneidenden Pazifikwind und sah zum Himmel empor. Jede Minute konnte es anfangen zu regnen.
    Das Morddezernat I des Los Angeles Police Department war eine Abteilung, die für Serienmörder und besonders schwere Gewaltverbrechen zuständig war, deren Aufklärung aufwendige Ermittlungen und spezielle Sachkenntnis erforderte. Hunter war der mit Abstand fähigste und erfahrenste Detective der Abteilung. Sein jüngerer Partner, Carlos Garcia, hatte hart gearbeitet, um den Rang eines Detective zu erlangen, und er hatte es schneller geschafft als die meisten. Er hatte seine Karriere beim LAPD Central Bureau begonnen, wo er ein paar Jahre damit beschäftigt gewesen war, Gang-Mitgliedern, bewaffneten Räubern und Drogendealern in East L. A. das Handwerk zu legen, bevor man ihm schließlich einen Posten im Morddezernat I angeboten hatte.
    Hunter befestigte seine Marke gut sichtbar am Gürtel und schaute sich um. Er entdeckte Garcia, der sich gerade mit einem jungen Officer unterhielt. Trotz der frühen Stunde wirkte sein Partner taufrisch. Seine knapp kinnlangen dunkelbraunen Haare waren noch feucht von der Dusche.
    Â»Sollte heute nicht eigentlich unser freier Tag sein?«, brummte Garcia halblaut, als Hunter auf die beiden zutrat. »Ich hatte einiges vor.«
    Hunter nickte dem jungen Cop wortlos zu, der den Gruß erwiderte. »Wir sind beim Morddezernat, Carlos.« Er steckte die Hände in die Jackentaschen. »Worte wie ›frei‹, ›Gehaltserhöhung‹, ›Feiertag‹ oder ›Urlaub‹ haben für uns keine Bedeutung. Das solltest du inzwischen begriffen haben.«
    Â»Ich lerne schnell.«
    Â»Warst du schon drinnen?«, fragte Hunter, während er mit zusammengekniffenen Augen auf die Kirche starrte.
    Â»Ich bin gerade erst gekommen.«
    Als Nächstes wandte Hunter sich an den jungen Officer. »Und Sie?«
    Der Mann war einen Meter zweiundachtzig groß und muskulös. Unter Hunters aufmerksamem Blick fuhr er sich nervös mit der Hand durch die kurz geschnittenen schwarzen Haare. »Ich war auch noch nicht drin, Sir, aber wie ich gehört habe, soll es kein schöner Anblick sein. Sehen Sie die beiden da drüben?« Er zeigte auf zwei Polizisten, die mit kreidebleichen Gesichtern links neben der Kirche standen. »Die waren als Erste am Tatort. Angeblich sind sie nach nicht mal zwanzig Sekunden wieder rausgerannt gekommen und haben sich die Seele aus dem Leib gekotzt.« Wie mechanisch warf er einen Blick auf die Uhr. »Ich war fünf Minuten nach ihnen hier.«
    Hunter massierte sich den Nacken, und seine Finger ertasteten die raue Narbe unterhalb seines Haaransatzes. Sein Blick glitt über die Gaffer, die sich hinter der Absperrung drängten – und das noch vor sechs Uhr früh. »Haben Sie zufällig eine Kamera dabei?«, fragte er den jungen Officer, der daraufhin stirnrunzelnd den Kopf schüttelte.
    Â»Auch keine Handykamera?«
    Â»Doch, mein privates Handy hat eine. Wieso?«
    Â»Ich möchte, dass Sie für mich ein paar Fotos von den Schaulustigen machen.«
    Â»Von den
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