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Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Titel: Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz
Autoren: Anonymous
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»Jaah«, sagte Harry Chang gedehnt. »Ja, ich bin mir sicher.«
    Das grüne Leuchten in Sonda Katars Augen wurde eine Nuance intensiver. Und, kaum glaubhaft, auch das Rot der Gesichtshaut vertiefte sich noch. Wie Ketchup , dachte Harry und verscheuchte den unangemessenen Gedanken.
    »Wir sind also pleite?«, fragte Sonda. »Ab-so-lut und unabdingbar?«
    Harry, Eigentümer und Kapitän der MERCHANT II in Personalunion, nickte. »Und zu allem Überfluss ist auch noch dieser dämliche Kridankrieg ausgebrochen. Als ob ich nicht schon Sorgen genug hätte.«
    Der Gedanke erheiterte Harry – oder vertrieb zumindest ein wenig die Melancholie, die in den letzten Tagen zu seinem ständigen Begleiter geworden war. Den Kridankrieg, der Millionen, wenn nicht sogar Milliarden von Lebewesen betraf, derart auf sich selbst zu beziehen, war einfach nur herrlich egoistisch.
    Manchmal tat es gut, ein wenig selbstherrlich zu sein.
    Dennoch hatte er es satt, ständig nur über Geld und darüber, wo es herkommen sollte, nachzudenken. Er kam kaum noch dazu, seine normale Alltagsarbeit zu erledigen. Geschweige denn dazu, endlich mal wieder ein gutes Buch zu lesen. Er wusste gar nicht mehr, wie viele Dateien sich mittlerweile auf Halde stapelten.
    Aus Sonda Katars rot gefärbtem Haar lugten über der Kopfhaut die schwarzen Ansätze hervor.
    Ihr war das Färbemittel ausgegangen, wie sie seit einigen Tagen bei jeder Gelegenheit betonte; und diese spezielle Mischung konnte sie nur auf Lor Els Auge kaufen, der Raumstation vor dem Wurmloch nach Transalpha. Dort mischte es einer der dubiosen Händler selbst, die sich in der halblegalen Zwischenwelt angesiedelt hatten. Auch jetzt brachte sie das Thema wieder einmal zur Sprache, indem sie sich durch die Haare fuhr und auf der Kopfhaut trommelte. »Vielleicht hätte ich doch nicht mit auf die MERCHANT …«
    »Sonda«, unterbrach Harry Chang genervt. »Dieses Klagelied hast du inzwischen schon tausend Mal gesungen. Ich kenne es, Savanna kennt es, Toler kennt es. Als ob du eine Wahl gehabt hättest. Nach allem, was du dir auf Lor Els Auge geleistet hast …«
    Die schöne J’ebeem sah besonders unschuldig drein, und Harry winkte ab. »Ich bitte dich. Wir alle wissen, dass du es warst, der die Spinne umgebracht hat. Du hast den Paten der Unterwelt auf dem Gewissen. Und ich kann dir versichern: Niemand killt ungestraft einen Verbrecher, der dort überall seine Finger im Spiel hatte.«
    Sie seufzte theatralisch. »Besser als in dieser Schrottkiste zu sitzen, pleite zu sein und darüber nachzudenken, schon wieder irgendwo und irgendwie neu anzufangen.«
    Harry grinste schief. »Bist du dir da sicher?«
    Die J’ebeem seufzte. »Nein. Das ist ja das Problem. Etwas Besseres als das hier …« Sie machte eine umfassende Handbewegung, die wohl nicht nur das Schiff, sondern ihr ganzes Leben mit einschloss: Wie tief bin ich gesunken. »… steht wohl nicht zur Auswahl.«
    Und wieder fühlte sich Harry ein bisschen besser. Wie war doch gleich der Spruch mit dem geteilten Leid? »Willkommen im Klub«, sagte er.
     
    *
     
    Protokoll der Krisensitzung. Automatisch erstellt. [Eigenhändige Ergänzung HC: Und von mir rekonstruiert, wo die verdammte Aufzeichnungstechnologie nur Knarren und Fiepsen protokolliert hat. Wir brauchten ein neues Gerät. In etwa Punkt 10.000 auf der Liste.] Anwesend:
    Harry Chang, Kapitän und Eigentümer: HC.
    Savanna Dionga, Erste Offizierin: SD.
    Sonda Katar, Mädchen für alles: SK.
    James Tiberius Toler, Ingenieur und Alleskönner: JTT.
     
    HC: Freut mich, dass ihr alle da seid.
    SD: Uns auch.
    (Verzweifeltes Gelächter von HC und JTT, in das SK schließlich widerwillig einfällt.)
    HC: Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden.
    SK: Heißer Brei?
    JTT: Vergiss es. Alte Redensart. J’ebeem müssen die nicht kennen. Du bist also entschuldigt.
    SK: Wie überaus gnädig.
    HC: Können wir jetzt zur Sache kommen?
    SK: Da werden Erinnerungen wach. (Lacht spöttisch.)
    SD: Da sind wir wieder besonders gut gelaunt, was? Da wir ja sozusagen unter uns sind – Sonda, wir wissen alle, dass dir unsere Lage nicht passt. Aber sie lässt sich nun einmal nicht ändern. Zumindest nicht ohne Weiteres. Deshalb sind wir ja zusammengekommen.
    HC: Danke, Erste. Also: Wir wollten eigentlich Transponderspulen verkaufen, um unsere finanziellen Engpässe zu beseitigen. Das nicht allzu kleine Problem dabei ist der Kridankrieg. Denn unsere Abnehmer sitzen im Karalonsystem in Transalpha. Dorthin
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