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Sünden der Leidenschaft

Sünden der Leidenschaft

Titel: Sünden der Leidenschaft
Autoren: Susan Johnson
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Kapitel 1
    Virginia City, Montana April, 1867
    Sie begegnete Adam Serre an demselben Abend, an dem seine Frau ihn verlassen hatte.
    Er betrat das Foyer des Hauses von Richter Parkman in dem Moment, da sie einem Diener ihren Umhang reichte, und sie nickten einander lächelnd zu.
    »Für April haben wir schönes Wetter«, sagte er, als sie gemeinsam auf den mit Fähnchen geschmückten Eingang zum Ballsaal zugingen. Er lächelte wieder.
    »Ist die Temperatur für diese Jahreszeit ungewöhnlich?« Flora sah nur kurz auf, denn sie war damit beschäftigt, die langen weißen Glace-Handschuhe überzustreifen.
    Adam zuckte fast unmerklich mit den breiten Schultern, die sich unter seinem eleganten Abendanzug verbargen. Sein Blick glitt durch das dekorierte Portal hindurch in den überfüllten Ballsaal, der zu Ehren des kürzlich zum Bundesrichter ernannten Gastgebers patriotisch in den Farben Rot, Weiß und Blau geschmückt war. »Der Frühling ist zeitig gekommen«, sagte er, während er seinen Gastgeber in der erlesenen Menschenmenge suchte. »Aber den Chinookwind kann man nicht vorhersagen.«
    Sie schenkten einander merkwürdigerweise kaum Beachtung. Adam, für den die vergangenen Stunden sehr unangenehm gewesen waren, wirkte noch immer etwas abwesend. Flora Bonham, die nach einer langen Reise aus London erst kürzlich in Virginia City angekommen war, hielt nach ihrem Vater Ausschau.
    Beide waren spät auf der Feier des Richters eingetroffen. Doch das plötzliche Schweigen, das sich im Ballraum ausbreitete, als sie ihn betraten, hatte nichts mit ihrer verspäteten Ankunft zu tun.
    »Er ist tatsächlich gekommen!«
    »O Gott, er hat eine Frau bei sich.«
    »Wer ist diese Frau?«
    Nach der anfänglichen, geradezu schockierten Stille brach plötzlich ein leidenschaftliches Stimmengewirr des Erstaunens und der Mutmaßungen aus. Lady Flora Bonham, einziges Kind des bekannten Archäologen Lord Haldane, fragte sich für einen Augenblick, ob etwas mit ihrem Kleid nicht in Ordnung oder der Ausschnitt ihres Kleides vielleicht zu gewagt war.
    Aber nach einem kurzen, panischen Moment stellte sie fest, daß die Blicke der Gäste nicht auf sie, sondern auf ihren Begleiter gerichtet waren. Sie musterte ihn, um den Grund für das lebhafte Interesse der anderen herauszufinden.
    Sie stellte fest, daß der Mann neben ihr unglaublich gut aussah, mit seinen wohlgeformten Gesichtszügen und den dunklen, sinnlichen Augen, die einen verführerisch wilden Ausdruck hatten. Bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte, verbeugte er sich charmant, sagte: »Bitte entschuldigen Sie mich« und ging.
    Fast im gleichen Moment kam ihr Vater mit offenen Armen und einem warmen Lächeln auf sie zu, um sie zu begrüßen. Sie lächelte zurück und ließ sich von ihm in die Arme nehmen.
    Zwei Minuten waren vergangen. Vielleicht weniger. Sie hatte Adam zum ersten Mal gesehen.
    »Du siehst wundervoll aus«, sagte George Bonham, hielt seine Tochter ein Stück von sich weg und betrachtete mit seinen leuchtend blauen Augen ihre strahlende Schönheit. »Die anstrengende Reise von Fort Benton hat dir offensichtlich nichts ausgemacht.«
    »Wirklich, Papa!« wies sie ihn zurecht. »Nach der Abgeschiedenheit des Landlebens ist es hier in Montana höchst zivilisiert. Wir mußten zwar ein dutzendmal aus der Postkutsche steigen, um durch den tiefsten Matsch zu kommen, aber die Flußüberquerungen verliefen ohne besondere Vorkommnisse, und der Kutscher war einigermaßen nüchtern. Nach einem heißen Bad im Hotel fühlte ich mich wieder ganz ausgeruht.«
    Er strahlte sie an. »Ich freue mich, dich wieder bei mir zu haben. Ich möchte dich gern einigen Bekannten vorstellen. In den vergangenen Monaten habe ich fast alle Leute hier kennengelemt. Unser Gastgeber, der Richter, ist dort drüben«, fuhr er gestikulierend fort. »Komm und laß dich herumführen.«
    Als sie sich einer Gruppe näherten, bemerkte Flora, daß dem Mann, der mit ihr den Ballsaal betreten hatte, immer noch außergewöhnliche Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Jeder der Gäste schien seine Bewegungen zu verfolgen, als er über den blankgebohnerten italienischen Parkettboden schritt.
    Niemand hatte erwartet, daß Adam an diesem Abend kommen würde.
    Während er auf seinen Gastgeber zuschritt – nach beiden Seiten grüßend und freundlich lächelnd und mit einer oberflächlichen Verbeugung zur alten Mrs. Alworth, deren Mund vor Staunen offenblieb –, ging ein aufgeregtes Raunen durch den Saal.
    »Seine
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