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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Wie ein funkensprühender Pfeil zog das Raumschiff seine Bahn durch die Nacht.
    Ein Schiff in der Weite des Alls, unterwegs zu den Sternen. Ein Schiff, dem die letzten Terraner auf ihrem Marsch durch die Wüste nachsahen, als blickten sie über einen Abgrund hinweg: jenen Abgrund von Jahrtausenden, der sich mitten in ihrem Leben aufgetan hatte und sie zu Fremden in dieser Welt machte.
    Das verblassende Licht der Marsmonde zeichnete harte Schatten in den Staub. Stumm starrten die Menschen zum Himmel: halbnackte Krieger mit gegürteten Schwertern und leichten Rundschilden auf den Rücken, erschöpfte Frauen, Kinder, in deren weiten Augen sich die Wunden der neuen, unbekannten Welt spiegelten. Fast hundert waren es, die durch die endlose rote Wüste zogen. Gefangene des Mars. Terraner, Söhne der seit Jahrtausenden zerstörten Erde. Sklaven, die ihre Ketten zerbrochen hatten und um ihre Freiheit kämpften - mit nichts als Schwertern und ein paar erbeuteten Strahlenwaffen gegen die grenzenlose Macht jener Welt, die sich Vereinigte Planeten nannte. Eine Welt des Friedens, die doch von mörderischen Waffen starrte.
    Eine Welt ohne Krieg und Gewalt, deren Bürger doch entschlossen waren, ein ganzes Volk zu jagen und zu vernichten, wie man reißende Bestien tötet.
    Aber die Gejagten waren entkommen - für diesmal.
    Sie zogen durch die roten Wüsten des Mars auf der Suche nach Sicherheit. Sie blickten dem entschwindenden Raumschiff am Himmel nach, und manche von ihnen fragten sich, ob es auch für sie eines Tages möglich sein würde, zu den Sternen zu fliegen, um einen Platz zu finden, an dem sie leben konnten.
    »Frevel! Frevel!«
    Die Stimme krächzte - eine dünne, fanatische Greisenstimme.
    Bar Nergal, der Oberpriester, war stehengeblieben und breitete die Arme aus, daß seine zerrissene blutrote Robe wehte. In dem hageren Totenkopf-Gesicht glühten die Augen wie von einem inneren Feuer erhellt.
    »Frevel!« schrie er wieder. »Frevel! Kehrt um, ihr Wahnsinnigen! Ein Opfer! Ein Opfer wird die Schwarzen Götter versöhnen!«
    »Es gibt keine Schwarzen Götter!« stieß eine andere Stimme heiser vor Zorn hervor.
    »Er ist der Wahnsinnige!« knurrte ein großer, blondbärtiger Krieger-Karstein, der Nordmann.
    An der Spitze des Zuges wandte sich Charru von Mornag um.
    Sein schmales bronzefarbenes Gesicht hatte sich gespannt, im Licht der beiden Monde glänzten die blauen Augen wie Saphire. Er war müde, aber in dieser Müdigkeit lauerte kalter Zorn. Sein Blick glitt an dem Oberpriester vorbei über die Ebene, die sie durchquert hatten.
    Nur der Anfang. Ein kleines Stück des Wegs, der noch vor ihnen lag.
    Weit entfernt am Horizont erhob sich die Stadt Kadnos mit ihren weißen, schimmernden Türmen, mit dem weiten Areal des Raumhafens und den glänzenden Kuppeln der Universität. Charrus Augen suchten die Bilder der Erinnerung hinter der glänzenden Vision. Dort drüben, in einem Museumssaal, war der Platz jener anderen Kuppel gewesen, der Halbkugel aus Mondstein, unter der sie so lange gelebt hatten. Menschen aus einem fernen, längst vergangenen Zeitalter, mit wissenschaftlichen Mitteln zur Winzigkeit verkleinert, Spielzeug in einer gespenstischen Spielzeug-Welt. Die letzten Söhne der Erde. Nachkommen der Terraner, an denen die Wissenschaftler des Mars die Kriege und blutigen Konflikte studieren, die es auf den Vereinigten Planeten seit Jahrtausenden nicht mehr gab.
    Wie ein Schattenriß hob sich die Gestalt des Oberpriesters von der Lichtglocke über dem fernen Kadnos ab.
    Charrus Fäuste ballten sich. Einen Augenblick glaubte er wieder, die versunkene Welt unter dem Mondstein um sich zu haben. Er sah die Tempelpyramide. Er hörte die Trommelwirbel, den hohen, klagenden Ton des liturgischen Horns. Und er sah das Opfermesser in Bar Nergals Faust, die tödliche Klinge, die auf den nackten, reglosen Körper von Charrus Schwester herabzuckte.
    Arliss von Mornag war als Opfer für die Schwarzen Götter gestorben.
    Götter, die von den Menschen des Mars in die Welt unter dem Mondstein geschickt worden waren. Und Bar Nergal, der Oberpriester, hatte diesen falschen Göttern gedient. Er hatte in ihrem Namen gefoltert und gemordet, hatte Tod und Verderben über die Stämme des Tieflands gebracht.
    »Du Hund!« flüsterte Charru erstickt. »Du grausamer, verräterischer Hund!«
    »Frevel! Es ist Frevel! Kehrt um! Bringt ein Opfer! Ein Opfer...«
    Rote Schleier senkten sich über Charrus Augen.
    Wie eine Woge überkam ihn der
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