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PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt
Autoren: Ernst Vlcek
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Kapitel 1
     
    Der Schock
     
    JOURNEE, relative Bordzeit
    1. Mai 1312 NGZ
     
    Zu behaupten, dass Perry schlecht aussah, wäre eine schamlose Untertreibung gewesen. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, stolperte und schwankte mehr durch die Schleuse, als er ging. Vorua sprang hinter ihrem Pult auf, wollte ihm helfen. Doch Rhodan ignorierte den angebotenen Arm ebenso wie die besorgten Blicke der restlichen Crew. Er humpelte mit zusammengekniffenen Lippen in die Mitte der Zentrale und fixierte die Kommandantin aus blauschwarz umrandeten, tief in den Höhlen liegenden Augen.
    »Was ist los?«, fragte er rau.
    Die Kommandantin begann zu berichten. Vorua hörte nur widerwillig zu, die Fäuste geballt, die Zähne so fest aufeinander gepresst, dass sie knirschten. Bei allen Sturmwinden Epsals! Wenn sie etwas abgrundtief hasste, dann dieses Gefühl: hilflos zu sein, hoffnungslos unterlegen, vollkommen chancenlos gegen einen Feind, dessen Übermacht sich in Zahlen kaum ausdrücken lieg.
    Ein einziges Sonnensystern gegen eine ganze Galaxis ...
    Von allen Seiten rückten die brennenden Schiffe zum Attori-System vor. Mehr als 100000 Kastun- Raumer, jeder einzelne eine fliegende Festung, starrend vor Waffen, denen die Verteidiger nur wenig entgegen zu setzen hatten. Der Wall um den Sektor Jessytop existierte nicht mehr. Die kümmerlichen Reste der tefrodischen Flotte, knapp 30000 Einheiten, zogen sich zurück, ohne Widerstand zu leisten. Wahrscheinlich wappneten sich ihre Besatzungen in diesen Augenblicken mit aller Willenskraft, die ihnen noch verblieben war, für die finale, entscheidende Schlacht um Attorua - eine Schlacht, über deren Ausgang leider nicht der geringste Zweifel bestand.
    Falls die Schiffe des Gelben Meisters ihr jetziges Tempo beibehielten, meldete die Ortung trocken, würden sie in weniger als zehn Minuten die Grenze des Attori-Systems erreicht haben.
    »Schöne Aussichten! «, knurrte Bruno Thomkin. Vorua warf dem Cheftechniker einen scharfen Blick zu. So sehr sie sonst seinen Humor schätzte: Billigen Sarkasmus hielt sie in der derzeitigen Situation für unangebracht.
    »Vielleicht ist das schützende Feld des Nukleus nicht ganz zusammengebrochen«, flüsterte Zim November unter seiner SERT-Haube. »Die Lichtkugel existierte noch, als wir eben ihre Heimstatt verließen. Gut, sie ist geschrumpft und nach wie vor unansprechbar, aber das heißt nicht, dass der Nukleus seine Kraft vollständig verloren hat.«
    Rhodan nickte matt. »Wir werden es gleich wissen. «
    Er wandte sich um, setzte vorsichtig Schritt vor Schritt, ließ sich in den Sessel hinter der hufeisenförmigen Station des Expeditionsleiters fallen. Mühsam ein Stöhnen unterdrückend, stützte er die Ellbogen auf die Sensorfläche des Pults und barg das graue, eingefallene Gesicht in den Händen.
    Seufzte. Hob den Kopf, fuhr langsam mit den Fingerspitzen über Stirn, Augen, Nase, Wangen, Kinn bis zum Hals und wieder hinauf. Als die Fingernägel über die Bartstoppeln strichen, knisterte es leise. Erst daran merkte Vorua, dass alle in der Zentrale den Atem angehalten und nichts als Perry Rhodan angestarrt hatten.
    Verdammt , dachte die Waffenmeisterin, sein Zustand ist ein Sinnbild für den des Widerstands in Andromeda. Ans dem letzten, dem wirklich allerletzten Loch pfeifend. Dem Totengräber gerade noch von der Schippe gesprungen. Doch für wie lange?
    Rhodan, der Dreitausendjährige, der biologisch Unsterbliche, wäre trotz seines Zellaktivators bereits Geschichte gewesen, hätte Benjameen da Jacinta den tödlich Verwundeten nicht in einem halsbrecherischen Manöver an Bord der JOURNEE geschafft, wäre Raye Corona die dort an ihm durchgeführte Notoperation missglückt und hätten ihn die - seit vielen Wochen schwer überarbeiteten tefrodischen Chirurgen auf Attorua nicht, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, relativ komplikationslos stabilisiert und schließlich wieder einigermaßen zusammengeflickt ...
    Und wozu? Sieh ihn dir an , sagte sich Vorua Zaruk : Ecce homo! Sein Aktivatorchip verleiht ihm übermenschliche Regenerationsfähigkeit, immunisiert ihn gegen fast alle bekannten Gifte und körpereigenen Abstoßungsreaktionen. Nichtsdestotrotz ist er auch noch nach tagelanger, intensiver Rehabilitation, ein Wrack: ausgebrannt, kraftlos, entmutigt, körperlich wie geistig gebrochen, äußerlich wie innerlich zerstört, Und wer mag ihm seine Verzweiflung verdenken, angesichts der unabwendbaren Niederlage?
    Die Waffenmeisterin konnte den
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