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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus
Autoren: Carter Brown
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wenn er kommt.«
    »Wer ist es denn?«
    »Das wird eine Überraschung«,
sagte er. Sein Gesicht wurde plötzlich ernst. »Habe ich dir eigentlich schon
gesagt, wie schön du bist, Mavis?« sagte er mit einer Stimme, die meine ganze
Widerstandskraft dahinschmelzen ließ, bevor ich sie noch recht gebraucht hatte.
    »Nein«, schluckte ich, »das
hast du nicht.«
    Er glitt geschmeidig neben mich
und legte mir einen Arm um die Schulter. »Das dauert aber etwas länger«, sagte
er. »Ich möchte keine Einzelheit auslassen.«
    »Laß dir ruhig Zeit, Liebling«,
sagte ich atemlos. »Ich bin eine gute Zuhörerin.«
    Ich hätte nie gedacht, daß eine
Situation so schnell ihrem Höhepunkt zustreben könnte. Vom Sprechen ging Eddie
zum Küssen über, und darin war er Experte. Das leere, sehnsüchtige Gefühl in
meiner Magengegend wurde zu einer angenehm verträumten Empfindung. Ich schloß
die Augen und ließ mich mit der Flut treiben, vielleicht wäre ich sogar aufs
offene Meer hinausgetrieben, wenn ich nicht im falschen Moment die Augen wieder
aufgeschlagen hätte.
    Eddies Gesicht war nur etwa
dreißig Zentimeter von meinem entfernt — und ich sah den zynisch berechnenden,
lauernden Ausdruck, den ich nicht hätte sehen dürfen.
    Es war, als hätte ich eine
kalte Dusche über den Kopf bekommen. Plötzlich wurde ich mir der äußeren
Umstände bewußt, die ich, während ich mit der Flut dahintrieb, gar nicht recht
wahrgenommen hatte: daß ich im Unterrock auf der Couch lag, mein Kleid war
nachlässig über den nächsten Stuhl geworfen. Ich empfand plötzlich, wie seine
Hände mit fast verächtlicher Routine über meine Hüften tasteten, in der
Gewißheit, keine Eile zu haben. Er konnte mich haben, wann immer er wollte.
    Ich richtete mich abrupt auf,
stieß ihn zur Seite und erhob mich. Eddie blickte mich verständnislos an, den
Mund vor Verblüffung geöffnet.
    »Was ist denn los mit dir,
Baby?« fragte er gepreßt.
    »Ich glaube, ich habe mich ein
bißchen gehenlassen«, sagte ich kurz. »Dein Freund muß jede Minute hier sein,
nicht wahr?«
    »Frühestens in fünf Minuten«,
erwiderte er. »Was soll denn das? Wenn wir ihn nicht gebrauchen können, machen
wir eben nicht auf.«
    »Ich mag dieses Haus nicht«,
sagte ich kalt. »Es ist mir unheimlich.«
    Ich strich meinen
Nylon-Unterrock über den Hüften glatt und wandte mich ab, um mein Kleid
überzustreifen.
    »Moment mal!« Eddies Stimme
klang plötzlich unangenehm. »Was ist denn das für ein Gag?«
    »Falls du es ganz genau wissen
willst — ich bin nicht in der Stimmung!« sagte ich. »Wenn dir das nicht paßt,
ruf mir ein Taxi, und ich fahre nach Hause.«
    »Du hast wohl nicht richtig
verstanden, Baby?« sagte er ruhig. »Mit Eddie Howard kannst so nicht
umspringen. Mich serviert man nicht einfach ab! Merk dir das ein für allemal.«
    »Du mieser, kleiner Strolch«,
stieß ich wütend hervor. »Denkst du, du kannst...«
    Er schoß so schnell von der
Couch empor, daß ich nicht mehr ausweichen konnte, packte meinen Unterrock und
zerrte daran, bis die Träger rissen. Der Unterrock glitt an mir herab und
kringelte sich als kleines Häuflein Stoff um meine Füße. Dann legte er einen
Arm um meine Schultern, preßte mich an sich und riß am Verschluß meines
Büstenhalters.
    Noch nie in meinem Leben war
ich so wütend gewesen. Es gelang mir, eine Hand freizubekommen und ihm mit
aller Kraft durchs Gesicht zu kratzen, so daß er vor Schmerz aufschrie, meinen
Büstenhalter losließ und statt dessen mein Handgelenk umklammerte. Wir kämpften
heftig miteinander, dann trat ich plötzlich einen Schritt zurück, stolperte
über Eddies Ledertasche und fiel zu Boden.
    Die Tasche kippte um, und ihr
Inhalt ergoß sich auf den Teppich. Eddie blickte auf mich herab, während sein
Zorn allmählich zu verrauchen schien.
    »Bist du okay?« fragte er
schließlich.
    »Ich denke schon«, erwiderte
ich und rappelte mich auf die Knie. »Wir sollten deinen Krempel wohl besser
wieder einsammeln.«
    Ich richtete die Tasche auf,
wobei ein kleiner schwarzer Kasten zur Erde fiel. Ich nahm ihn in die Hand und
betrachtete ihn neugierig. Er war aus Metall und für seine Größe erstaunlich
schwer. Ohne besonders nachzudenken, las ich ganz automatisch ein paar von den
Worten, die an einer Seite des Kastens aufgedruckt waren: »Einstellbar...
Stromkreis-Unterbrecher... 110 Volt...«
    Dann wurde mir der Kasten
heftig aus der Hand gerissen. Eddies Gesicht hatte sich verdüstert, sein Blick
war kalt und
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