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Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht

Titel: Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht
Autoren: Mark Brandis
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haben."
    „Das kann geschehen", bestätigte Lieutenant Xuma ungerührt. „Jane schwärmt für Altertümer und Ruinen."
    Um Lieutenant Torrentes Augen zeigten sich plötzlich Lachfalten. Er wollte noch etwas sagen - aber in diesem Augenblick erspähte er mich.
    Um diese Zeit war meine Stimmung wiederhergestellt. Der Anblick meiner Männer war von heilsamer Wirkung. Was mich mit ihnen verband, vermag nur nachzuempfinden, wer selbst mit einer ähnlichen gehärteten Crew unter den Sternen fliegt. Gewohnheit? Mehr als das. Freundschaft? Dies wohl - und darüber hinaus jenes einzigartige Bewußtsein, wie es aus gemeinsam bestandener Gefahr und gemeinsam bezwungener Einsamkeit wächst: eine nahezu familiäre Solidarität.
    „Sir", sagte Lieutenant Torrente, „mein verehrter Kollege Billy ist gerade dabei, seine Jane meistbietend zu versteigern. Ihr Gebot steht noch aus."
    Hier, auf der festen Erde, außer Dienst, war das Band der Disziplin weitgehend gelockert. Lieutenant Torrentes Ton war, bei allem mir geltenden Respekt, von kameradschaftlicher Ungezwungenheit. Die gute Laune der Männer sprang auf mich über.
    Mein Gebot? Lieutenant Torrente hatte mich überrumpelt, indem er mich in das Spiel miteinbezog. Ich zerbrach mir den Kopf über eine witzige Bemerkung. Von mir, dem Commander, wurde erwartet, daß ich mit meiner Frotzelei die der anderen noch übertraf.
    Meine Phantasie war wie gelähmt. Nichts Gescheites wollte mir einfallen. Ich war so müde, daß ich das Gefühl hatte, der Boden unter meinen Füßen begänne zu schwanken.
    Was war los mit mir? War ich krank? Oder war ich lediglich ein Opfer meiner überreizten Nerven? Auf einmal hatte ich den alarmierenden Eindruck, daß sich die riesige Neonsonne über unseren Köpfen bewegte. Ein fernes, dumpfes Grollen wurde vernehmbar. Es schwoll an, es kam näher, es wurde lauter. Das Stimmengewirr, das soeben noch die Halle erfüllt hatte, brach plötzlich ab. Ich sah erstaunte, betretene, ratlose Gesichter.
    Dicht neben meinem Ohr vibrierte eine Vitrine. Demnach bildete ich mir , was ich spürte, nicht ein. Ein leichtes Zittern ging durch die Erde.
    Nun merkten es auch meine Männer. In ihren Mienen erlosch die Heiterkeit. Wachsamkeit trat an deren Stelle.
    Das Grollen wurde lauter und lauter. Die Luft in der Halle dröhnte. Der marmorne Fußboden, auf dem ich stand, zuckte und begann sich zu schütteln.
    Mein Gebot? Niemand wollte es mehr hören. Das Gebot des Augenblicks war ein anderes. Ich sprach es aus. Mit meiner heiseren, krächzenden Stimme schrie ich: „Auseinander! Sofort auseinander!" - und der Befehl tat seine Schuldigkeit. Die Männer, in langjähriger Erfahrung im Gehorchen geschult, brachten sich mit ein paar raschen Sätzen in Sicherheit: unmittelbar bevor, wo sie eben noch gestanden hatten, die künstliche Neonsonne aufschlug und zerschellte. Ohne meinen Aufschrei hätte sie unter der Medusa-Crew ein Massaker angerichtet.
    Es schien, als hätte es dieses lauten Klirrens bedurft, um den in der Halle versammelten Menschen zu Bewußtsein zu bringen, welche unkontrollierbare Macht da plötzlich in ihr friedliches Leben eingriff. Das explosionsartige Klirren riß sie aus ihrer Erstarrung. Panik setzte ein. Die ersten Schreckensrufe wurden laut. Menschen rannten zu den Ausgängen. Dort ballten sie sich zu kreischenden, wimmelnden Schwärmen. Jeder wollte der erste sein, der sein Leben rettete.
    Ein Lautsprecher meldete sich zu Wort. Eine weibliche Stimme sagte:
    „Meine Damen und Herren, soeben erreicht uns eine Erdbebenwarnung. Bitte, verlassen Sie unverzüglich
    Mitten in der Durchsage brach die Stimme ab. Auch die letzten Lichter erloschen. Die Stromversorgung war zusammengebrochen. Dunkelheit fiel über uns her. Das dumpfe Dröhnen war nun so laut, daß mir die Trommelfelle schmerzten. Unter meinen Füßen hob und senkte sich der Fußboden wie unter der Einwirkung durchlaufender Wellen. Und noch ein anderes Geräusch war plötzlich zu hören: das hohle Seufzen der aufbrechenden Wände. Irgendwo ging ein Steinschlag nieder. Die Luft schmeckte nach Mörtel und war kaum noch zu atmen. Irgend etwas traf mich auf der Schulter. Tief im Inneren der Erde wütete die unkontrollierbare Macht. Ich fühlte mich ihr ausgeliefert und preisgegeben - doch zugleich erwachten in mir Erinnerungen und Instinkte: geboren in bebenden, zuckenden Schiffen unter den Sternen, in Augenblicken höchster Gefahr, wo es auf die Sekunde ankam, um noch einmal, und sei es nur für
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