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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht
Autoren: Bruno Morchio
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Mitsubishis ab. »Dieses kleine Miststück von Tochter ist doch tatsächlich reiten gegangen.«

Epilog
    Der blaue Cherokee von Vincenzo Puddu hielt direkt vor dem Hoftor. Aus dem Auto stiegen Martine Ganci und Aglaja, beide mit einem strahlenden Lächeln auf den Gesichtern, in denen sich die letzten Sonnenstrahlen wie Blicke in glitzerndem Blendwerk verfangenhatten. Martine Ganci war noch genauso gekleidet wie bei unserer Begegnung in der Villa, als ich ihren Mann zum letzten Mal lebend gesehen hatte. Vincenzo blieb bei laufendem Motor hinterm Steuer sitzen; sicher konnte er sich noch gut an die Faustschläge erinnern, die er am Nachmittag eingesteckt hatte, vielleicht fürchtete er sich aber auch vor weiteren. Die Französin legte meiner Tochter einen Arm um die Schultern, so, als wolle sie sie vor mir beschützen.
    »Bonsoir à tout le monde«
, zwitscherte sie.
    »Ciao, Pa«, sagte Aglaja unbekümmert  – und erschrak, als sie meinen versteinerten Blick und mein geschundenes Gesicht sah. »Was ist denn mit dir passiert?«
    »Was haben Sie gemacht, Monsieur Pagano?«
    Meinem eisigen Schweigen hatte die Französin nichts anderes entgegenzusetzen als eine Unbekümmertheit, die so falsch war, dass sie wie Plastik wirkte.
    »Wieso schauen Sie so zornig?«, flötete sie, während sie noch immer meine Tochter umschlungen hielt. »Aglaja hat sich heute beim Ausreiten doch köstlich amüsiert.«
    »Nehmen Sie gefälligst die Hände von meiner Tochter!«, schnauzte ich sie außer mir vor Wut an.
    »Wie bitte?«, fragte Martine völlig perplex.
    »Pa, drehst du jetzt völlig durch?«, fragte Aglaja verwundert.
    Meine Tochter hatte nicht einmal Zeit, das Unheil kommen zu sehen. Meine Ohrfeige traf sie mitten ins Gesicht, sodass sie mit dem Kopf gegen ihre Beschützerin prallte. Es war das erste Mal in Aglajas Leben,dass ihr Vater ihr eine runterhaute. Dass überhaupt ein Mann ihr eine runterhaute. Denn ich war mir sicher, dass Giovanni sich nie dazu hatte hinreißen lassen.
    Aglaja stand unbeweglich da und starrte mich an. Auf ihrer Wange zeichnete sich der Abdruck meiner Finger ab. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber sie weinte nicht. Ihre Lippen bebten, ihre Hände zitterten, sie ballte sie zur Faust. Dann lief ihr Gesicht rot an. Sie glühte vor Wut. Scham. Rebellion. Es vergingen ein paar Sekunden in absoluter Stille. Unendlich lange Sekunden. Alle Blicke ruhten entsetzt auf uns. Nur in Virgilios Gesicht glaubte ich, ein winziges Grinsen zu bemerken. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
    Endlich holte Aglaja tief Luft.
    »Mach das nie wieder!«, zischte sie.
    »Du weißt ja noch nicht mal, wieso du die gefangen hast«, entgegnete ich. »Du gehst sofort ins Haus und auf dein Zimmer.«
    »Ich denke nicht dran. Ich fahre zurück zu meiner Mutter!«, erwiderte sie und eine wahre Tränenflut drohte ihre sonnenverbrannten Wangen zu überschwemmen.
    »Mach, was du willst, aber wage es nie wieder, mich so zu hintergehen.«
    Da drehte Aglaja sich wortlos um und rannte ins Haus, um nicht vor aller Augen loszuweinen.
    Die Französin hatte die Szene beobachtet, ohne ein Wort zu sagen; sie war nur ein bisschen blasser geworden. Als ich zugeschlagen hatte, war sie zusammengezuckt, so als hätte ich ihr die Ohrfeige gegeben. Abersie hatte nicht eingegriffen. Sie hatte keinen von uns in Schutz genommen. Weil sie Angst hatte.
    »Und?«, fauchte ich sie an. »Wollen Sie mich gar nichts fragen?«
    »Was sollte ich denn fragen?«
    »Na, vielleicht ob ich ihn schon gefunden habe.«
    »Von wem sprechen Sie?«
    »Dreimal dürfen Sie raten, Madame Ganci.«
    Ihre Augen wanderten von einem zum andern. Sie suchte erst Lauras Blick, dann den von Virgilio. Aber es war, als würde sie an einer Gummiwand abprallen.
    »Die Idee, meine Tochter zu benutzen, war das Mieseste, was Sie sich ausdenken konnten!«
    »Ihre Tochter zu benutzen?«, stammelte sie. »Sind Sie jetzt völlig durch den Wind? Was wollen Sie überhaupt von mir?«
    »Gehen Sie zu Ihrem Kretin und sagen Sie es ihm! Sagen Sie ihm, dass er sich an der Nase hat herumführen lassen. Dass er seine Arbeit nicht ordentlich gemacht hat.«
    »Seine Arbeit?«
    »Ja, Madame. Er ist verdammt gut dafür bezahlt worden, damit er Ihren Mann beschützt.«
    »Wieso
worden

    »Das können Ihnen die Carabinieri erklären, die bei Ihnen zu Hause auf Sie warten. Denen können Sie dann Ihre Version der Geschichte erzählen. Aber lassen Sie sich ja nicht einfallen, meine Tochter als
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