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Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Titel: Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
Autoren: Nané Lénard
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Auf fremdem Terrain
    Auch unter der Frankenburg konnte der Sommer nicht halten, was der Frühling versprochen hatte. In strö mendem Regen fuhr Kommissar Wolf Hetzer die Kirschenallee hinab und ärgerte sich immer noch.
    Es machte ihm keinen Spaß, schon morgens mit dem Hund nass zu werden. Heute hatte es ihn eine komplette Montur gekostet, einschließlich Jacke. Warum musste seine Schäferhündin Lady Gaga auch genau in dem Moment in eine Pfütze springen, als er gerade in Reichweite war?
    Den Fluch hörten die Bäume nicht, und Gaga war es egal, sie lief schwanzwedelnd neben ihm her. Von oben bis unten war alles versaut, auch der Hund. Mit dem Gartenschlauch entfernte er den gröbsten Morast aus dem Fell und rubbelte es trocken. Der Rest würde später als feiner Staub auf dem Boden liegen. Seine Klamotten schmiss er mit einem Seufzen in die Waschmaschine und zog sich um.
    Auf der Fahrt zur Dienststelle ließ sein Grummeln langsam nach. Er freute sich nach drei freien Tagen auf Peter und stellte das Radio an.
    „…durch Schüsse in die Füße verletzt. Vom Täter fehlt bisher jede Spur. Und nun der Wetterbericht…“ 
    Hetzer stellte ab. Er wusste schon, dass es regnete und wollte nicht auch noch hören, dass das so weitergehen würde. Die Meldung mit den Füßen war allerdings interessant. Er hatte nur nicht mitbekom men, wo es passiert war. Vielleicht wusste Peter schon mehr, dachte er bei sich und bog mit einem eleganten Schlenker auf den Parkplatz im Hasphurtweg ein.
    Peter stand schon am Fenster und winkte hektisch, aber Wolf ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er war schließlich rund zehn Jahre älter und ging auf die fünfzig zu. Außerdem war er froh, dass der Rücken ihn derzeit nicht plagte. Also immer schön bedächtig und keine falschen Drehungen. Gemächlich stieg er aus dem Wagen und winkte zurück. Dabei grinste er frech, und Peter zog oben hinter der Scheibe eine Grimasse.
    Wie hatte er das vermisst.
    Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen grüßte er den Schichtführer am Eingang und sprang zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf.
    Doch bis oben kam er gar nicht. Auf halbem Weg fing ihn Peter ab und schüttelte den Kopf.
    „Und wo haben wir wieder unser Handy, Herr Hauptkommissar?“
    Wolf stutzte, dachte nach und fluchte dann zum zweiten Mal an diesem Tag.
    „Willst du es genau wissen?“
    „Ich bitte darum!“
    „In der Waschmaschine!“
    „Kein guter Ort für ein Mobiltelefon der modernen Generation. Hattest du das nicht erst neu?“, legte Peter den Finger in die Wunde.
    „Ach was, uralter Schinken, das hab ich schon mindestens drei Wochen, vielleicht auch vier.“
    „Vielleicht geht wenigstens die SIM-Karte noch. Sollen wir eben zu dir hoch fahren?“ Peter konnte sich das Lachen kaum verkneifen.

    „Nee, ich nehme das aus dem Büro. Warum hast du eigentlich so unruhig gewinkt und fängst mich schon hier auf der Treppe ab?“
    „Ich hab dich schon versucht auf dem Handy anzurufen. Du hättest dir den Weg sparen können.“
    „Wieso?“
    „Das ist eine lange Geschichte. Ich erkläre dir alles unterwegs. Komm einfach mit.“
    Hetzer runzelte die Stirn, folgte seinem Kollegen aber zum Dienstwagen und stieg ein.
    „So, nun aber. Du machst mich ja neugierig.“ Peter startete den Wagen und fuhr los.
    „Also das war so: Unser Bückeburger Kollege Bernhard Dickmann ist am Wochenende mit seiner Familie samt Hund in den Urlaub nach Schweden, Norwegen oder sonst wohin gefahren. Auf jeden Fall hat er keinen Handyempfang. Sein Partner Ulf Hofmann ist beim Pflücken vom Baum gefallen. Er liegt jetzt mit einem Beckenbruch im Krankenhaus und wird mindestens sechs Wochen keinen Dienst wahrnehmen können. Das war die Kurzform.“
    „Mist!“
    „Ja, Mist, und vor allem auch deswegen, weil wir die beiden vertreten werden. Doppeltes Jagdrevier also, Herr Wolf.“
    „Na super!“
    „Ist von Nienburg so bestimmt worden. Du hast doch in Bückeburg jahrelang Dienst geschoben. Bist du nicht sogar dort geboren worden?“
    „Das ist lange her…“
    Wolf Hetzer starrte nach vorn. Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt. Es war wie ein Flashback. Kruse konnte nichts dafür. Die Worte fehlten ihm. Er dachte an sie. Sah sie mit ihrem wehenden Haar gegen die  Sonne und hatte ihren Duft in der Nase. Trauer schwappte wie ein Tsunami über ihm zusammen.
    „Wolf?“
    „Ja.“
    „Was ist los?“
    „Nichts.“
    „Ist es wegen damals?“ Peter kannte die Geschichte nur von Erzählungen
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