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0393 - Der Vampir von London

0393 - Der Vampir von London

Titel: 0393 - Der Vampir von London
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Er schreckte empor. Sein Kopf stieß mit dem seiner Frau zusammen. Sie wurde zurückgestoßen auf ihre Seite des breiten Bettes. Unwillkürlich stieß sie ein lautes, wütendes Fauchen aus. Terence Brody sah sie erschrocken an. Seine Augen waren weit aufgerissen. In diesem Augenblick zwischen Schlaf und Wachsein konnte er nicht so schnell verarbeiten, was geschah, wie es eigentlich hätte sein müssen.
    Sheila griff ihn an!
    Ein Instinkt mußte ihn geweckt haben, ehe sie ihre Zähne in seinen Hals graben konnte. Wieder fauchte sie. Ihre Pupillen waren verdreht und verliehen ihrem Gesicht mit der verzerrten Mundpartie einen erschreckenden Ausdruck. Sie schlug nach ihm, wollte ihm die Fingernägel durchs Gesicht ziehen.
    »Sheila!« schrie er. Mit Mühe konnte er den Angriff abwehren. »Sheila, was soll der Unsinn? Komm zu dir? Wach auf!«
    Wieder fauchte sie, schlug und schnappte mit den Zähnen nach ihm wie ein hungriges Raubtier. Terence hielt ihre Arme fest, drückte sie auf das Kissen zurück und bemühte sich, ihrem Kopf auszuweichen, der immer wieder auf ihn zustieß wie der einer Schlange.
    »Sheila!« keuchte er. »Bitte, wach auf! Was ist mit dir?«
    Eine Wolke schob sich vor die Mondscheibe. Der bleiche Lichtschein, der von draußen ins Zimmer fiel, verlosch.
    Im gleichen Moment wurde Sheila Brodys Körper schlaff. Sie schloß die Augen und entspannte sich. Ruhig lag sie da, still - wie tot…
    Terence lockerte seinen Griff. Aber er blieb auf der Hut. Er verstand nicht, was mit seiner Frau geschah. So etwas hatte er noch nie erlebt. Gut, sie neigte zu Alpträumen, aber daß sie über ihn herfiel wie eine Bestie, war neu. Und absolut ungewöhnlich. Aggressiv war sie noch nie gewesen.
    Es kam ihm vor, als sei sie in den vergangenen Minuten von einem bösen Geist besessen gewesen…
    Sanft strich er mit der Hand über ihre Stirn. Da öffnete sie die Augen. Sie zuckte heftig zusammen.
    »Terry…? Was… warum…«
    Er atmete tief durch. »Sheila, was war mit dir los?« wollte er leise wissen.
    »Mit mir?« Verwirrt sah sie ihn an, richtete sich halb auf und stützte sich auf die Ellenbogen. »Was soll mit mir los sein? Warum hast du mich geweckt?«
    »Du hast getobt, nach mir geschlagen, wolltest mich beißen«, sagte er.
    Sheila schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie verständnislos. »Wovon redest du? Ich habe geschlafen…«
    »Und geträumt…?« fragte er vorsichtig.
    »Nein. Ich kann mich an keinen Traum erinnern.«
    »Seltsam«, überlegte er. »Ich bin sicher, daß du geträumt haben mußt. Ein Alptraum. Du hast getobt.«
    »Aber daran müßte ich mich erinnern können. Wenigstens an ein paar Fetzen«, sagte sie. Sie verstand das offenbar nicht, war ratlos. Terence seufzte. War das möglich? Sie konnte doch nicht so einfach aus heiterem Himmel heraus einen schlafwandlerischen Tobsuchtsanfall bekommen -falls es so etwas überhaupt gab…
    Und an der ungewohnten Umgebung konnte es auch nicht liegen. Sie waren oft auf Reisen; das Schlafen in Hotel- und Pensionszimmern war für sie beide nichts Seltenes. Sie verbrachten fast mehr Zeit unterwegs als zu Hause.
    Sheila erhob sich aus dem Bett. Langsam ging sie zum Fenster und sah in die Nacht hinaus. Ein leichter Wind ging und rauschte in den Bäumen. Regenwolken zogen heran und verdeckten Mond und Sterne.
    Terence trat zu ihr und legte ihr den Arm um dir Schultern. »Wenn es wieder ein Alptraum war…«
    »Es war kein Alptraum«, erwiderte sie. Sie drehte sich etwas und küßte ihn auf die Wange. »Ich bin in Ordnung. Ich weiß nicht, was es war. Ich kann mich an nichts erinnern.«
    Er schilderte ihr die Details ihres wütenden Angriffs. Sheila schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte sie. Wieder sah sie nach draußen. Sie machte eigentümliche Armbewegungen, ließ die Schulterblätter rollen. »Wo ist der Mond?« flüsterte sie. »Warum versteckt er sich? Warum läßt er mich im Stich?«
    »He, bist du etwa mondsüchtig?« Terence lachte auf, aber es klang etwas gequält. »Sollte es daran liegen?«
    »Mondsüchtig?« echote sie langsam. »Nein… das wäre ja ganz was Neues, nicht? Es wird Regen geben. Wir sollten das Fenster schließen. Der Wind wird stärker. Weißt du was? Es ist noch etwas Wein übrig. Wir genießen ihn und legen uns wieder hin, ja?«
    Terence Brody nickte. Er ging zum Tisch, fand das Feuerzeug und setzte die halb niedergebrannte Kerze wieder in Brand. Die Weingläser standen noch neben der Flasche
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