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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht
Autoren: Dean Koontz
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Zunächst einmal …
    Obwohl ich ziemlich schwatzhaft bin, fand ich es bisher noch nie nötig, einem Buch voranzustellen, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Im Falle der Serie, die Dean Koontz Frankenstein heißen wird, scheinen mir ein paar Worte zur Erklärung notwendig zu sein.
    Ich habe das Drehbuch für einen Pilotfilm von sechzig Minuten Länge zu einer Fernsehserie dieses Namens geschrieben. Ein Produzent und ich haben den Pilotfilm und zusätzlich einige Episoden miteinander ausgehandelt, die auf USA Network ausgestrahlt werden sollten. Da ihm mein Drehbuch gefallen hat, ließ sich Martin Scorsese – der legendäre Regisseur – als Executive Producer verpflichten. Außerdem konnte ein gefragter junger Regisseur, der von dem Drehbuch ebenfalls sehr angetan war, für das Projekt gewonnen werden. Auf Wunsch von USA Network schrieb ich eine zweistündige Version. Auf der Grundlage dieses Drehbuchs kam eine wunderbare Besetzung zusammen.
    Dann beschlossen USA Network und der Produzent, einschneidende Veränderungen müssten vorgenommen werden. An der Sendung in ihrer neuen Gestalt hatte ich keinerlei Interesse, und daher distanzierte ich mich davon. Ich wünschte ihnen alles Gute – und wandte mich der Aufgabe zu, das ursprüngliche Konzept in Buchform zu realisieren. Ich hoffte, beide Versionen würden in ihren unterschiedlichen Medien erfolgreich sein.
    Später äußerte auch Marty Scorsese den Wunsch, aus der Serie auszusteigen. Ich bin Marty dankbar für die Begeisterung und den Scharfblick, mit denen er an die Sendung herangegangen ist, die wir machen wollten. Für einen Mann, der schon so viel erreicht hat wie er, ist er erfrischend bescheiden, der Inbegriff von Takt und Anstand, und in einer
Branche, in der das bei vielen nicht der Fall ist, steht er mit beiden Füßen auf dem Boden.
    Auch bei dem verstorbenen Philip K. Dick möchte ich mich bedanken, einem großartigen Schriftsteller und einem netten Mann, der mir vor dreiundzwanzig Jahren von einer Bestellung bei seinem Lieblingschinesen erzählt hat – »etwas, was zu exotisch für die Speisekarte ist«. Endlich habe ich einen Roman gefunden, in den diese Anekdote passt. Das Hauptgericht, das Phil in die Flucht geschlagen hat, lässt Victor Frankenstein das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Denn die Macht des Menschen, aus sich zu machen, was ihm gefällt, bedeutet, wie wir gesehen haben, die Macht einiger Menschen, aus anderen zu machen, was ihnen gefällt.
    C. S. LEWIS: Die Abschaffung des Menschen

1
KLOSTER ROMBUK TIBET
    Deucalion schlief selten, doch wenn er es tat, dann träumte er. Jeder Traum war ein Alptraum. Keiner jagte ihm Angst ein. Schließlich war er selbst eine Ausgeburt von Alpträumen, und ein Leben voller Gräuel hatte ihn abgehärtet.
    Im Lauf des Nachmittags, als er in seiner schlichten Zelle schlummerte, träumte er, ein Chirurg öffnete seinen Unterleib, um eine mysteriöse Masse einzusetzen, die sich wand.
    Er war zwar wach, aber da er an den Operationstisch geschnallt war, blieb Deucalion gar nichts anderes übrig, als die Prozedur über sich ergehen zu lassen.
    Nachdem er wieder zusammengenäht worden war, spürte er, dass etwas in seiner Bauchhöhle herumkroch, als sei es neugierig und erkunde seine Umgebung.
    Hinter seiner Maske sagte der Chirurg: »Ein Bote naht. Ein Brief wird das Leben verändern.«
    Sowie er aus dem Traum erwachte, wusste er, dass es sich dabei um eine Prophezeiung handelte. Er besaß keine übersinnlichen Kräfte im klassischen Sinne, aber manchmal stellten sich Vorahnungen im Schlaf ein.

     
    In den Bergen von Tibet schuf ein glutroter Sonnenuntergang aus den Gletschern und Schneefeldern eine Illusion von geschmolzenem Gold. Die Zacken einer Klinge aus den Gipfeln des Himalaja mit dem Everest als Heft schnitten in den Himmel.
    Fernab von jeder Zivilisation beschwichtigte dieses gewaltige Panorama Deucalion. Seit einigen Jahren zog er es vor, Menschen zu meiden, mit Ausnahme der buddhistischen Mönche auf diesem windgepeitschten Dach der Welt.
    Auch wenn er schon lange nicht mehr getötet hatte, schlummerte in ihm immer noch die Anlage zu mörderischer Wut. Hier strebte er stets danach, seine dunkleren Triebe zu unterdrücken. Er suchte die Ruhe und hoffte, wahren Frieden zu finden.
    Während er von einem ungeschützten steinernen Balkon des weiß getünchten Klosters auf das ewige Eis hinausschaute, über das sich die Sonne ergoss, überlegte er sich, und das nicht zum ersten Mal, dass diese beiden
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