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Blutmond der Templer

Blutmond der Templer

Titel: Blutmond der Templer
Autoren: Jason Dark
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Das Grauen war nah, wir wußten es, aber wir sahen es nicht!
    Was wir erblickten, war die schier unendliche Weite des Meeres mit den beschwerlich dahinrollenden Wellen, die in der Flaute manchmal wie zackige, kammartige, grünschwarze Glasscherben wirkten. Ich war an Deck gegangen. Im Bauch des Schiffes hielt ich es vor Hitze nicht aus. Auch mein Freund und Kollege Suko stand an der Reling und starrte ins Meer.
    Ein Mann von der Besatzung saß am Bug und spielte auf einer Mundharmonika eine schwermütige Melodie. Über uns stand der Himmel wie ein Gemälde aus grauen, mit verschiedenen Nuancen durchzogenen Farben. Es war eine Nacht, wie man sie nur selten bekam. Uns schien das gesamte Mittelmeer zu gehören.
    Und dennoch waren wir nicht zum Vergnügen unterwegs. Diese Reise konnte auch tödlich enden…
    Suko drehte sich nicht um, als er mich ansprach. Er hatte mich an Klang der Schritte erkannt.
    Neben ihm lehnte ich mich an die Reling. »Spürst du es auch?« fragte ich leise.
    »Sicher.«
    »Und was?«
    »John, das kann ich dir nicht sagen. Vielleicht komme ich mir vor wie jemand, den man in einen Topf mit Wasser gesetzt hat. Wobei sich das Wasser allmählich erwärmt, aber noch nicht kocht.«
    »Gut gesprochen.« Ich starrte auf das Meer. Gläsern kamen mir die Ränder der langen Dünungswellen vor. Sie schoben sich heran wie fragile Kunstwerke, um irgendwo zu zerbrechen, sei es nun an den Klippen oder am Rumpf unseres Schiffes.
    Wir wollten die Nacht auf dem Meer verbringen und erst am nächsten Morgen in La Valletta, Maltas Hauptstadt, einlaufen. Auf dem Schiff befanden sich nur Vertraute, Männer, die verläßlich waren, die sich auch nicht fürchten durften und trotzdem überlegt und nicht tollkühn vorgingen.
    Wo endete der Himmel, wo das Meer? Ich sah es nicht. Die Grenzen waren fließend geworden. Die Luft schmeckte nach Salz und nach fremden Gewürzen. Der Vollmond wachte über uns wie ein gewaltiges Auge, in dem Schatten zu sehen waren.
    In unserem Kalkül spielte er eine besondere Rolle. Er war nicht nur unser Begleiter in der Nacht, auch ein Hinweis für uns. Wenn er sein Zeichen gab, wußten wir, daß wir richtig waren.
    Ich trug nur ein dünnes Hemd und eine weiße Leinenhose. Ein warmer Südwind brachte keine Kühle. Die Luft wirkte irgendwie gläsern, wie ein dünnes Spinnen netz.
    Jemand kam. Er löste sich aus den Schatten der Aufbauten und ging mit leisen Schritten. Es war einer der Templer, die zu Abbé Bloch gehörten, der unter Deck wartete.
    Der Mann war dunkel gekleidet, er trug eine Art Uniform und legle sie auch in der Wärme nicht ab. Er grüßte uns und ging vorbei. Suko hob die Schultern. »Ich weiß nicht, John, wie du darüber denkst, aber ich habe das Gefühl, als würden die Männer nicht zu uns gehören. Sie sind schon ein Club für sich.«
    »Das stimmt.«
    Abbé Bloch und seine Templer hatten das Schiff gechartert. Wir alle wollten den Beweis haben, über den bisher nur Abbé Bloch etwas gewußt hatte.
    Im tiefen Schlaf, als die Seele des Blinden sich aus den engen Fesseln hatte lösen können, da hatte er den Traum intensiv und grausam erlebt. Eine Präkognition war über ihn gekommen. Er hatte den Blutmond der Templer über Malta leuchten sehen und genau gewußt, was dies bedeutete. Altes, längst vergessenes Grauen würde an die Oberfläche dringen, denn es gab auf der Insel viele Geheimnisse. Niemand wußte, welches Volk damals vor rund 7000 Jahren die Insel zuerst besiedelt hatte. Noch weit vor den Phöniziern und Puniern. Das Volk war ausgestorben. Woran, ob durch Kriege oder eine schreckliche Seuche, das wußte niemand.
    Meine Gedanken hatten sich zwangsläufig damit beschäftigen müssen, und mir war auch die Idee des alten Kontinents Atlantis gekommen. Möglicherweise hatten Atlanter Malta besiedelt gehabt. Genaue Hinweise hofften wir zu bekommen, wenn der Blutmond über Malta stand und das Grauen brachte.
    Bloch war fest davon überzeugt, daß erden Blutmond sehen würde und dann die entsprechenden Hinweise bekam.
    Noch leuchtete er in seinem fahlen Gelb, war nicht rot angehaucht und schaute auf uns nieder, wobei er die Oberfläche des Meeres mit seinem silberfahlen Schein übergoß.
    »Am liebsten würde ich an Deck schlafen.«
    »Kannst du doch.«
    Ich hob die Schultern. »Mal sehen. Sollte bis Mitternacht nichts passiert sein, lege ich mich wirklich hin. Jetzt möchte ich erst den Blutmond sehen.«
    Nicht ganz eine Stunde war es bis zur Tageswende. Abbé Bloch hatte
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