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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht
Autoren: Bruno Morchio
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Alibi zu benutzen. Sie wissen, dass ich eine Knarre habe. Ich würde Sie überall aufspüren und dafür bezahlen lassen.«
    Da drehte sich Martine Ganci um und ging zu dem Jeep zurück. Ohne etwas zu erwidern. Ohne etwas einzuwenden. Ohne noch etwas zu fragen.
    Laura hatte sich unterdessen davongestohlen und war ins Haus gegangen, um nach Aglaja zu sehen. Virgilio kam zu mir und fasste mich am Arm.
    »Wie du zugerichtet bist«, sagte er kopfschüttelnd. »Komm mit rein und mach dich erst mal frisch.«
    Wir gingen gemeinsam in Richtung Veranda, während er die Französin nicht aus den Augen ließ, die langsam die Tür des Cherokee öffnete und sich neben ihren Liebhaber setzte. Im Blick meines Freundes entdeckte ich einen Anflug von Mitleid. Aber vielleicht war auch das nur Einbildung.
    »Ich habe dich noch nie so sprechen hören. Verachtest du sie so sehr?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ein stechender Schmerz im Nacken zwang mich, eine Hand fest gegen die Halswirbelsäule zu drücken. »Das ist keine Verachtung. Das ist Wut.«
    »Weil sie ihren Mann hat umbringen lassen?«
    »Das wissen wir nicht. Vielleicht hat sie ja auch nur ein bisschen nachgeholfen. Aber das Motiv bringt mich auf die Palme: einzig und allein ihre operettenhaften Wahnvorstellungen!«
    Virgilio schüttelte den Kopf.
    »Glaubst du immer noch, dass der Junge nichts damit zu tun hat?«, fragte er schließlich. Doch die Antwort kannte er schon. Daher fügte er nach kurzem Schweigen hinzu: »War das mit dem Ausritt nicht Gancis Idee?«
    »Ja, schon, nur hat er sich so sein eigenes Grab geschaufelt.«
    In diesem Moment fing mein Handy an zu läuten. Wenn es Clara gewesen wäre, hätte ich ihr erklärt, dass ihre Tochter beschlossen hatte, nach Hause zu kommen. Es war jedoch nicht Clara. Es war Gina Aliprandi. Ich hatte nicht die geringste Lust, mit ihr zu sprechen, und drückte daher Virgilio das Telefon in die Hand.
    »Tu mir den Gefallen, und red du mit ihr.«
    Ich ließ ihn einfach im Hof stehen und ging hoch auf die Veranda, wo ich mich gegen das Geländer lehnte. Der Blick von hier hatte schon immer eine ganz besondere Faszination auf mich ausgeübt. Die Sonne sah aus wie eine vollreife, saftige Frucht, die langsam hinter den Bergen von Sarrala versank. Sie sprenkelte den Feigenbaum mit orangefarbenen Lichtpunkten und tauchte den Himmel, an dem bereits die fahle Sichel des Mondes zu sehen war, in gleißende Farben. Vielleicht sollte ich langsam daran denken, nach Hause zu fahren, um den Sonnenuntergang wieder im Schatten des Monte Beigua zu erleben.
    Das Telefonat mit Gina war offensichtlich beendet, denn Virgilio hatte das Handy zugeklappt und kam nun die Stufen zur Veranda hoch.
    »Sie haben Valentino Sanna gefunden«, teilte er mir mit. »Er hat Genua nie verlassen, sondern lag in einer heruntergekommenen Wohnung in der Altstadt, bis oben hin vollgepumpt mit Heroin. Morgen fährt er in die USA zu einer Entziehungskur. Auf Kosten deines Auftraggebers.«
    »Na, das ist doch schön«, antwortete ich trocken. »Dann sind jetzt alle zufrieden. Ich müsste dich übrigens noch um einen Gefallen bitten.«
    »Soll ich mit Maresciallo Giraudo sprechen wegen Aglaja?«
    »Wegen Aglaja? Wieso? Nein, ich möchte, dass du mit deinem Schwager sprichst, dem Hirten. Frag ihn mal, ob er einen
caglio di capretto
zu verkaufen hat. Ich muss noch ein Versprechen einlösen.«

Informationen zum Buch
    Sardinien, 1994.   Auf der Schnellstraße Carlo Felice kommt es zu einem bewaffneten Überfall auf einen Geldtransporter der Banco di Sardegna. Die Räuber können unerkannt flüchten. Ihre Beute: zehn Milliarden Lire. Nur einer bleibt nach einem Schusswechsel mit den Sicherheitsleuten verletzt liegen: Gabriele Sanna wird verhaftet und zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt.
    Zwölf Jahre später wird Bacci Pagano von Sanna beauftragt, seinen drogenabhängigen Sohn Valentino auf Sardinien zu suchen. All die Jahre hat der Inhaftierte die Namen seiner ehemaligen Komplizen nicht preisgegeben, weshalb er vermutet, dass Valentino seinen Anteil der Beute einfordern will. Die Ankunft des Genueser Privatdetektivs auf Sardinien ruft auch sofort einige zwielichtige Personen auf den Plan, die sich um sein »Anliegen« kümmern. Für einen Außenstehenden ist es nicht leicht, die verschworene Gemeinschaft der Inselbewohner zu durchschauen   …

Informationen zum Autor
    Bruno Morchio, geboren 1954 in Genua, hat Psychologie und italienische Literatur studiert und arbeitet heute in
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