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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote
Autoren: Jaques Buval
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Geschehen ausgeliefert, bleiben die Angehörigen der Opfer zurück. Sie stehen schweigsam an den Gräbern ihrer Lieben. Bei der Beerdigung ihrer Angehörigen zitterte ihr Körper vor Schmerz.
    Ihre versteinerten Gesichter werden sich nie mehr erhellen.
    Längst hat sich die Wut dieser Menschen der Hilflosigkeit ergeben. Ohnmächtig vor Trauer benetzen ihre endlos fließenden Tränen die frische Grabeserde. Die Kinder lächeln dem Betrachter nur noch von Bildern der Grabsteine entgegen.
    Die Totenglocken in der Ukraine läuten leise im ganzen Land. Denn der »Henker seiner eigenen Seele«, er lebt noch immer. Er schrieb eine Symphonie des Schreckens, die im ganzen Lande zu hören war. Er hat sich bis zum Exzess ergötzt an den hellen Tönen der Schreie, der Angst seiner unschuldigen Opfer. Dieses Scheusal kannte keine Gnade und schreckte selbst vor Kleinkindern nicht zurück, raubte ihnen ihr unbeschwertes Lachen.
    Dabei denkt man an die Worte der älteren Dame im Gerichtssaal, die davon überzeugt war, das richtige Urteil für diesen Menschen zu kennen: »Man darf ihn auf alle Fälle nicht zum Tode verurteilen. Man sollte ihn stattdessen in eine Einzelzelle sperren, damit er völlig alleine bleibt. Dabei sollte man ihm ständig die Kinderstimmen vorspielen. Die Kinder sollten ununterbrochen weinen und immer wieder fragen:
    ›Warum tötest du uns? Warum tötest du uns?‹ Ständig soll er die Kinder weinen und schreien hören.«

    Anatolij Onoprienko hat Angst, wie noch nie in seinem Leben.
    Seine Augen flackern, seine schmalen Lippen werden zu einem Strich, wenn er den Platz des Todes betritt. Seine Blicke gelten den Gewehren des Wachpersonals, die auf ihn gerichtet sind.
    Er kann sie nicht genießen, die wenigen Minuten der Freiheit.
    Zu sehr schweifen seine Gedanken ab, denkt er an seine Zukunft. Die wenigen Runden in dem von Mauern umgebenen Hof verbreiten auch im Innern eines Serienmörders nur Angst.
    Jeder Schritt der kleinen Freiheit wird zur Tortur, zum Glücksspiel mit dem Tod. Nie kann er sich sicher sein, dass er den nächsten Schritt überlebt.
    Glaubt man den Kennern dieser Anstalt und den Gepflogenheiten dieses Hauses, erahnt man das Ende dieses Monsters. Niemand wird ihm helfen, wenn bei einer »Flucht«
    eine Kugel sein Leben beendet. Für ihn wird das Leben eine Gratwanderung zwischen Normalität und Wahnsinn bleiben.
    Anatolij Onoprienko wird während des Hofganges weiter seine einsamen Runden drehen. Die Folgen seiner Gräueltaten hat er nun zu tragen. Er kann weiter durch die zerschlissenen Fenster seiner Seele blicken, die doch nur die Fratzen des Todes offenbaren.
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