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Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht

Titel: Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht
Autoren: Mark Brandis
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Mark Brandis
    Operation Sonnenfracht
    Wettlauf im Weltraum
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    1.
    Der 25. Oktober 2076, ein Sonntag, brachte den VEGA-Bossen von San Francisco nach einer verregneten Woche eben jenes Wetter, das man sich für einen Tag der offenen Tür wünscht: strahlenden Sonnenschein und heiter-blauen Himmel.
    Wenn es die Aufgabe dieses Tages gewesen wäre, alle die Menschen in trügerischer Sicherheit zu wiegen, die sich zu dieser einmaligen Attraktion - einen Blick zu tun hinter die Kulissen der geheimnisumwitterten autonomen Institution ,Venus - Erde, Gesellschaft für Astronautik' - in San Francisco zusammengefunden hatten, während sich tief im Inneren der Erde die Katastrophe vorbereitete -: er hätte es nicht geschickter anstellen können. Die Heiterkeit des Lichts und die Süße der Luft ließen böse Ahnungen gar nicht erst aufkommen. Der Besucherandrang übertraf die kühnsten Erwartungen. Für den Mann von der Straße war das Reich der Sterne, in das ihn die fachkundigen hübschen Hostessen entführten, nach wie vor ein faszinierendes Rätsel. Nur bei wenigen reichten die Erfahrungen über einen Trip zur Venus und zurück hinaus. Ab acht Uhr früh bis zum Einbruch der Dunkelheit glichen Pisten, Rampen, Werften und Werkhallen und sogar das riesige Verwaltungsgebäude, das an Größe nur noch von jenem im Metropolis übertroffen wurde, einem wimmelnden Ameisenhaufen.
    Meistbestauntes Schiff war die Medusa, die ich tags zuvor eigens nach San Francisco überführt hatte, der Welt legendärster, weil schnellster Protonenkreuzer: 1875 Tonnen konzentrierter Energie. Ich sah Leute, die ihre Nase der kühlen, glatten Außenhaut des Schiffes näherten, als hofften sie, daran wäre so etwas wie der Geruch der Sterne haftengeblieben. Doch da auch das beste Raumschiff nicht dazu zu bewegen ist, neugierige Fragen zu beantworten und Autogramme zu verteilen, blieb diese Ehre an mir hängen: das Ergebnis dieser Zurschaustellung war, daß ich am Abend nur noch zu krächzen und zu flüstern vermochte, während mein rechtes Handgelenk schmerzhaft anschwoll.
    Als ich mich schließlich in den Pilotentrakt der VEGA flüchtete und dort unter die Dusche stellte, verfluchte ich John Harris, meinen obersten Vorgesetzten, ebenso wie meine Nachgiebigkeit, mit der ich alle diese überflüssigen Strapazen selbst heraufbeschworen hatte. Ein Teil meines Zornes richtete sich auch an die Adresse von Ruth O'Hara, meiner eigenen Frau, die in ihrer Eigenschaft als Public-Relations-Chefin der VEGA mich mit zu diesem fragwürdigen Abenteuer überredet hatte. Statt jedoch die einmal eingebrockte Suppe gemeinsam mit mir auszulöffeln, ließ sie sich auf höhere Weisung ausgerechnet von Miß Harriet Pinkerton vertreten: einer blaustrümpfigen, aufdringlichen Kollegin, die ich auf den Tod nicht leiden konnte.
    Und noch ein zusätzlicher Groll rumorte in mir: Ich bereute jenes an William Xuma, meinen Ersten Bordingenieur, verpfändete Wort, das mich nunmehr am ersehnten Feierabend daran hinderte, mich zur wohlverdienten Ruhe zu begeben.
    Ich war müde bis in die Knochen, und nicht einmal die aufreizenden Lichtreklamen der zum Nachtleben erwachenden Riesenstadt vermochten meine Phantasie zu beflügeln. Freiwillig hätte ich den ersehnten Schlaf allenfalls einem einsamen Flug unter den Sternen geopfert: einer jener laut- und zeitlosen Träumereien im kalten Licht fremder, nie betretener Welten. Was dort oben im Herzen eines Menschen vorgeht - ein einziger hatte es mit seinen Versen auszudrücken vermocht, und dieser einzige war aus dem Reich der Sterne nicht zurückgekehrt: Boleslaw Burowski.
    Es brachte mir nichts ein, mich zu den Sternen hochzuträumen. An dem Versprechen war nicht zu rütteln. Lieutenant Xuma brannte darauf, mir sein Mädchen vorzustellen, und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Bisher kannte ich Jane nur von Fotografien. Gleich Lieutenant Xuma war sie von schwarzer Hautfarbe, aber während er aus Südafrika gebürtig war, stammte sie aus Nairobi. Und dorthin, zu ihren Eltern, war sie nun, aus New York kommend, wo sie Nationalitätenkunde studierte, für die Dauer der winterlichen Semesterferien unterwegs: mit einem kleinen Schlenker über San Francisco.
    Mein Versprechen einzulösen bedeutete, mich zu beeilen. Der zivile Flughafen lag am anderen Ende der Stadt - und selbst für einen schnellen Helikopter war das mit Start und Landung ein Weg von gut fünfzehn Minuten. So stieg ich denn mit einigem Widerwillen unter der Dusche hervor, rasierte
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