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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote
Autoren: Jaques Buval
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Ukraine 52 Menschen.
    Männer, Frauen, Greise und neun Kinder. Er wurde zum größten Serienmörder des Jahrhunderts in diesem Lande.
    Damit zog er mit Andrei Chikatilo gleich, dem bis dahin
    »fleißigsten« Serienmörder Russlands. Es ist das Ende der unheimlich kaltblütigen Karriere eines Menschen, der keine Gnade kannte.
    Dieses Monster ist betrübt darüber, dass es nur 52 Menschen waren, die es tötete. Sein eigentliches Ziel hat er, wie er bekundete, »leider« nicht erreicht. 365 Tote hatten es werden sollen, so sagte er. Ein Toter für jeden Tag im Jahr. Warum er dies tat? Er, der Chirurg Satans, gibt die Antwort darauf selbst:
    »Ich habe mich wie ein Mediziner auf höchster Ebene gefühlt.
    Wie ein Arzt, der einen Menschen aufschlitzt, eine Schlange im Bauch entdeckt und dann damit beginnt, diese Schlange zu untersuchen. Ich habe mich nicht als einfacher Mörder gefühlt, sondern als Arzt. Ich war gleichzeitig Psychiater, Anästhesist und Chirurg. Ich war auch ein Forscher. Und wenn man das aus dieser Sicht betrachtet, bin ich einmalig auf der Erde. Ich verfüge über Erfahrungen, die kein Mensch auf dieser Erde bisher gemacht hat. Ich weiß ganz genau, wie sich ein Opfer in Todesangst und während des Tötens verhält. Und ich weiß vor allem, was ich selbst dabei empfinde. Das sind unglaubliche Erkenntnisse.«
    Der kleine unscheinbare Mann wirkt erschreckend intelligent und auf äußerst verwirrende Art und Weise klar im Kopf.
    Kaum zu glauben, dass Onoprienkos größte Obsession das kaltblütige Töten von unschuldigen Menschen war.
    Weiter gibt er zu bedenken, wenn er von seinen Taten spricht: »Wenn ein Soldat im Krieg auf seinen Gegner schießt, sieht er nicht genau, wen er da trifft. Auch Verbrecher, die nur wenige Menschen umbringen, können sich während des Mordens nicht richtig kontrollieren. Und sie können danach keine Analyse durchführen. Da ich aber sehr viele Menschen umgebracht habe, konnte ich jeden Mord analysieren, meinen eigenen Zustand und den Zustand der Opfer vor dem Mord, währenddessen und danach … Ich bin nicht freiwillig auf diese Erde gekommen, um so etwas zu tun. Ich habe mich nicht selbst ernannt. Ich bin hier, um eine Mission zu erfüllen. In einem Buch des russischen Schriftstellers Bulgakov gibt es einen Helden mit Namen Messias. Er war böse, und so bin ich auch. Meine Mission bestand darin, hierher zu kommen und das zu tun, was ich getan habe. Und die Menschen sollten sich damit beschäftigen.«
    Lange genug durfte Anatolij Onoprienko reden. Bei den Ermittlungsbeamten, in den Interviews, die er gerne gab und genoss, und in der Hauptverhandlung. Auch während der Fahrt, nach seinem Urteil, auf dem Weg zu seiner Zelle.
    Doch nun gilt es für ihn, seine Strafe zu verbüßen. Er darf nicht mehr in der Öffentlichkeit philosophieren und versuchen, seine starken hypnotischen Kräfte unter Beweis zu stellen. Eine andere Welt hält Einzug in seinem Leben. Nun wird er in Einzelhaft weggesperrt, unter den schwersten Haftbedingungen, die dieses Land zu bieten hat.
    Von nun an trägt er nicht mehr seine bunt gestrickte Jacke, nicht mehr seine »Henkersmütze«, die zu seinem Markenzeichen wurde. Er trägt die Kleidung eines Todeskandidaten, wie es die Strafvollzugsordnung des Landes seit Jahrzehnten vorschreibt. Zum Tode verurteilte Gefangene erhalten eine Spezialkleidung. Nicht wärmere Kleidung, die sie sich so sehnlichst wünschen, erhalten sie, sondern auffälligere. Er erhält einen blauen Anorak und eine blaue, wattierte Skihose.
    Längsstreifen von der Schulter bis zum Knöchel sind mit reflektierender Ölfarbe von Hand auf die Kleidung gemalt. Mit gesenktem Blick, wortlos streift er sich die unbeliebte Kleidung über. Er wirkt ängstlich, ja nachdenklich. Ihm ist nicht wohl in seiner Haut. Er weiß längst, was diese Kleidung zu bedeuten hat. Viele Menschen vor ihm haben sie nur für kurze Zeit getragen. Jeder Schritt, den er nun tut, geschieht unter der strengen Bewachung des Sicherheitspersonals, Tag und Nacht, 24 Stunden, jeden Tag. Es ist das Ende seiner unheimlichen Karriere. An Hand- und Fußschellen gefesselt, zwei Beamte an jeder Seite, bringt man ihn nach dem Umkleiden zurück zu seiner Zelle. Diese Kleidung hat Wirkung auf den selbst ernannten Philosophen. Sie führt ihn zurück auf den Weg des Nachdenkens über all das, was er den Menschen angetan hat. Schweigsam lässt er alles über sich ergehen und beschreitet stumm seinen letzten schweren Gang.
    Nun erlebt
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