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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus
Autoren: Carter Brown
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Dunkelheit hinaus.
    »Kommt und trinkt, Freunde!«
rief Dolores mit forcierter Munterkeit. »Der Fünf-Sterne-Kognak steht bereit!«
    Ich war auf halbem Wege zur
Bar, als unmittelbar zu meinen Füßen ein lautes Stöhnen ertönte, so daß ich entsetzt
zusammenfuhr. Benny war zu sich gekommen und tastete, halb aufgerichtet,
behutsam mit der flachen Hand über seine Stirn, wobei er mich mit weit
aufgerissenen Augen anstarrte.
    »Haben Sie mich umgehauen?«
fragte er unsicher.
    »Natürlich«, erwiderte ich.
»Sie wollten es ja nicht besser.«
    »Ich — Benny Moir — bin von
einer schnuckligen Blondine fertiggemacht worden«, sagte er bitter. »Das
überlebe ich nicht.« Er schloß die Augen und stöhnte gequält. »Diese Blamage!«
murmelte er. »Was werden bloß die Jungens dazu sagen?«
    Es schien an mir, ihn zu
trösten. »Ist doch ganz egal, was Ihre Freunde denken, Benny«, sagte ich
freundlich. »Sie kommen sowieso ins Zuchthaus!«
     
     
     

12
     
    Am Montagmorgen um zehn Uhr
waren wir zu viert in Leutnant Gerassis Büro bestellt. Ich saß mit Dolores auf
einem unbequemen Sofa, das aussah, als sei es eigens für diese Gelegenheit aus
dem Keller geholt worden. Die hochlehnigen Stühle, auf denen Sam Barry und
Eddie Howard thronten, wirkten auch nicht viel behaglicher.
    Der Leutnant war am Sonntagmorgen
gegen halb fünf Uhr in Romaynes Haus eingetroffen — genau fünfzehn Minuten nach
Sams Anruf. Er brauchte einige Zeit, um die Leichen zu verkraften, und mußte
sie dreimal zählen, bis er endlich zufrieden war. Dann lud er uns alle in einen
Polizeiwagen und fuhr mit uns zum Morddezernat, wo er uns tausend Fragen
stellte, getrennte Aussagen aufnahm und uns dieselben unterschreiben ließ.
    Es war bereits kurz vor elf Uhr
vormittags gewesen, als wir das Büro schließlich verlassen hatten. Mein
Köfferchen war bereits vor der Ankunft des Leutnants fertig gepackt gewesen —
mit allem außer dem Pudelpyjama. Den hatte ich in die Mülltonne gesteckt, weil
er mich sonst jedesmal an Abigail erinnert hätte, jemanden, den ich so schnell
wie möglich vergessen wollte. Anschließend war ich sofort in meine Wohnung
gefahren, hatte mich nach einem kurzen Frühstück ins Bett gelegt und bis Montag
früh um sieben durchgeschlafen.
    Ich rutschte unbehaglich auf
der Couch hin und her, während uns Gerassi nacheinander nur schweigend musterte.
Schließlich schlug ich die Beine übereinander und merkte, wie mein Rock einige
Zentimeter über die Knie emporrutschte. Ich wollte ihn wieder herunterziehen,
aber es war schon zu spät — der Leutnant starrte bereits auf meine Beine. Das
kalte stählerne Glitzern in seinen Augen milderte sich jedoch kein bißchen. Der
Anblick schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken.
    »Ich habe alle Ihre Aussagen
gelesen und wieder gelesen«, sagte er so unvermittelt, daß ich
zusammenschreckte. »Wenn es nach mir ginge, würde ich Sie alle miteinander ins
Gefängnis stecken, wo Sie hingehören! Derart phantastische, unglaubwürdige,
lächerliche Geschichten, die Sie mir...« Er ließ entmutigt die Schultern
sinken. »Aber was hilft es?« seufzte er. »Barry und Miss Seidlitz brechen in
Romaynes Antiquitätengeschäft ein und entdecken den Keller, in dem er seine
Hehlerware versteckt hält. Aber melden Sie diesen Fund der Polizei? Nein!«
    »Das wollten wir doch,
Leutnant«, sagte ich nervös. »Ganz bestimmt! Wir waren nur noch nicht dazu gekommen...«
    »Wenn Sie dazu überhaupt eine
Erklärung abgeben«, sagte Gerassi kalt, »dann vor dem Richter.«
    »Ja, Sir«, bibberte ich. »Ganz
wie Sie meinen.«
    Er blickte sekundenlang düster
zu Eddie hin. »Sie waren als Romaynes Leibwächter engagiert?«
    »Stimmt, Leutnant«, nickte
Eddie.
    »Um auf die Antiquitäten
aufzupassen?«
    »So ist es.«
    »Natürlich hatten Sie keine
Ahnung, daß Romayne in Wahrheit mit gestohlenen Waren handelte?«
    »Nein«, erwiderte Eddie prompt.
»Ich war äußerst betroffen, als ich davon hörte, Leutnant. Ein so netter Mensch
— da sieht man wieder einmal, daß man heutzutage niemandem mehr trauen kann.«
    »Wir stellen fest, daß English
die anwesende Miss Palmer«, er warf Dolores einen scharfen Blick zu, »angestiftet
hat, den Mord an Mr. Romayne über Mr. Barrys Fernsehshow vorauszusagen. Wir
kennen sein Motiv — er wollte Romaynes Hehlergeschäft übernehmen. Es scheint
deshalb erwiesen, daß English sowohl Romayne als auch dessen Ehefrau ermordet
hat.«
    Ein trübes Lächeln huschte über
sein Gesicht.
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