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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern
Autoren: Leigh Brackett
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ein.
    Das Mädchen kam auf kleinen, nackten Füßen. Es hatte jemand mitgebracht, einen hochgewachsenen Mann in einem dunkelroten Umhang. In der Hand hielt er einen Amtsstab. Ein Mann mit einem hochmütigen, ruhigen Gesicht, ein Mächtiger, der nie Furcht gekannt hatte.
    »Ich bin Gelmar«, sagte er. »Oberstabträger von Skeg.«
    Stark nickte. Anscheinend waren die beiden allein gekommen.
    »Du heißt Erick John Stark«, sagte Gelmar. »Ein Erdmann wie Ashton.«
    »Ja.«
    »Was bedeutest du Ashton?«
    »Ich bin ein Freund. Ich verdanke ihm mein Leben.« Stark machte einen Schritt nach vorn. »Ich möchte wissen, was mit ihm geschehen ist.«
    »Vielleicht sage ich es dir«, sagte Gelmar ruhig. »Aber zuerst mußt du mir sagen, wer dich geschickt hat.«
    »Niemand. Als ich hörte, daß Ashton vermißt wurde, kam ich her.«
    »Du sprichst unsere Sprache. Du kennst Irnan. Du mußt in der Galaktischen Hauptstadt gewesen sein, sonst könntest du das alles nicht wissen.«
    »Ich habe mich dort informiert.«
    »Und bist du wegen deiner Liebe zu Ashton nach Skaith gereist.«
    »Ja.«
    »Das glaube ich dir nicht, Erdmann. Ich denke, man hat dich geschickt, um hier noch mehr Unheil anzurichten. Wer befiehlt dir? Ashton? Das Ministerium?«
    Stark sagte: »Ich habe keinen Herrn.« Er atmete ganz flach und spitzte die Ohren, um auch die kleinsten Geräusche zu hören.
    »Ein Einzelgänger«, sagte Gelmar leise. »Wo ist deine Heimat?«
    »Ich bin heimatlos.«
    »Welchem Volk gehörst du an?«
    »Keinem. Ich bin nicht auf der Erde geboren. Mein anderer Name ist N’Chaka, Mann ohne Stamm.«
    Baya seufzte leise auf. »Laß mich fragen«, sagte sie. Ihre Augen glänzten hell. »Ein Einzelgänger, ein Mann ohne Heimat.« Sie berührte Stark, und ihre Finger waren eiskalt. »Kommst du mit mir? Willst du ein Wanderer werden? Dann hast du nur einen Herrn, die Liebe. Und eine Heimat, Skaith. Und ein Volk, uns.«
    Stark sagte: »Nein.«
    Sie wich zurück, und die Augen schienen von innen heraus zu leuchten. Sie wandte sich an Gelmar und sagte: »Er ist der Dunkle Mann der Prophezeiung.«
    Stark sagte verwundert: »Welche Prophezeiung?«
    »Das haben sie dir auf Pax nicht sagen können«, meinte Gelmar. »Die Prophezeiung wurde erst nach der Abreise des Konsuls ausgesprochen. Wir haben auf dich gewartet.«
    Das Mädchen stieß plötzlich einen Schrei aus. Etwa zwanzig Frauen und Männer kamen von allen Seiten um die Festung herum, kamen mit flatternden, zerrissenen Gewändern näher gesprungen. Drohend schwangen sie Knüppel und Steine. Einige Stimmen riefen: »Totschlagen, totschlagen.«
    Stark sagte: »Ich dachte, Töten sei in Skeg verboten.«
    Gelmar lächelte. »Nicht, wenn ich es befehle.«
    Baya zog eine lange, scharfe Nadel aus ihrem dichten Haar.
    Stark blieben nur noch wenige Sekunden, und er sah sich rasch nach einem Fluchtweg um. Gelmar bewegte sich zum Rand der Felsen, damit die Wanderer ihre Steine werfen konnten.
    Vom Wasser her war Geheul zu hören.
    Stark sprang Gelmar wie ein wildes Tier an und riß ihn mit sich hinab ins Meer.
    Sie sanken auf den schlammigen Grund, und es zeigte sich sofort, daß Gelmar nicht schwimmen konnte. Kein Wunder, dachte Stark, und drückte ihn unter Wasser, bis der Widerstand erlahmte. Dann ließ er ihn auftauchen und Luft holen. Gelmar starrte ihn so entsetzt an, daß Stark lachen mußte. Auf den Felsen stand die zusammengewürfelte Reihe der Wanderer und blickte verblüfft in die Tiefe.
    »Die Kinder des mütterlichen Meeres«, sagte Stark. »Wie ich höre, fressen sie Menschen.«
    »Ja, ja«, sagte Gelmar mit erstickter Stimme. »Du mußt … wahnsinnig sein.«
    »Was habe ich zu verlieren?« sagte Stark und drückte ihn unter Wasser. Als er ihn wieder auftauchen ließ, war Gelmars Hochmut wie weggeblasen. Er brachte nur noch würgende Laute hervor.
    Die heulenden Stimmen waren näher gekommen, klangen erregt wie die von Hunden, die eine Witterung aufgenommen haben.
    »Zwei Fragen«, sagte Stark. »Ist Ashton am Leben?« Gelmar hustete und keuchte, und Stark schüttelte ihn. »Sollen dich die Kinder unter sich aufteilen? Antworte!«
    Gelmar sagte schwach: »Ja, er lebt.«
    »Lügst du, Stabträger? Soll ich dich ertränken?«
    »Nein! Die Schutzherren … wollten … ihn haben, lebendig. Um ihn auszufragen. Wir nahmen ihn auf … der Straße nach Irnan gefangen.«
    »Wo ist er?«
    »Im Norden, in der Zitadelle … bei den Schutzherren … im Herzen der Welt.«
    Die Wanderer stießen
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