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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht
Autoren: Bruno Morchio
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der Mutter der beiden Canu-Brüder seine beiden Ländereien überschrieben hat?«
    »Und? Haben Sie Ihre vier Prozent Provision schon kassiert?«
    »Zwei Komma fünf. Wir haben hier viel niedrigere Prozentsätze als auf dem Festland.«
    »Zwei Komma fünf von Ganci und sicher noch mal so viel von den Canus. Das macht insgesamt fünf Prozent. Von einer Million Euro. Das ist eine respektable Summe.«
    »Habe ich mich vielleicht beschwert?«
    »Dabei ist das alles doch bloß Show. Der Alte hat nichts zu verschenken, schon gar nicht an diese Leute.«
    »Er ist der reichste Mann …«
    »Ihre Kunden interessiert Gancis Reichtum doch gar nicht. Ich frage Sie noch einmal: Was bekommt Ganci dafür?«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Elender Mistkerl!«, zischte ich durch die Zähne. »Wenn er Ihnen eine Provision bezahlt, dann erwartet er wohl auch eine Gegenleistung von Ihnen. Ich will nur wissen, ob Sie wirklich was dafür tun oder ob das Ganze ein Bluff ist.«
    »Sie verschwenden Ihre Zeit. Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.« Jetzt wagte er sich etwas aus seiner Deckunghervor und wandte sich mit einer Vertraulichkeit an mich, die fast schon an Hohn grenzte. »Mal angenommen, Sie hätten recht, dann erklären Sie mir bitte eins: Wenn Sie für diesen Mann nicht arbeiten, wieso liegt Ihnen dann sein Schicksal so sehr am Herzen?«
    »Weil ich mich verantwortlich fühle.«
    »Weil Sie sich verantwortlich fühlen? Für Ganci?«
    Ich antwortete ihm nicht, sondern stand auf. Mein Glas war noch halb voll, aber die warme Brühe konnte sowieso keiner mehr trinken. Ich nahm die Sonnenbrille vom Tisch, ging zum Tresen, bezahlte mein Bier und seines gleich mit, und ging dann noch einmal zurück zum Tisch. Als ich vor ihm stand, beugte ich mich zu ihm hinunter.
    »Gehen Sie eigentlich gern auf die Jagd, Aristarco?
    »Als junger Mann ja«, antwortete er, bass erstaunt über meinen Themenwechsel. »Auf Wildschweinjagd.«
    »Ah ja. Das hätte ich schwören können.«
    »Wieso?« Er kniff die wasserblauen Augen zu einem schmalen Spalt zusammen.
    »Weil es Ihre Spezialität ist, das Wild aufzustöbern. Aber dieses Mal haben Sie den Falschen in die Enge getrieben. Ganci ist nicht Ihr Mann.«
    »Das sagen Sie. Der Alte ist eine Goldgrube.«
    »Sie haben sich von der Französin blenden lassen; diese Frau will ihren Mann um jeden Preis tot sehen. Sagen Sie es Ihren Kunden, bevor es zu spät ist.«
    »Was soll ich ihnen sagen?!«
    »Dass Ganci bei dem Überfall auf den Geldtransporter nicht dabei war.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Ohne ein weiteres Wort machte ich auf dem Absatz kehrt. An der Tür drehte ich mich noch einmal um.
    »Das hat mir jemand erzählt, der auf jeden Fall dabei war«, rief ich quer durch die ganze Bar. »Und er hat sich dabei gehörig die Finger verbrannt.«
    Draußen auf der Straße herrschte eine so brütende Hitze, dass ich nach Luft schnappen musste. Ich lief zu meiner Vespa, in deren Gepäckfach ich meine Pfeife und den Tabak gelassen hatte. Während ich die nagelneue Brebbia stopfte, die ich mir selbst zu Weihnachten geschenkt hatte, ging ich noch einmal zurück in die Bar und spähte durchs Fenster. Nur um zu sehen, ob meine Behauptung etwas bewirkt hatte. Und tatsächlich: Das Handy am Ohr redete Aristarco hektisch auf irgendjemanden ein. Ich konnte ja leider nicht hören, was gesprochen wurde, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er den Köder geschluckt hatte. Er schien mir nicht der Typ dafür zu sein. Außerdem hatte er es mir unmissverständlich gesagt: Ganci war für ihn eine Goldgrube. Auch wenn der Alte nicht der gesuchte Bankräuber war, blieb er für ihn doch eine gut genährte Milchkuh, die es bis auf den letzten Tropfen zu melken galt.
    Eigentlich war das wirklich nicht die Zeit für ein gemütliches Pfeifchen, weshalb ich Tabak und Pfeife zurück ins Gepäckfach legte, den Helm aufsetzte und auf meine 200   PX stieg. Aristarcos Verhalten hatte mich davon überzeugt, dass ich kurz vor der Lösung des Falls war. Ich wusste nicht, ob er mit seinem Telefonat die Ereignisse aufhalten oder vorantreiben wollte, aber in jedem Fall würde ich nicht untätig bleiben.
     
    An der Abzweigung nach Sarrala bog ich wieder auf die steile Küstenstraße ab, die hinauf zum Arco di Sarrala führte. Ich fuhr mit Vollgas und schnitt die Kurven, wann immer es ging, wobei meine schon etwas platten Reifen auf dem glühenden Asphalt immer wieder ins Rutschen gerieten. So hatte ich den Pass ziemlich schnell
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