Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern
Autoren: Leigh Brackett
Vom Netzwerk:
auf ihn aufmerksam wurde. Vorsichtig legte er das kurze Stück zum Ufer zurück und kroch an Land. Vor ihm ragten einige Ruinen in die Höhe, die von einem kräftigen Vorhang von Pflanzen überwachsen waren. Sie boten ein gutes Versteck. Stark lehnte sich hinter ihnen an die warme Mauer. Jeder Muskel schmerzte.
    Eine Stimme sagte: »Hast du das Wesen getötet?«
    Stark blickte auf. In einer Mauerlücke hinter ihm stand ein Mann. Er war ohne ein Geräusch gekommen. Hatte er auf Stark gewartet? Er trug ein Gewand, und obwohl das Licht der Sternhaufen die Farben veränderte, war sich Stark sicher, daß es gelb war.
    »Du bist der Mann, den ich an der Furt sah.«
    »Ja. Gelmar und das Mädchen waren hinter dir her, gefolgt von einer Bande Wanderer, die uns mit Steinwürfen vertrieben. Wir sind zurück über den Fluß. Ich bin von meinen Leuten weg, um zu sehen, was geschehen würde.« Er sagte noch einmal: »Hast du das Wesen getötet?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Dann kommst du lieber mit. Sie können aus dem Wasser heraus. In ein paar Minuten werden sie hier ausschwärmen und dich jagen.« Er fügte noch hinzu: »Übrigens, ich heiße Yarrod.«
    »Erick John Stark.« Er stand auf, bemerkte plötzlich, daß die Kinder des Meeres verstummt waren. Sie wußten jetzt, daß ein Unglück geschehen sein mußte.
    Yarrod ging durch die Ruinen voran, und Stark folgte ihm, bis sie sich in sicherer Entfernung vom Ufer befanden. Dann legte er dem Mann eine Hand auf die Schulter und brachte ihn zum Stehen.
    »Was hast du mit mir zu schaffen, Yarrod?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Er betrachtete Stark eingehend. Er war groß, knochig und muskulös und hatte breite Schultern. Stark hielt ihn für einen Krieger, der aus unbekannten Gründen in eine fremde Rolle geschlüpft war. »Vielleicht möchte ich gerne wissen, warum Gelmar einen Fremden an einem Ort töten wollte, an dem nicht einmal die Wanderer töten dürfen.«
    Vom Meer her erklang wildes Trauer- und Wutgeschrei.
    »Hörst du?« sagte Yarrod. »Sie haben die Leiche gefunden. Gelmar weiß jetzt, daß du das Wesen getötet hast, und er wird sich fragen, ob auch du umgekommen bist. Er wird es sicher herausbekommen wollen. Möchtest du von den Wanderern durch diese Ruinen gejagt werden, ober läßt du dich von mir in ein sicheres Versteck bringen?«
    »Mir bleibt vermutlich keine Wahl«, sagte Stark und zuckte die Achseln. Erschöpft folgte er Yarrod. Das wilde Heulen wurde schwächer. Der Mann im gelben Gewand sagte: »Skaith ist voller Überraschungen. Die nächste wartet schon auf dich.«
    Auf der Höhe des Ufers über der Furt erhob sich ein noch intaktes Tonnengewölbe, das an beiden Seiten offen war, was in dem milden Klima keine Rolle spielte. Hängende Kletterpflanzen wirkten wie Vorhänge. Drinnen brannte ein Feuer, und das halbe Dutzend Männer und Frauen, die Stark vorhin mit Yarrod gesehen hatte, saß mit ineinander verschränkten Armen und zusammengesteckten Köpfen da. Sie bewegten sich nicht, blickten nicht auf, als Stark und Yarrod eintraten.
    »Recht gut, nicht wahr?« sagte Yarrod. »Weißt du Bescheid?«
    Stark ließ sich durch den Kopf gehen, was er über Skaith gelernt hatte. »Sie geben sich für einen Schwarm aus. Und du stellst den Schwarmmeister dar.«
    Ein Schwarm bestand aus Menschen, die ihre Gefühlswahrnehmung so verfeinert hatten, daß sie keine Einzelwesen mehr waren, sondern gemeinsam einen unteilbaren Organismus bildeten. Der Schwarmmeister bildete sie aus und pflegte sie, bis die Stunde der vollkommenen Erfüllung nahte. Sie kam, wenn einer der Teile starb und ihm der ganze Organismus in die endgültige Befreiung folgte. Im Durchschnitt betrug die Lebensdauer eines Schwarms vier Jahre. Dann übernahm der Schwarmmeister eine neue Gruppe.
    »Schwarmmeister können überall hingehen«, sagte Yarrod.
    »Sie sind fast so heilig wie die Stabträger.« Er wandte sich an die Gruppe. »Gut, Freunde, ihr könnt wieder frei atmen, aber nicht lange. Gelmar und sein Mob werden bald hier sein und unseren Gast suchen. Breca, du überwachst bitte die Furt.«
    Die Gruppe löste sich auf. Eine große Frau ging an ihnen vorbei, warf Stark einen merkwürdig eindringlichen Blick zu und verschwand geräuschlos durch den Pflanzenvorhang. Stark sah sich die Gesichter der restlichen fünf im Feuerschein an. Kräftige, wachsame, vorsichtige Gesichter.
    Einer der Männer, der aussah, als suche er gern Streit, und der Stark vom ersten Augenblick an nicht gefallen wollte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher