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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus
Autoren: Carter Brown
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daß ich sie nicht mehr rechtzeitig
erreichen würde.
    Da ertönte ein lautes Krachen,
die Haustür flog nach innen auf, und ein Mann kam, die Schulter voran, mit
gezückter Pistole in die Halle gestürmt.
    »Runter, Mavis!« rief er mir
zu. Ich warf mich flach auf die Erde; den Bruchteil einer Sekunde später
pfiffen drei Kugeln über meinen Kopf hinweg. Ich schloß die Augen.
    Unmittelbar danach wurde es
wieder still, so daß ich einen schnellen Blick in die Diele hinter mir
riskierte, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Eddie langsam in die Knie
sackte, als sei er völlig erschöpft. Einen Augenblick kniete er auf der Erde
und starrte mich mit ausdruckslosem Gesicht an, bevor er vornüberkippte und
regungslos liegenblieb. Sekundenlang fiel mir nicht ein, was mir an seinem
Gesicht so verändert vorgekommen war, dann wurde mir plötzlich bewußt, daß er
an Stelle seines rechten Auges nur noch ein häßliches schwarzes, Loch unter der
Stirn hatte.
    Leutnant Gerassi beugte sich
herab und ergriff meinen Arm, um mir auf die Beine zu helfen.
    »Ich habe noch nie in meinem
Leben jemanden mit derartiger Freude und Erleichterung begrüßt wie Sie«, sagte
ich und lehnte mich dankbar an seine Brust.
    »Sie suchen sich wirklich die
merkwürdigsten Freunde aus, Miss Seidlitz«, sagte er hitzig. »Aber wir hatten
beide Glück. Ich war überzeugt, daß Barry von Romayne Bestechungsgeld bezogen
hatte. Es mußten Unterlagen darüber existieren, und Barry würde danach suchen.
Deshalb habe ich ihn heute den ganzen Tag über beschatten lassen. Als ich dann
hörte, daß er sein gesamtes Bankkonto geräumt und sogar noch seinen Wagen
verpfändet hatte, hielt ich es für besser, mich persönlich für den Verbleib des
Geldes zu interessieren.«
    »Hat Ihnen Sam gesagt, daß ich
im Hause war?«
    »Sam hat mir überhaupt nichts
gesagt«, erwiderte Gerassi, während seine Stimme vereiste. »Er war restlos
damit beschäftigt, mir vorzuzetern, daß er seine Show verlieren würde — was ich
im übrigen begrüße. Es war ein miserables Programm. Möchten Sie jetzt
vielleicht Ihre Kleidung vervollständigen, Miss Seidlitz?« fuhr er mit
veränderter Stimme fort. »Und dann erzählen Sie mir, wie alles war. Nicht daß
ich etwas gegen Unterwäsche hätte — ich finde Spitzenrüschen ganz bezaubernd,
und Ihre Beine sind geradezu überwältigend, höchstens zu überbieten durch Ihre
übrigen Proportionen.«
    Ich quietschte plötzlich und
blickte ihn mit großen Augen an. »Leutnant Gerassi«, sagte ich, »Sie haben mich
gekniffen!«
    »Das war nur ein Tribut an Ihre
Schönheit«, erwiderte er, und ich konnte an seinem Augenausdruck erkennen, daß
es nicht bei diesem einen bleiben würde.
    »Ich wette, Sie sind vorzeitig
ergraut«, sagte ich plötzlich.
    »Nicht für einen Polizisten«,
grinste er.
    »Sie sind doch höchstens —
sagen wir, neununddreißig?«
    »Siebenunddreißig. Wie ich
gesagt habe, auf Grund meines Berufs unterliege ich einem vorzeitigen
Alterungsprozeß. Ich bekomme Plattfüße, Hexenschuß...«
    »Sind Sie verheiratet?«
unterbrach ich ihn.
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Nennen Sie mich Mavis.«
    »Gern, Mavis.«
    »Was übrigens meine
Dinnereinladung betrifft«, sagte ich nachdenklich, »vielleicht könnten wir
heute gemeinsam zu Abend essen?«
    »Wunderbar«, erwiderte er, »ich
muß aber hier erst für Ordnung sorgen. Es kann zehn Uhr werden oder sogar noch
später, bis ich fertig bin.«
    »Dann kommen Sie zu mir nach
Hause, und ich koche selbst«, sagte ich vielversprechend. »Da ist es ganz
gleich, wie spät es wird. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte er, und
ich verschwand im Wohnzimmer, um mein Kleid zu holen.
    Es ist doch merkwürdig mit den
Männern. Da hat man so ein nettes Exemplar direkt vor der Nase und muß erst
gekniffen werden, um es zu bemerken!
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