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Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster

Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster

Titel: Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster
Autoren: Roman
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Einführung
    „Jede Nation spottet über die andere, und alle haben Recht.“ Dieses Zitat wird dem deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) zugeschrieben, der damit zweifelsohne Recht hat.

    Nichts ist einfacher, als sich über die kulturellen Eigenarten anderer Nationen zu mokieren, wenngleich es in der globalisierten Welt Gott sei Dank zunehmend offener und grenzüberschreitend freizügiger zugeht und sich die Rede über den so genannten Volkscharakter einer Nation von daher schon verbietet. Zumindest in der westlichen Hemisphäre, wo Hinz und Kunz tagtäglich durch die Gegend jetten und Jobs und Wohnorte wie die Hemden wechseln, sorgt heute vielmehr derjenige für den Spott seiner Mitmenschen, der noch in den nationalen Kategorien vorvergangener Jahrhunderte denkt. Die Zeiten haben sich geändert: „Die Engländer“ spazieren nur noch selten im Tweed, mit Melone und Regenschirm durch den Hydepark, „die Franzosen“ nuckeln kaum noch, mit einer schwarzen Baskenkappe bemützt, an einer Gauloise – und „die Deutschen“ marschieren nur noch zum Gefallen Hollywoods mit Pickelhaube und Drillich durch das Brandenburger Tor.

    Eines aber hat sich nicht verändert: Recht, Gesetz und Bürokratie. Und dies gilt für alle Nationalstaaten und für alle Zeiten. Die Vorstellung vom „panta rhei“, die auf den griechischen Philosophen Heraklit zurückgeführt wird –, dass alles fließt, sich alles fortbewegt und nichts bestehen bleibt –, gilt für alle Lebensbereiche, mit Ausnahme von Recht und Gesetz. Sofern Sie das für eine Übertreibung oder
Fehlinterpretation halten, nehmen Sie doch einmal das Buch „Nackt duschen streng verboten – Die verrücktesten Gesetze der Welt“ zur Hand, und brechen Sie zu einer kleinen Exkursion durch den Dschungel von Paragrafen, Verordnungen und Ausführungsbestimmungen auf, die Sie teils verdutzt und teils erheitert zurücklassen wird. Besonders die Vereinigten Staaten von Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, tut sich hier hervor. Mit schier unmöglichen Gesetzen aus der Zeit der Indianerkriege und ungezählter Verbote in allen Bundesstaaten, die die persönliche Freiheit rigoros begrenzen. Besonders, was das Thema Zwischenmenschliches betrifft. Da schlagen die Puritaner unbarmherzig zu (so dass nicht einmal unbekleidetes Duschen erlaubt ist) und skalpieren alle natürlichen menschlichen Triebe.

    Trotzdem haben auch wir Europäer uns vergangen und gehören gehörig bestraft. Vergangen nämlich am Ansehen der Vereinigten Staaten, deren Gesetzgebung und Rechtsprechung vielerorts zwar „von gestern“ ist, die damit jedoch nicht allein auf der Welt sind. Im Gegenteil: Die leibliche Mutter aller wild gewordenen Gesetzgeber, Rechtspfleger und -ver-weser, Advokaten, Richter und Bürokraten ist offensichtlich Europa. Insofern verbüßen wir unsere Strafe, kehren vor der eigenen Tür und legen nach.

    Ziehen Sie sich warm an, denn den dieses Buch wird Ihnen die Augen öffnen über das, was die Alte Welt zusammenhält. Nicht die Aufklärung ist es, nicht der Schlachtruf der Französischen Revolution, nicht die
Wurzeln der abendländischen Kultur. Nein: das finstere Mittelalter! Lediglich die Erlasse und Verordnungen von Bürokraten und Gesetzgebern, die mit selbst auferlegter und hochnotpeinlicher Akribie die Welt ordnen, regeln und in Kategorien unterteilen, liefern den Kitt, der die menschliche Gemeinschaft zu einem Ganzen macht. Nur sie wissen, was Gut und Böse, Richtig und Falsch ist, was sich schickt und was unschicklich ist.

    Wussten Sie etwa, dass die EU-Bürokratie nicht nur unschuldige Gurken und Bananen einer paragrafischen Inquisition unterzieht, die Farbenmischung einer harmlosen tiefgefrorenen Pizza Napoletana vorschreibt und die Zusammensetzung des Honigs verordnet, sondern auch die Länge des angeblich liebsten Stücks des Mannes? Oder, dass die Brüsseler Gurkentruppe den Niederländern den Bau von Seilbahnen verordnet – weil, nun ja, weil einfach alles in der Europäischen Union harmonisiert und vereinheitlicht werden muss? Kein Wunder, dass man in dem schon namentlich niederen Ländchen Ströme von Tränen lacht. Aber bitte schön, außerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitszeit, und zwar auf die Sekunde genau! Denn nichts ist dem Amtsschimmel in der belgischen Metropole so sehr verhasst wie Ungenauigkeit. Deshalb legt er die Zeiteinheit einer Sekunde wie folgt fest: „Die Sekunde ist C1 das 9. 192.631.770-fache der
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