Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht
Autoren: Bruno Morchio
Vom Netzwerk:
hatte seine Mühe, alles auf dem überfüllten Tisch unterzubringen.
    Ich nahm einen tiefen Schluck von dem eiskaltenBier, das stark schäumte und ein unglaubliches Wohlgefühl in mir auslöste, als es mir die Kehle hinunterlief, aber auch große Lust, dem guten Signor Aristarco ein paar Probleme zu bereiten.
    »Mein Auftraggeber will Ihre Kontakte nutzen.«
    »Wer?«, fragte er vollkommen überrascht.
    »Sie wissen genau, für wen ich arbeite.«
    »Im Dorf wissen alle, wer Gabriele Sanna ist. Und auch, was er getan hat.«
    »Sie werden doch jetzt nicht den Moralapostel spielen.«
    »Die Menschen hier mögen keine Banditen.«
    »Dann würden Sie gut daran tun, die Finger von dieser Angelegenheit zu lassen. Aber wir beide wissen ja nur zu gut, dass Sie keine Skrupel haben und das niemals tun werden. Nicht wahr?«
    »Sind Sie hergekommen, um mich schon wieder zu beleidigen?«
    »Ich bin hergekommen, weil mein Kunde ein Anwesen kaufen will und der Meinung ist, dass Sie ihm helfen können.«
    »Ihr neuer Freund ist doch gerade dabei, alles zu veräußern. Warum fragen Sie nicht ihn?«
    »Weil Sanna sich nicht für die Ländereien von Ganci interessiert. Er will ein Landgut der Familie Canu erwerben.«
    Aristarcos angeborenes Misstrauen verwandelte sich jetzt in offene Feindseligkeit. Resolut packte er die Papiere in die Ledermappe, ganz offensichtlich in der Absicht, mich in dieser Bar mit meinem Bier sitzen zu lassen.
    »Sie vergeuden nur Ihre Zeit. Wenn Sie Spielchen treiben wollen, müssen Sie schon woanders hingehen.«
    »Das sind keine Spielchen. Ich meine es ernst.«
    »Die Canus haben alles, was sie hatten, über die Jahre verkauft, um ihren armen Jungen wiederzufinden.«
    »
Dieser arme Junge
war ein Bandit. Ein Bankräuber. Genau wie mein Kunde.«
    »Passen Sie auf, was Sie sagen. Solche Unterstellungen beschädigen das Ansehen einer anständigen Familie, und wenn jemand das hört, könnte es Sie in gewaltige Schwierigkeiten bringen.«
    »Wollen Sie mir drohen?«
    »Ich bedrohe niemanden. Meine Arbeit besteht darin, Verkäufer und Käufer zusammenzubringen. Und meine Klienten kaufen …«
    »Ohne einen Cent in der Tasche zu haben?«
    »Da müssen Sie schon Ihren Freund fragen. Er ist es schließlich, der verkauft.«
    »Ich frage aber Sie. Was genau verkauft Ganci den Canu-Brüdern?«
    Ich war ziemlich laut geworden. Unsere Diskussion hatte bereits die Aufmerksamkeit der anderen Gäste erregt, einschließlich des Wirts, der dem jungen Hirten gerade ein weiteres Bier hinstellte.
    »Lassen Sie endlich die Hosen runter, Aristarco! Was verhandeln Sie
wirklich

    Er kam sichtlich ins Schleudern. Ihn herunterzuputzen hatte den gleichen Effekt, als hätte ich eine Pistole auf ihn gerichtet. Er musste seinen Ruf verteidigen. Jetzt war er dazu verdammt, meine Fragen zu beantworten – in der Hoffnung, dass unser Gespräch dannwieder eine normale Lautstärke annehmen würde, die eine gewisse Diskretion ermöglichte. Daher schlug er nun einen betont kühlen, professionellen Ton an.
    »Ein großes Ding«, versuchte er es, halb flüsternd. »Es hat vielen potenziellen Käufern Appetit gemacht, da sie ein Riesengeschäft wittern …«
    »Nein, mein Freund«, unterbrach ich ihn. »Dahinter steckt Rache. Und das Einzige, das man da wittert, ist der Geruch des Todes.«
    Wenn ich ihm einen Faustschlag versetzt hätte, wäre die Wirkung vermutlich weitaus geringer gewesen. Sein Mondgesicht verzog sich zu einer entsetzten Grimasse, und er wurde knallrot.
    »Der Tod hat keinen    … Geruch«, stammelte er schließlich.
    »Dann gehen Sie mal in Gancis Villa, dann wissen Sie, was ich meine. Da hängt ein Modergeruch in der Luft, der alles durchdringt. Ich wette, den hat auch das Geld schon angenommen.«
    »Welches Geld?«
    »Gleich platzt mir der Kragen. Sagen Sie schon: Was bekommt Ganci für seine Ländereien?«
    Er stellte sich begriffsstutzig. »Was er bekommt?«
    »Vielleicht ein paar Tage Lebenszeit?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Nein, Aristarco, ich bin es, der hier nichts versteht.«
    »Meine Arbeit besteht einzig und allein darin, Grundstücksverkäufe abzuwickeln.«
    »Jetzt erzählen Sie mir keine Märchen! Sie wissen genauso gut wie ich, dass es sich bei dieser Transaktionweder um Immobilien noch um Vieh oder Grund und Boden handelt.«
    »Ach nein? Worum geht es denn dann?«
    »Um Leben und Tod.«
    »Sie sind ein Opfer Ihrer kranken Fantasie. Soll ich Ihnen den Vertrag zeigen, mit dem Ganci
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher