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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten
Autoren: Ami McKay
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Everett geschickt. Miss Bix betrieb nun ihr eigenes Haus im Norden von Boston und hatte Miss Everett gebeten, die Byrne-Schwestern zu schulen und richtige Huren aus ihnen zu machen. Miss Everett würde den Preis für deren Jungfräulichkeit erhalten, Miss Bix und die Byrne-Schwestern würden dann die Früchte dieser sorgfältigen Ausbildung ernten.
    An dem Tag, als Mr. Wentworth zurückkehren sollte, kam Dr. Sadie, um die beiden Mädchen zu untersuchen und nach mir zu sehen. »Hast du noch Fragen zu dem Arrangement, das Miss Everett für dich getroffen hat?«
    Â»Nein«, erwiderte ich und hielt ihrem Blick mühsam stand.
    Â»Versprich mir bitte, dass du dir den Mann sehr gründlich ansiehst«, sagte sie und konnte mir dabei kaum in die Augen schauen. »Du kennst die Anzeichen der Krankheit von Alice. Wenn er irgendein Symptom zeigt, oder es einen Hinweis darauf gibt, dass er zur Abwehr Quecksilber nimmt, musst du dich ihm sofort verweigern. Miss Everett geht darin mit mir d’accord. Und Cadet wartet vor der Tür.«
    Â»Aber Miss Everett verlangt von den Männern doch einen Beweis für deren Gesundheit!«
    Â»Du musst selbst auch auf der Hut sein«, sagte Dr. Sadie und griff nach meinem Handgelenk. »Wenn ein Mann bereit ist, eine große Summe für ein unberührtes Mädchen zu zahlen, hat er sicher auch genügend Geld, um einen Arzt zu finden, der ihm seine Gesundheit bescheinigt.«
    Miss Everett gab mir ebenfalls einige Worte mit auf den Weg. »Es ist eine Kunst«, sagte sie, als sie mich für die Nacht vorbereitete. »Besonders das erste Mal. Es gibt Regeln, Erwartungen, und, wenn du Glück hast, Genuss. Du kannst ruhig gelegentlich ein wenig unbeholfen erscheinen, solange deine Anmut darunter nicht leidet – du bist schließlich jung. Später kommt die Zeit, deine Handlungen und dein Gebaren zu kennen, aber beim ersten Mal ist deine Unschuld dein größtes Kapital. Und er soll keinen Grund haben, sie anzuzweifeln.«
    Mr. Wentworth hatte vorab ein Bouquet Rosen gesandt, das ich in einer Vase auf den Schminktisch stellte, neben das Set aus Bürste und Kamm, das mir Rose bei ihrem Abschied geschenkt hatte. Ich heftete meine Cartes de visite an die Wand neben dem Spiegel. Nachdem ich die Decken aufgeschlagen hatte, legte ich das große Paket, das mit den Blumen gekommen war, auf das Bett. Unter dem Band steckte eine Nachricht.
    Für mein Zigeunermädchen.
    In der Schachtel befanden sich ein weißes Hemd, ein samtenes Haarband und ein Rock aus lavendelfarbener Gaze. Das Hemdchen war am Hals gekräuselt, es saß anmutig an den Schultern, doch sein Ausschnitt reichte sehr tief. Beim Befestigen des Haarbands besah ich mich in den vielen Spiegeln ringsum. Mein Haar hatte noch immer nicht die Länge von einst, aber es reichte immerhin schon wieder über die Schultern. Um zu spielen, wonach Mr. Wentworth begehrte, würde ich es offen tragen, ohne Kämme.
    Ich holte Mrs. Wentworths Fächer unter meinem Kissen hervor und hielt ihn mir vors Gesicht. Ich malte mir aus, wie ich vor Mr. Wentworth sitzen, den Fächer auf- und zuschlagen und ihm die Grausamkeiten seiner Frau schildern würde. »Heute will ich Ihnen eine Geschichte erzählen, Mr. Wentworth«, würde ich ansetzen. Und dann, mitten in meiner Rede über ein armes Mädchen, das von einer garstigen Frau eingesperrt wurde, würde er den Fächer erkennen und mir versprechen, alles wieder gutzumachen und sich auf ewig um mich zu kümmern.
    Nachdenklich legte ich das seidene Fächerblatt an meine Wange. Ich hatte Mr. Wentworth eingefangen, weil ich die Wahrheit in den richtigen Augenblicken hatte ruhen lassen. Um Genugtuung zu erfahren, müsste ich ähnlich vorgehen. Wenn ich die Verhältnisse in seinem Haus aus den Angeln heben wollte – falls mir der Weg dorthin und durch ihn gelingen sollte –, durfte er nichts von meiner Vergangenheit wissen.
    Mr. Wentworth hatte anhand einer Liste, die Miss Everett für die Herren bereithielt, bereits über die Abfolge des Abends entschieden. Zunächst sollte ich ihn behutsam entkleiden, dem würde ein heißes Ölbad folgen. Viele Männer wünschten sich, mit Öl eingerieben oder mit Federfächern gekitzelt zu werden. Obwohl so etwas allein dem Vergnügen der Männer diente, hatte mich Dr. Sadie dazu angehalten, bei der Gelegenheit auch auf mich selbst zu achten und
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