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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht
Autoren: Bruno Morchio
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zu suchen.«
    »Sagten Sie nicht gerade, dass Sie hier Urlaub machen?«
    »Meine Tochter macht hier Urlaub. Sie ist gegen den Willen ihrer Mutter hergekommen. Wir leben getrennt.«
    Er nickte wortlos, um mir zu bedeuten, dass er verstand, als mein Freund gerade aus dem Haus gerannt kam.
    »Was ist denn mit dir passiert? Und wo ist Aglaja?«, rief Virgilio völlig außer sich.
    »Ganci ist tot«, erklärte ich ihm und fuhr mir mit der Handkante über die Kehle. »Von Aglaja weiß ich nichts. Ich habe sie gegen drei Uhr zum letzten Mal gesehen, gleich nach dem Mittagessen.«
    »Oh Gott …!«, war das Einzige, was er hervorbrachte.
    Auf seinem Gesicht zeigten sich von einem Moment auf den anderen Sorge und Traurigkeit. Letzteres wegen Otello Ganci, dem Mörder von Mario Canu. Und das, obwohl er den Mann immer gehasst und sich alldie Jahre von ihm ferngehalten hatte. Sicher wunderte er sich selbst über seine emotionale Reaktion.
    »Wie?«, schaltete sich der Maresciallo wieder ein, während er in den Jeep stieg. »Sie haben Ihre Tochter also nach dem Mittagessen zum letzten Mal gesehen?«
    »Ich bin um drei Uhr zu Gancis Villa gefahren …«
    »Und da haben Sie ihn tot aufgefunden?«
    »Nein, Maresciallo. Um die Uhrzeit hat er noch gelebt. Bei ihm waren seine Frau und sein …«, mir fiel der richtige Begriff nicht gleich ein, »…   Leibwächter, Vincenzo Puddu.«
    »Und weiter?«
    »Die beiden sind mit dem Auto weggefahren, nachdem ich mir einen Faustkampf mit Puddu geliefert hatte …«
    »Der Ihnen die Lippe blutig geschlagen hat.«
    »Nein, nein. Wenn Sie gestatten – ich habe ihn ohne Probleme außer Gefecht gesetzt. Ein Kinderspiel.«
    »Und weiter?«, fragte der Carabiniere ungeduldig, denn immerhin wartete ein Mordopfer auf ihn.
    »Bei meinem Gespräch mit Signor Ganci ist mir klar geworden, dass die beiden ihn beseitigen wollten.«
    »Sie waren also allein mit Signor Ganci, bevor er gestorben ist?«
    »Ja, ich glaube, ich war der Letzte, der ihn lebend gesehen hat – und auch der Erste, der ihn tot aufgefunden hat.«
    »Das ist nicht möglich«, wandte er ein.
    »Wieso nicht?«
    Wie eine kurze Böe huschte ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht. Doch er verkniff es sich sogleich undnahm schnell wieder die steife Diensthaltung an, mit der er seine Uniform ausfüllte.
    »Weil das der Mörder war.«
    Damit hatte er recht. Dieses Privileg war jemand anders zugefallen.
    »Und weiter?«, fragte er mich zum dritten Mal.
    »Gegen vier Uhr bin ich nach Hause gegangen, um meine Vespa zu holen, und da war meine Tochter schon nicht mehr da. Dann bin ich nach Tertenia gefahren und habe mit Signor Aristarco gesprochen, der eine nicht unbedeutende Rolle in der ganzen Geschichte spielt. Auf dem Rückweg nach Sarrala haben mich die Canu-Brüder aufgehalten, die mit einem Kanister Benzin Feuer gelegt hatten. Bei der Schlägerei mit den beiden habe ich mir diese Verletzungen hier zugezogen.«
    »Mit den beiden?«
    »Sie waren zu zweit. Der dritte war, glaube ich, hier in Sarrala.«
    »In Sarrala? Weshalb das denn?«
    »Das müssen Sie schon ohne mich herausfinden, Maresciallo. Sie werden doch wohl nicht erwarten, dass ich die ganze Arbeit für Sie mache. Nur lassen Sie mich Ihnen einen Rat geben. Überprüfen Sie die Handys der drei Brüder und das von Aristarco. Sie werden sehen, dass sie zwischen drei und fünf Uhr nachmittags geglüht haben.«
    Jetzt hatte er endgültig genug.
    »Halten Sie sich zu unserer Verfügung«, wies er mich streng an und befahl dann dem jungen Carabiniere, der bereits am Steuer saß, den Motor zu starten.
    »Sie haben etwas vergessen, Maresciallo.«
    »Und was, bitte?«
    »Die Kopie des Gerichtsbeschlusses.«
    »Oh    … Stimmt.« Er schlug sich mit der Hand an die Stirn und zog zwei Blätter aus einem Ordner vom Rücksitz des Jeeps. »Lesen Sie sich das hier durch. Und unterschreiben Sie die Empfangsbestätigung.«
    Ich deutete einen Militärgruß an und sah dem Geländewagen nach, wie er auf die asphaltierte Straße bog, als ich Virgilios sorgenvolle Stimme hinter mir hörte.
    »Wo kann Aglaja bloß sein, verdammt noch mal?«
    »Ich habe da einen Verdacht, und ich hoffe von ganzem Herzen, dass ich recht behalte«, sagte ich nur.
    Er sah mich mit gerunzelter Stirn, aber erwartungsvoll an, doch im gleichen Moment zog das Dröhnen eines Motors unsere Aufmerksamkeit auf sich.
    »Da kommt sie ja schon«, sagte ich und legte den richterlichen Beschluss auf der Motorhaube des
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