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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn
Autoren: Margaret Weis
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Prolog
    Melisande schloss die Augen. Ein letztes Mal holte sie angestrengt Luft und atmete seufzend wieder aus. Ihr Kopf sank zur Seite. Die Augen klappten auf und starrten Bellona blicklos an. Sie schauten ins Leere.
    Mit einem erschütterten Aufschrei warf sich Bellona über ihre Freundin.
    Unter dem Bett lagen die Kinder im Blut ihrer Mutter und klagten, als ob sie alles verstünden.
     
    Melisandes Söhne.
    Der eine ein Mensch, gezeugt durch Liebe und Magie.
    Der eine halb Mensch, halb Drache, gezeugt aus Bosheit.
    Beide wurden versteckt. Der eine so, dass alle Welt ihn sehen konnte. Der andere im undurchdringlichen Wald eines trauernden, verbitterten Herzens.
    Nichts entwickelte sich so, wie die Drachen es geplant hatten.
     
    »Der Tod der Mutter war Verschwendung«, wütete Grald, der Drachenvater des halb menschlichen Sohnes. »Deine Amazonen sollten sie fangen und zu mir bringen. Sie hatte eine ungewöhnliche Begabung für die Drachenmagie, was man schon daran erkennt, dass sie meinen Sohn geboren hat und dass sowohl sie als das Kind überlebt haben. Ich hätte sie erneut benutzen können, um mehr solcher Menschen zu züchten.«
    »Du hast andere gefunden, die demselben Zweck dienen. Was Melisande angeht, so war sie tatsächlich ungewöhnlich begabt«, stellte Maristara ungerührt fest. »Die Bedrohung, die sie darstellte, war jedoch weitaus größer als ihr möglicher Nutzen. Sie war die Einzige auf der Welt, der die Wahrheit über die Drachenmeisterin bekannt war.«
    »Damit hat sie nur dich bedroht«, grollte Grald.
    »Wer mich bedroht, bedroht uns beide«, gab Maristara zurück. »Ohne die Kinder aus Seth hättest du keine Stadt, keine Untertanen und keine Armee.«
    »Eine Armee haben wir noch nicht.«
    »Aber bald. Jetzt, nachdem Melisande beseitigt ist, können wir unsere Pläne vorantreiben«, hielt Maristara fest, während sie im Geist ihre Klaue ausfuhr und einmal drehte.
    »Und das Parlament?«
    »Das Drachenparlament wird tun, was es seit tausend Jahren tut. Reden. Debattieren. Beschließen, nichts zu beschließen. Dann fliegen sie in die Sicherheit ihrer geheimen Horte und gehen schlafen.«
    »Und der Wanderer? Drakonas.« Grald knurrte seinen Namen mit einer Inbrunst, als wolle er an ihm wie an einem Knochen herumnagen. »Du musst zugeben, dass er eine Bedrohung ist – oder dazu werden könnte.«
    »Das stimmt. Wir werden uns um ihn kümmern, aber alles zu seiner Zeit. Er hat es geschickt eingefädelt, dass er unsere einzige Verbindung zu den Kindern ist, zu Melisandes Söhnen. Besonders zu deinem Sohn. Wenn wir ihn umbringen, haben wir keine Chance mehr, sie je ausfindig zu machen. Außerdem – bedenke den Aufruhr, wenn er so plötzlich tot wäre. Am Ende würde das Parlament sich doch zum Handeln entschließen. Wiegen wir sie lieber in Sicherheit. Sollen sie weiterdösen, und Drakonas soll weiter auf Menschenbeinen durch die Welt wandern.«
    »Solange wir diesen Menschenbeinen auf den Fersen bleiben«, konstatierte Grald.
    »Das ist die Voraussetzung«, stimmte Maristara zu.
    Drakonas hörte zwei Kinder weinen. Für Menschenohren war dies nichts Besonderes, denn jede Sekunde auf der Welt wurde vom Schrei eines Babys eingeleitet, weil immer irgendwo eine Frau neues Leben gebar. Die Schreie der Neugeborenen waren wie das Lied der Sterne.
    Das Ungewöhnliche daran war, dass Drakonas – der Wanderer, der Drache in Menschengestalt – die Schreie dieser beiden Kinder mit dem inneren Ohr wahrnahm. Die Babys selbst waren in weiter Ferne, doch das Drachenblut in den beiden verband sie mit ihm.
    Er stand bei dem Steinhügel, den er über dem Körper ihrer toten Mutter aufgeschichtet hatte, lauschte ihrer Klage und sprach zu ihr, die das Weinen derer, die sie in die Welt gesetzt hatte, nie mehr vernehmen würde.
    »Manche meiner Artgenossen würden es vorziehen, wenn deine Kinder jetzt tot in deinen Armen ruhen würden, Melisande. Besser für uns. Besser für sie. Dann könnten wir Drachen uns gähnend auf die andere Seite wälzen, beruhigt einschlafen und in tausend Jahren mal wieder erwachen. Aber die Kinder waren am Leben, und auch die Gefahr durch jene, die all dies verursacht haben, bleibt bestehen. Wir Drachen müssen wachsam bleiben. Deine Kinder wurden inmitten von Blut und Tod geboren, Melisande. Ich glaube, das war ein Omen.«
    Er legte eine Hand auf die kalten Steine und schrieb mit magischem Feuer die Worte:
     
    Melisande
    Drachenmeisterin
    Dann nahm er seinen Wanderstab zur Hand und
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