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Gefahrliche Sunden

Gefahrliche Sunden

Titel: Gefahrliche Sunden
Autoren: Brown Sandra
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1
    Der Mann leerte das Champagnerglas mit dem zerbrechlichen Kristallstiel und stellte es auf das silberne Tablett, das ein vorbeilaufender Kellner in die Höhe hielt. Der mit einem Frack bekleidete Ober blieb kurz stehen, während sich der Mann ein neues Glas voll Schaumwein nahm, bevor er im Gedränge der plaudernden Gästeschar verschwand.
    Reeves Grant nippte an seinem frischen Glas und fragte sich, weshalb er es sich überhaupt genommen hatte. Denn im Grunde wollte er es nicht. Mit einem Mal war nichts mehr, wie es eben noch gewesen war. Selbst das erlesenste Getränk der Welt hinterließ einen metallischen Geschmack in seinem Mund. Der Blick seiner grünen Augen wanderte verächtlich über die illustre Menge von Berühmtheiten und VIPs und drückte nachsichtige Langeweile aus.
    Eine alternde, aber noch immer wunderschöne französische Filmschauspielerin hatte sich bei ihrem neuesten Ehemann, einem Ölmagnaten aus Tulsa, Oklahoma, eingehakt. Der westdeutsche Abfahrtslauf-Olympiasieger machte sich an die schmollende sinnliche Prinzessin eines Mittelmeerlandes heran,
doch sie ignorierte ihn. Ein New Yorker Designer und sein »Begleiter und Protegé«, beide in leuchtend pinkfarbenen Smokings, unterhielten eine Gruppe interessierter Zuhörer mit einer boshaften Geschichte von einem ehemaligen Top-Model, das zwanzig Kilo zugenommen hatte und mit der Bitte um ein Outfit, das seine Figur kaschierte, zu ihnen gekommen war.
    Alles in allem waren die hier versammelten Personen reich, wichtig, berühmt. Oder zumindest eins von diesen Dingen. Oder hatten wenigstens auf irgendeine Art Schlagzeilen gemacht.
    Eingeladen zu dem üppigen Empfang hatte ein Mann, der dank seiner großen, muskulösen und geschmeidigen Gestalt genau wie der unermesslich reiche Schweizer Industrielle aussah, der er war. Er hatte blondes Haar und blaue Augen und war derart attraktiv, dass ihm ein Platz auf der Liste der »weltweit schönsten Menschen« sicher war.
    Doch ein Paar grüner Augen weigerte sich rundheraus, weiter auf dem Gastgeber zu ruhen, sondern wanderte zielstrebig weiter zu der Frau, die an seiner Seite stand. Sie trug ein umwerfendes weißes Kleid. Ausgerechnet weiß!, ging es dem Betrachter hämisch durch den Kopf.
    Die letzten vierundzwanzig Stunden hatten Reeves’ Erinnerung an ihre Schönheit nicht getrübt. Das Etuikleid von Dior, das eine Schulter frei ließ, war genauso elegant wie all die anderen Kleider, die man auf der Feier sah, und die opal- und diamantbesetzte Kette, die ihren schlanken Hals betonte, war nicht
weniger erlesen als der Schmuck, den all die anderen Frauen trugen, nahm sich aufgrund ihrer Schlichtheit im Vergleich zu all dem anderen Geschmeide aber beinahe bescheiden aus.
    Das Haar hatte sie für den förmlichen Anlass beinah etwas zu nachlässig frisiert. Anders, als er es zuletzt gesehen hatte, fiel es nicht in losen Wellen über ihre Schultern, sondern war zu einem Knoten aufgesteckt. Aber die versteckten Nadeln fanden in den dunklen, dichten, weich schimmernden Strähnen offenkundig nur mit Mühe Halt, denn einige der Locken hatten sich bereits wieder befreit. Wahrscheinlich würde schon der kleinste Anreiz – wie zum Beispiel ein sanftes Streicheln – genügen, damit sich die wunderbare Pracht über die Finger des Glücklichen ergoss.
    Verdammt! Was ist bloß mit dir los?, fragte er sich selbst. Sie hatte ihn hereingelegt, doch als wäre er nicht nur ein Narr, sondern obendrein auch noch ein Masochist, sah er sie immer wieder an.
    Dabei ging ihm immer wieder eine Frage durch den Kopf: Was hatte sie gestern Abend in der Buchhandlung gemacht? Oder, besser noch, was machte sie an diesem Abend hier? Auf diesem exklusiven Fest? Inmitten aller dieser Leute? Neben diesem Mann? Das bescheidene, über der Buchhandlung gelegene Apartment passte nicht zu diesem palastartigen Empfangssaal mit den mit Fresken verzierten, vergoldeten Decken, den marmornen Böden und den glitzernden Kronleuchtern. Sie gehörte nicht hierher. Sie gehörte in die winzig kleine Küche, in der fröhlich die
Espressokanne brummte und in der es nach frischem Kaffee roch. Er konnte sie noch, eins der weichen Kissen vor der Brust, mit angezogenen Beinen in der Sofaeckesitzen sehen … verflucht!
    Ohne sein Champagnerglas zu leeren, stellte er es neben sich auf einen kleinen Tisch. Seine Nikon-Kamera hing an der
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