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Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht

Titel: Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht
Autoren: Mark Brandis
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mich und kleidete mich an. Bevor ich den Ruheraum verließ, warf ich noch einen Blick in den Spiegel. Die dunkelblaue Uniform mit den goldenen Abzeichen eines Commanders (VEGA) saß tadellos - doch nicht ihr galt meine Aufmerksamkeit, sondern jener ersten grauen Haarsträhne, die mir die Vergänglichkeit aller Dinge signalisierte. Die Jahre begannen sich bemerkbar zu machen. Was mir fehlte, um mich von den Anstrengungen eines Tages wie des hinter mir liegenden im Handumdrehen zu erholen, war die Elastizität der Jugend. Die Jahre gingen dahin - und ich verplemperte einen vollen unwiederbringlichen Tag auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten.
    Als ich, halbwegs erfrischt, in der mächtigen Halle erschien, die von einer künstlichen Neonsonne, die unter der Kuppel frei zu schweben schien, nahezu taghell erleuchtet war, fand ich die Medusa-Crew bereits vollzählig versammelt vor, und die bei solchen Anlässen unvermeidliche Frotzelei war in vollem Gange.
    „Vorsicht, Billy." Captain Romen sprach, mein Pilot. „Die Kikuyu-Mädchen tun nur so, als wären sie lieb und sanft. In Wirklichkeit sind sie ausgekochte Kannibalinnen."
    Lieutenant Xumas Miene glich einer schwarzen polierten Maske: nicht ein einziger Muskel zuckte. „Gut, daß Sie mich daran erinnern, Captain. Es wäre mir um ein Haar entfallen. Jane ist ganz versessen auf Zigeunerbraten. Ich an Ihrer Stelle würde auf Abstand achten."
    Grischa Romen, von Lieutenant Xuma dezent an seine eigene braune Haut erinnert, lachte. Seine perlweißen Zähne funkelten. In seiner adretten Uniform sah er so verwegen aus, wie ein Zigeuner nur aussehen kann. Lieutenant Iwan Stroganow, mein grauhaariger Navigator, den Jahren und der Erfahrung nach der Älteste von uns allen, bemerkte gemächlich: „Ich glaube eher, der Captain wollte sagen, man sollte Ihre Jane mit einer schwarzen Rose vergleichen. Und da bekanntlich keine Rose ohne Dornen ist -"
    „- werden Sie so klug sein", vollendete Lieutenant Xuma schlagfertig, „die Finger von ihr zu lassen!"
    Auch Stroganow, der stämmige, unerschrockene Sibiriak, war abgeschlagen. Er schmunzelte.
    „Eh bien", meldete sich mit echtem französischem Zungenschlag, der langjährige Kultivierung verriet, Antoine Mercier, Funkoffizier an Bord der Medusa „es muß ja nicht unbedingt immer die ganze Rose sein. Ich zum Beispiel würde mich damit begnügen, dann und wann ihren Duft zu atmen."
    „So", antwortete Lieutenant Xuma trocken. „Nun, falls Sie es noch nicht wissen, möchte ich Sie darauf hinweisen: der Duft einer schwarzen Rose ist in höchstem Maße berauschend. Wie oft wollen Sie sich eigentlich dienstunfähig schreiben lassen?"
    Lieutenant Konstantin Simopulos, der Radar-Controller, wiegte den Kopf.
    „Geben Sie es doch gleich zu, Billy, daß Sie uns von Jane nichts abgeben wollen. Aber das ist ein Fehler, der Sie unweigerlich unter den Pantoffel führt. Die einzige Alternative heißt: Teile und herrsche!"
    „Mir scheint", erwiderte Lieutenant Xuma, „Sie verteilen Ratschläge, an die Sie selbst sich nie gehalten haben. Wie lebt es sich denn so unter dem Pantoffel?"
    Lieutenant Simopulos bekam einen roten Kopf. Die Meute brüllte.
    Sergeant Per Dahlsen, einem Veteranen des Boxringes ähnlicher als einem Schiffskoch, war der nächste, der sich eine Abfuhr einhandelte. Er sagte, indem er auf die Uhr blickte: „Nun, meine Herren, während Sie sich streiten, werde ich mir erlauben, Jane in Empfang zu nehmen."
    Lieutenant Xuma nickte. „Ausgezeichnet. Der Rollentausch gefällt mir. Vorausgesetzt, Sie erklären sich mit dem Hochzeitsmahl einverstanden, das ich für Sie bereite." Sergeant Dahlsen machte ein entsetztes Gesicht und schnaubte entrüstet.
    Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Pablo Torrente, der der Medusa als neuer Zweiter Ingenieur zugeteilt war; bislang war er für mich ein unbeschriebenes Blatt - oder vielmehr: ein nüchterner Personalakt. Pablo Torrente, geb. 17. 5. 2047 als Sohn mexikanischer Eltern auf der Venus. Ausbildung zum Maschinenschlosser. Abendstudium an der VEGA-Schule für Raumfahrt in Moskau. Bestand Examen zum Ingenieur (astron.) mit sehr gut. Spezialisiert auf das Fachgebiet Elektronik. Auf dem Gebiet Inhaber mehrerer Patente.
    Torrentes flaches Indiogesicht war ebenso ausdruckslos wie das Gesicht von Lieutenant Xuma. „Ich meine", sagte er, „Miß Jane hat ein Recht darauf, selbst Ihre Wahl zu treffen. Ich bin überzeugt - sobald Sie mich erblickt , wird sie nur noch Augen für mich
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