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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht
Autoren: Bruno Morchio
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Das Licht
    Prolog
    Der Mistral peitschte das Land mit rasierklingenscharfen Böen, und die Luft flirrte über dem sengenden Asphalt. Die Autos und Transporter, die über die Staatsstraße 131 in Richtung Süden rasten, schienen sich am Horizont wie in einer Luftspiegelung aufzulösen.
    Unerbittlich brannte die Sonne auf die Köpfe der drei Männer in dem BMW herab, der auf dem Seitenstreifen parkte. Die drei starrten mit leerem Blick auf das Straßenschild vor ihnen.
    SEMESTENE.
    Seit über einer Stunde warteten sie nun schon. Die Fenster waren heruntergedreht, und im Radio lief ein Lied von Adriano Celentano.
    Der jüngste von ihnen hatte vor lauter Nervosität schon sieben Marlboro geraucht. Tiefschwarze Augen dominierten sein Gesicht mit den feinen, sensiblen Zügen.
    »Wann kommt der alte Trottel denn endlich?«, fragte er und drückte die achte Zigarette in dem Aschenbecher aus, der in das Armaturenbrett aus Wurzelholz eingelassen war.
    »Pass auf, was du sagst, Mario«, erwiderte der Mann neben ihm auf dem Fahrersitz.
    »Hilfe, ich mach mir gleich in die Hosen vor Angst.«
    »Ein bisschen mehr Respekt, ja? Er könnte dein Vater sein.«
    »Oder mein Großvater. Seine Frau würde ich mir trotzdem gern mal vornehmen.«
    Blitzschnell zog der Fahrer eine Smith & Wesson Kaliber .22 aus dem Gürtel und hielt sie seinem Gegenüber unters Kinn.
    »Ich habe gesagt, ein bisschen mehr Respekt! Ohne ihn wären wir gar nicht hier.«
    »Was soll das?«, kam eine Stimme vom Rücksitz. »Steck die Pistole weg. Ihr wollt wohl, dass sie uns erwischen?«
    »Früher oder später lege ich dich um, Giovanni«, zischte der junge Mann auf dem Beifahrersitz und blies dem Älteren, der die Pistole inzwischen weggelegt hatte, den Rauch seiner nächsten Zigarette ins Gesicht.
    Die drei redeten Sardisch miteinander, und zwar jenen Dialekt, der im Süden der Insel gesprochen wird, an der Grenze zwischen den Provinzen Nuoro und Cagliari. Der Mann mit der Pistole war um die fünfzig, hatte einen dunklen Teint und graue Haare. Der auf dem Rücksitz war etwas jünger, schlank und athletisch gebaut, und seine Augen schimmerten grünblau. Er wirkte angespannt, aber dennoch irgendwie gleichgültig und alles andere als bereit, sich in den Streit hineinziehen zu lassen.
    Plötzlich tauchte im Rückspiegel der weiße Mercedes auf, den sie erwarteten.
    »Da ist er ja endlich«, sagte Giovanni. Mit einem Griff unter den Sitz beförderte er drei geladene Gewehrehervor, eine Pumpgun der Marke Remington 870 und zwei Maschinengewehre AK 47.
    Kaum war der Mercedes an ihnen vorbeigefahren, sprangen Mario und der Mann vom Rücksitz aus dem Wagen, und Mario warf die brennende Kippe in das trockene Gras am Straßenrand. Sofort fingen die Halme Feuer, Flammen züngelten ringsherum auf und breiteten sich, vom Wind angefacht, so schnell aus, dass sie ruckzuck den Asphalt erreichten. Unterdessen hatte Giovanni den ersten Gang eingelegt und ließ den BMW quer auf die Fahrbahn rollen, sodass der gepanzerte Transporter, der sich von hinten näherte, scharf abbremsen musste.
    Die Gesichter unter Sturmhauben versteckt und mit ihren Gewehren auf die Reifen ballernd, rannten die drei Männer auf den Geldtransporter zu und zwangen die beiden Sicherheitsmänner, mit erhobenen Händen auszusteigen. Als Giovanni dann noch eine Handgranate aus der Tasche zog, verstanden sie sofort, dass sie keine andere Wahl hatten, und öffneten den Laderaum.
    Darin befanden sich zwei weitere Männer, die, ohne Widerstand zu leisten, ausstiegen und sich dann mit ihren Kollegen mit hinter dem Kopf verschränkten Händen auf den Asphalt legten, bewacht von dem Banditen mit den grünblauen Augen, der die schwere Remington auf sie gerichtet hatte und gleichzeitig die Straße im Auge behielt.
    Seine Komplizen kletterten unterdessen in den Transporter und kamen kurz darauf mit drei prall gefüllten Postsäcken wieder heraus, mit denen sie zum BMW zurückrannten. Als sie das Auto fast erreichthatten, ging der Geldräuber mit den grünblauen Augen langsam rückwärts, wobei er mit der Waffe die Sicherheitsmänner in Schach hielt.
    Die Flammen züngelten inzwischen gierig um eine Korkeiche am Straßenrand. Der Mistral hatte das Feuer einige Meter von dem BMW weggetrieben, der von einer Wolke aus dickem, nach Kerosin riechendem Rauch umgeben war. Plötzlich näherte sich von hinten ein Lieferwagen, und auf einmal war auch das Heulen einer Sirene zu hören.
    »Polizei! Los, schnell weg hier!«, schrien
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