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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht
Autoren: Bruno Morchio
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Meter Abstand von meiner Schaufel. Vielleicht hatten ihn die Schläge, die er eingesteckt hatte, vorsichtig gemacht. Sein Hemd und seine Hose waren blutbefleckt, seine gebrochene Nase musste höllisch schmerzen, und auf seiner Stirn prangte ein großer rötlicher Bluterguss. Meine Vespa stand jetzt direkt hinter mir, noch immer mit laufendem Motor. Die Schaufel angriffsbereit, ging ich ganz langsam rückwärts darauf zu, während ich die beiden im Auge behielt.
    Inzwischen hatte sich das Feuer immer weiter ausgebreitet, und der Rauch hing dick über der Straße, sodass man kaum noch etwas sehen konnte. Meine Angreifer versuchten, sich weiter gefährlich zu geben, der Dicke hatte sich erhoben, aber irgendwie schienen sie selbst nicht mehr davon überzeugt zu sein, den Kampf gewinnen zu können. So verharrten wir alle drei lauernd. Plötzlich hörten wir ein Auto näher kommen, der Wagen hielt und zwei Türen wurden kräftig zugeschlagen.
    Es waren zwei Männer um die fünfzig. Aufgrund des dichten Rauchschleiers konnten sie nicht sehen, was sich zwischen uns drei schemenhaften Gestalten abspielte.
    »He, was macht ihr da? Seht ihr nicht, dass hier alles brennt?«, schrien sie uns auf Sardisch zu.
    »Schnell, reißt Zweige von den Büschen. Wir müssen den Brand löschen!«
    Während wir hörten, wie der eine fluchend ein paarZweige von den Büschen brach, um damit die Flammen auszuschlagen, rief der andere mit seinem Handy wohl die Feuerwehr. Da wir uns immer noch nicht bewegten, machte der Erste schließlich ein paar Schritte auf uns zu und erkannte endlich den Dickwanst.
    »Ach, du bist es, Zi’ Salvatore.«
    »Wer?«, rief der andere, der neben dem Auto stehen geblieben war und die ganze Zeit in sein Handy geschrien hatte.
    »Salvatore Canu«, rief ihm sein Begleiter zu, worauf ich die Unaufmerksamkeit der vier nutzte, zu meiner Vespa lief, mich auf die Sitzbank schwang und den Gang einlegte.
    »He!«, konnte der Mann mit dem Handy nur noch brüllen, da war ich auch schon an ihm vorbei und brauste davon.
    In wenigen Sekunden hatte ich sie hinter mir gelassen und raste in Richtung Foxi Manna davon.
    Rücken, Gesicht und Arme taten mir höllisch weh, und die Augen brannten, als steckten Tausende Nadeln darin. Der ätzende Rauchgeruch hatte sich in meinen Lungen festgesetzt und mischte sich mit dem Ziegenmist und dem süßlichen Geschmack des Blutes auf meiner Zunge, und ich spürte, wie mir der Schweiß hinunterrann. Sicher stank ich wie ein Ziegenbock. Aber das war noch gar nichts. Viel mehr machte mir ein ganz anderer Geruch zu schaffen. Ich hatte ihn vom allerersten Nachmittag auf der Insel an wahrgenommen. Er hatte mich bis in Gancis Villa verfolgt und war mir auch in der Bar von Tertenia begegnet, wo ich Aristarco getroffen hatte. Wie schleichendes Gift odereine Droge hatte er sich in meine Poren gesetzt, hielt mich in ständiger Alarmbereitschaft und verstärkte in mir das Gefühl, dringend handeln zu müssen, während die Angst immer größer wurde, nicht rechtzeitig am Ort des Geschehens zu sein. Etliche Male hatte ich ihn auch vorher schon in der Nase gehabt, und ich wusste nur zu gut, was das war.
    Es war der Geruch des Todes.

»Dieses kleine Miststück von Tochter …«
    Die Vespa brachte mich in Windeseile zu der Abzweigung nach Melisenda und Barisoni. Ich passierte die ersten Häuser von Foxi Manna, raste an dem kleinen Fußballplatz und am Supermarkt vorbei, ließ die Pizzeria und die sich über den Berghang erstreckenden Weinberge hinter mir, um nach dem Eingangstor des Loi-Anwesens nach links abzubiegen und auf der Nuraghen-Straße weiterzufahren. Auf der Fahrt ließ ich noch einmal die jüngsten Ereignisse Revue passieren. Von der Begegnung der Französin mit Aristarco bis hin zu dem Brand, den die Canu-Brüder gelegt hatten. Aristarco musste sie mit seinem Anruf vorgewarnt haben. Darüber hinaus ließen die verdächtige Freundlichkeit von Martine Ganci am Nachmittag und ihre eilfertigen Beschwichtigungsversuche nach meinem Zusammenprall mit Vincenzo in mir den Verdachtaufkeimen, dass diese Frau einen konkreten Plan verfolgte, der keine Abweichungen zuließ.
    Als ich die weißen Säulen der Einfahrt zur Villa passierte, beschlich mich noch deutlicher als das erste Mal das Gefühl, als käme ich auf einen Friedhof. Der Hof lag leer und verlassen da.
    Die Schwüle hatte weiter zugenommen und hüllte das Haus in einen feinen Dunst, wie in einen Schleier des Vergessens, und irgendwie wurde ich das
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