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P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)

P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)

Titel: P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
Autoren: Melissa Hill
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1. Kapitel

    L eonie Hayes sah sich verstohlen um, als sie sich in die Schlange einreihte. Es war blöd, doch sie hatte Angst, auf jemanden zu stoßen, den sie aus Dublin kannte, jemanden, der sie erkennen und der sich fragen könnte, was sie hier tat. Nun, sie nahm an, es war offensichtlich, was sie hier tat (taten sie nicht alle dasselbe?), doch sie wollte sich eigentlich nicht über die Gründe und Ursachen ausbreiten. Nicht, dass es irgendjemanden anginge, aber trotzdem. Sie löste die Krokodilspange, die sie trug, und ließ ihr langes kastanienbraunes Haar dichter um ihr Gesicht hängen.
    »Gehen Sie bitte vorwärts … hier entlang bitte … bitte weitergehen«, drängte ein Offizieller in der Nähe, während der lange Strom aus Menschen sich langsam vorwärtsbewegte.
    Was tue ich hier nur?, fragte Leonie sich und empfand blitzartig ein Zaudern, während sie mit der Schlange nach vorne ging. War es jetzt zu spät, sich umzudrehen und nach Hause zu fahren, zurück zu allem, was bequem, normal und vertraut war? Doch genauso schnell erinnerte sie sich, dass jetzt alles anders und es zu Hause nicht mehr bequem oder auch vertraut war – alles hatte sich verändert.
    Der schrille Klingelton ihres Handys in ihrer Handtasche unterbrach ihre Gedanken, und Leonie durchwühlte kurz ihre Sachen, nahm das Handy heraus und sah auf die Nummer auf dem Display.
    Grace schon wieder.
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Es war der dritte Anruf ihrer besten Freundin in drei Tagen, und obwohl sie wusste, sie sollte den Anruf annehmen, konnte sie im Augenblick einfach mit keinem reden. Es würde zu viele Fragen geben, und sie konnte im Moment kaum ihre eigenen Gedanken sortieren, ganz zu schweigen davon, zu versuchen, sie jemand anderem zu erklären. Vielleicht, wenn … wenn sich alles ein wenig beruhigt hatte und sie wusste, wo sie war, könnte sie ihr alles ein bisschen besser erläutern. Grace würde sich Sorgen machen, aber wäre sie nicht noch beunruhigter, wenn sie herausfände, wo Leonie war und was sie jetzt tat?
    Ja, viel besser war es zu warten, als zu riskieren, Grace noch mehr zu beunruhigen, beschloss sie und versuchte ihr Bestes, den schrillen Klingelton zu ignorieren, der noch drängender klang als normal.
    Bald hörte das Klingeln auf, und auf die kurze Stille folgte schnell das doppelte Piepsen, das eine Nachricht anzeigte. Leonie lauschte.
    »Lee, ich bin es wieder«, sagte Grace, und Leonie konnte die Zwillinge im Hintergrund kreischen hören. »Wo bist du denn? Ich versuche seit einer Ewigkeit, dich zu erreichen. Ich habe es auch auf deiner Festnetznummer probiert, aber auch da antwortet keiner«, fügte sie enttäuscht hinzu. »Ich hoffe nur, dass alles in Ordnung ist, oder wichtiger noch, dass du in Ordnung bist. Ich bin sicher, dass das Wochenende hart war, aber … Hör zu, ruf mich doch bitte zurück, wenn du das hier hörst, ja? Ich bin den ganzen Tag hier, wie immer«, setzte sie sarkastisch hinzu. »Bitte ruf mich zurück. Ich hoffe, bald mit dir reden zu können. Tschüs.«
    Leonie klappte das Handy zu. Sie hätte den Anruf wirklich annehmen sollen. Inzwischen war es verständlich, dass Grace sich verrückt machte. Sie hatte jedoch nicht vorausgesehen, dass ihre Freundin in ihrer Wohnung anrufen würde, und es war interessant (aber keine Überraschung) zu hören, dass auch dort niemand abgenommen hatte.
    Nun, es war noch reichlich Zeit, sich später deswegen zu sorgen. Jetzt musste sie aufhören nachzudenken und einfach weitermachen, bevor sie es sich anders überlegte. Obwohl es dafür ein bisschen spät war, oder?
    Natürlich würde sie mit Grace reden, aber erst wenn sie dazu bereit war. Und wichtiger noch, wenn sie wusste, dass es sicher wäre. Trotzdem, dachte sie und biss sich auf die Lippe, ist es eigentlich nicht fair, dass sich in der Zwischenzeit jemand unnötig sorgte. Sie klappte das Handy wieder auf und wählte die Mailbox ihrer Freundin. Eine feige Lösung, doch unter den Umständen musste es reichen.
    »Grace, hallo, ich bin’s. Es tut mir so leid, dass ich mich nicht vorher gemeldet habe, aber es war alles so schrecklich …« Unwillkürlich brach ihre Stimme, und sie hatte einen dicken Kloß in der Kehle. Dann schluckte sie schwer und atmete tief ein, bevor sie fortfuhr: »Wollte dich nur wissen lassen, dass es mir gutgeht, und danke, dass du angerufen hast. Ich verspreche, ich werde dir alles so schnell wie möglich erzählen, aber wenn du nichts dagegen hast, glaube ich, ich
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