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Die Sünden des Highlanders

Die Sünden des Highlanders

Titel: Die Sünden des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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1
    Schottland – Frühsommer 1478
    Welch ein Gestank!
    Tormand Murray mühte sich, wach zu werden, zumindest so wach, um dem grässlichen Geruch zu entkommen, der ihm entgegenschlug. Stöhnend begann er, sich umzudrehen. Der Schmerz in seinem Kopf wurde zu einem unerträglichen Stechen. Schließlich wälzte Tormand sich zur Seite und befühlte vorsichtig seinen Schädel, bis er die Quelle des Schmerzes entdeckte: eine äußerst empfindliche Beule am Hinterkopf. Die feuchten, verklebten Haare zeigten, dass er geblutet hatte. Doch es schien kein Blut mehr aus der Wunde zu sickern. Offenbar war er längere Zeit bewusstlos gewesen, möglicherweise sogar mehrere Stunden.
    Tormand versuchte, seine Kopfschmerzen zu verdrängen und die Augen zu öffnen. Dabei durchzuckte ihn abermals ein stechender Schmerz. Er fluchte. Er war definitiv eine Weile bewusstlos gewesen, und abgesehen von dem Schlag auf den Kopf war ihm wohl noch mehr zugefügt worden, denn seine Augen waren völlig verkrustet. Dunkel konnte er sich entsinnen, dass man ihm etwas ins Gesicht geworfen hatte, bevor ihm die Sinne schwanden, aber er hatte nach wie vor keine klare Vorstellung, was wirklich passiert war.
    Behutsam begann er, die Kruste um seine Augen zu entfernen, auch wenn er zugeben musste, dass es nicht nur der Schmerz war, der ihn so vorsichtig sein ließ, sondern auch die Eitelkeit; denn er befürchtete, er könnte sich ein paar Wimpern ausreißen. Doch er wollte die Augen zumindest so weit aufbringen, um zu sehen, ob es Wasser in der Nähe gab, mit dem er den Rest der Kruste entfernen konnte. Und hoffentlich genug Wasser, um sich gründlich zu waschen – falls er die Quelle dieses Gestanks war. Zu seiner Schande war er schon mehrmals übel riechend aufgewacht, weil er zu viel getrunken hatte und dann über irgendeinen Misthaufen auf der Straße gestolpert war. Doch so schlimm war es noch nie gewesen. Ihm war schon richtig schlecht von diesem Gestank.
    Plötzlich erstarrte er, denn ihm war klar geworden, wonach es hier roch: nach Tod. Neben dem widerlichen Geruch eines schmutzigen Aborts stank es hier auch nach Blut – nach viel Blut. Es musste so viel Blut sein, dass es unmöglich aus seiner Kopfverletzung stammen konnte.
    Als Nächstes bemerkte Tormand, dass er nackt war. Einen Moment lang geriet er in Panik. War er mit Leichen in ein offenes Grab geworfen worden? Doch diese Angst schüttelte er rasch wieder ab. Nein, unter sich spürte er keine Erde oder kaltes Fleisch, sondern das kühle Leinen eines weichen Betts. Bei diesem Gestank aus der Ohnmacht zu erwachen hatte offenbar seinen Verstand verwirrt, dachte er und schimpfte leise mit sich.
    Schließlich bekam er die Lider einen Spaltbreit auf, doch das Licht brannte in seinen Augen und ließ seinen Kopf umso heftiger pochen. Er ächzte. Alles war verschwommen, er erkannte nur die Umrisse eines luxuriösen Schlafzimmers, das ihm vage bekannt vorkam. Ihn überfiel eine böse Vorahnung. Plötzlich zögerte er noch mehr, nach der Quelle dieses Gestanks zu suchen. Von einem Kampf rührte er bestimmt nicht her, zumindest wies in dem Teil des Schlafzimmers, der in seinem Blickfeld lag, nichts auf einen Kampf hin.
    Wenn in diesem Zimmer eine Leiche liegt, solltest du lieber rasch herausfinden, um wen es sich handelt, sagte ihm eine innere Stimme, die der seines Knappen Walter erstaunlich ähnelte. Tormand konnte diesem Rat nur zustimmen. Da er in dem Teil des Zimmers, den er überblicken konnte, keine Leiche sah, drehte er den Kopf mühsam in die andere Richtung. Beim Anblick, der sich nun seinen tränenden Augen bot, entfuhr ihm ein Laut ähnlich dem, den seine Nichte Anna ausstieß, wenn sie eine Spinne sah. Er teilte sein Lager mit dem Tod!
    So hurtig, dass er fast aus dem Bett gefallen wäre, robbte er von der Leiche weg. Um Gleichmut ringend, stand er auf und schleppte sich zur Waschschüssel, um die Augen zu säubern. Er musste sich mehrmals Wasser ins Gesicht spritzen und behutsam reiben, bis sie endlich nicht mehr so brannten und seine Sicht klarer wurde. Nachdem er sich das Gesicht abgetrocknet hatte, entdeckte er auch gleich seine Kleider. Sie lagen ordentlich zusammengefaltet auf einem Stuhl, so, als hätte er dieses Schlafzimmer als Gast und aus freien Stücken betreten. Hastig zog er sich an, dann suchte er den Raum nach weiteren Zeichen seiner Anwesenheit ab und holte seine Waffen und den Umhang.
    Schließlich konnte er sich nicht länger davor drücken, die Leiche im Bett in
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