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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
Autoren: Adena Halpern
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Knocking on Heaven’s Door
     
    Ich bin heute gestorben, zu meiner großen Verblüffung. Ich hatte mich allen Ernstes für unsterblich gehalten. Nicht, dass ich je besonders gut auf meine Gesundheit geachtet hätte. Obwohl ich immerhin dreimal die Woche ins Fitnessstudio gepilgert bin. Äh, okay, zweimal die Woche … Also gut, oft auch nur einmal die Woche oder gar nicht. Aber ich habe mich vernünftig ernährt und auf meine Figur geachtet (gut, vielleicht hätte ich statt der Doritos gelegentlich etwas »Richtiges« zu mir nehmen sollen). An den Wochenenden habe ich gerne mal einen über den Durst getrunken. Hin und wieder auch unter der Woche. Gestern Abend zum Beispiel, und möglicherweise auch am Abend davor … Genau weiß ich es nicht mehr. Ich habe immer mindestens acht Stunden geschlafen (mit einer Schlaftablette kein Problem!). Und trotzdem kam mir nie in den Sinn, dass ich eines Tages sterben, tot sein, nicht mehr leben würde. Aber ich schätze, das geht allen so.
    Jetzt ist es ohnehin einerlei. Aber hätte ich geahnt – und mich damit abgefunden -, dass ich schon so bald hier oben landen würde, dann hätte ich rauchen und saufen und nach Herzenslust mit allen möglichen Drogen experimentieren können. Ich hätte mir die Besuche im Fitnessstudio und die alljährliche Vorsorgeuntersuchung sparen können. Wie oft habe ich mir Sorgen um meine Zukunft gemacht! Wie oft habe ich meinen Freundinnen vorgejammert, ich wüsste nichts mit mir und meinem Leben anzufangen! Wie oft haben mir meine Eltern wegen meiner Orientierungslosigkeit ins Gewissen geredet! Alles völlig überflüssig. Ich hätte mit Steve schlafen können (und zwar ohne Gummi!), ehe er mich sitzen ließ. Aber nein, ich glaubte ja, die keusche Maid mimen zu müssen und behauptete, ich würde prinzipiell erst einen Monat nach dem ersten Date mit einem Mann ins Bett gehen. Wie gut, dass ich wenigstens Klamotten, Schuhe und Taschen gekauft habe, bis meine Kreditkarte streikte. Und was für ein Segen, dass ich nicht einen einzigen Cent für die Rente zurückgelegt habe!
    Wie ich gestorben bin?
    Ich wurde überfahren.
    Die gute Nachricht lautet: Es war zum Glück kein Trecker (wer stirbt schon gern wie in einem abgedroschenen Witz?). Die schlechte lautet: Es war ein Mini Cooper. Ich höre förmlich meine beste Freundin Penelope Tränen lachen bei der Vorstellung, dass mein dicker Hintern der Kollision mit einem Mini nicht gewachsen war. Eigentlich ist mein Hintern gar nicht so dick, aber so reden beste Freundinnen eben übereinander.
     
    Es ging alles ganz schnell.
    Es war vier Uhr Früh, und ich überquerte gerade mit Peaches den Fairfax Boulevard in Los Angeles, als wir von diesem roten Mini niedergemäht wurden. Peaches ist mein Pocket Beagle. Nun bin ich normalerweise nicht um vier Uhr morgens mit meinem Hund unterwegs, aber Peaches hatte den ganzen Tag an Verstopfung gelitten, und ihre gestörte Darmmotorik hatte just zu diesem Zeitpunkt beschlossen, ihre Tätigkeit endlich wieder aufzunehmen. Mich plagt noch immer das schlechte Gewissen, weil ich die Ärmste eine gute Dreiviertelstunde neben meinem Bett winseln ließ, bis ich mich aufraffen konnte, mit ihr Gassi zu gehen. Sie ist so ein süßes, braves, knuddeliges Hundchen. Aber man kennt das ja: Wenn man erst einmal in Morpheus’ Armen ruht, ist einem meist alles schnurz, selbst ein bedauernswerter Schoßhund mit aufrührerischen Gedärmen.
    Jedenfalls habe ich mich ihrer irgendwann doch erbarmt. Zum Glück war ich am Vorabend todmüde in voller Montur ins Bett gesunken. Warum das so ein Glück ist, darauf komme ich später zurück. Jedenfalls trug ich zum Zeitpunkt meines Todes nicht wie zu erwarten eine schlabberige Jogginghose und ein fleckiges T-Shirt, sondern meine sexy Jeans und mein Lieblings-Kapuzenshirt mit U-Boot-Ausschnitt, der mir immer so lässig über die linke Schulter rutscht. Wie dem auch sei, Peaches musste ebenfalls ihr Leben lassen und ist jetzt hier bei mir.
    Ist das nicht furchtbar? Die arme Kleine – da hatte sie sich endlich erleichtert, und einen Augenblick später war sie tot.
    Na, ist das ein ungewöhnliches Ende, oder was? Ich muss immer wieder daran denken, was ich alles anders gemacht hätte, wenn ich geahnt hätte, dass ich im zarten Alter von neunundzwanzig Jahren nachts um vier von einem Mini Cooper überfahren werden würde, während ich mit meinem Hund Gassi gehe. Hier oben meinen alle bloß: »So ist das Leben eben.« Ob ich tatsächlich etwas anders
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