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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern
Autoren: Leigh Brackett
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1.
     
    Stark war auf dem Weg zu dem Mond, auf dem der Raumflughafen lag, und warf einen letzten Blick auf Pax, den Hauptplaneten der Wega. Er ist eigentlich eine einzige Stadt, die sich rühmt, nicht ein Getreidekorn, nicht einen nützlichen Gegenstand selbst zu produzieren.
    Die Stadt streckt sich in den Himmel hinauf, bedeckt die Kontinente, schluckt kleine Meere. Sie wühlt sich Stockwerk auf Stockwerk in die Tiefe. Sie wird von außen versorgt. Der Nachschub wird im Mondhafen gelöscht und von Zubringerschiffen zum Planeten gebracht. Auf Pax leben nur Bürokraten, Diplomaten und Computer.
    Pax ist das Verwaltungszentrum der Galaktischen Union, eines demokratischen Bundes von Sternenwelten, die sich über die halbe Milchstraße erstrecken, und zu denen unter anderem auch die Welten der kleinen Sol gehören. Auf Pax werden die Millionen Probleme, mit denen Milliarden von Menschen zu tun haben, die Tausende der verschiedensten Planeten bevölkern, zu sauberen und leicht faßlichen Abstraktionen verarbeitet, die auf Bändern, Karten und endlosen Papierstreifen festgehalten werden.
    Eine Papierwelt, dachte Stark, voller papierner Menschen.
    Simon Ashton war nicht aus Papier. Der Lauf der Zeit und Erfolge in der Verwaltung hatten ihm ein bequemes Büro im Planetenministerium und eine angenehme Wohnung in einem kilometerhohen Bauwerk verschafft, die er nicht verlassen mußte, es sei denn, er begab sich zur Arbeit. Ashton hatte jedoch noch nichts von seiner Elastizität und Nervenkraft verloren. Er ging oft in den Außendienst, um die Probleme vor Ort studieren zu können.
    Er hatte eine Reise zu viel gemacht. Er war nicht zurückgekehrt.
    Stark erhielt die Nachricht auf einer der unbeleckten Welten, die nicht zur Union gehörte und auf der das Leben für Leute wie ihn ein wenig lockerer war. Er war ein Einzelgänger, einer, der keinen Herrn über sich hatte, und das in einer Gesellschaft, wo jeder seinen Platz hatte. Er bestimmte selbst, wem er Gefolgschaft leistete, und gewöhnlich ließ er sich dafür bezahlen. Von Beruf war er Söldner, und innerhalb wie außerhalb der Union gab es genug kleine Kriege, genug ferne Völker, denen seine Talente etwas wert waren, so daß er mit seiner Kunstfertigkeit im Kämpfen gut über die Runden kam.
    Gekämpft hatte er schon, als er noch kaum stehen konnte. Er war in einer Bergwerkssiedlung im Dämmerungsgürtel des Merkurs geboren, hatte den Lebenskampf auf einem Planeten führen müssen, der dem Leben nicht günstig war. Seine Eltern waren tot, seine Zieheltern ein Stamm wilder Eingeborener, die in den sonnenverbrannten Tälern ein dürftiges Leben fristeten. Er hatte erfolglos gegen die Männer gekämpft, die seine Zieheltern hinmetzelten und ihn als knurrende Kuriosität in einen Käfig steckten.
    Ohne Simon Ashton hätte er nicht überlebt. Ashton war der Retter, der N’Chaka, den Mann ohne Stamm, in Erick John Stark verwandelte und ihm ein neues Leben gab.
    Erick-N’Chaka war zweimal verwaist und nahm Ashton nur zögernd als neuen Vater an. Später wurde er ihm mehr, ein Freund. Die Zeit des Heranwachsens verbrachte er fast ausschließlich mit Ashton, da dieser oft an Grenzstationen beordert wurde, in denen man viel allein war. Stark war geprägt von Ashtons Freundlichkeit und Geduld, seinen Ratschlägen, seiner Stärke und seiner Zuneigung. Er hatte selbst seinen Namen von Ashton erhalten, der die Bücher der Bergwerksgesellschaft durchforscht hatte, um die Eltern zu identifizieren.
    Und Simon Ashton war jetzt auf der Welt eines rötlichen Sterns verschwunden, der weit weg zu einem Sternhaufen im Orion gehörte, auf einer neuentdeckten Welt, die Skaith hieß, und die niemand kannte, von einigen Leuten in der Galaktischen Hauptstadt abgesehen. Skaith gehörte nicht zur Union. Auf ihr war jedoch ein Konsulat eingerichtet worden. Jemand hatte die Union um Hilfe gebeten, und Ashton war der Mann gewesen, der sich darum kümmern wollte.
    Ashton hatte seine Befugnisse vielleicht überschritten. Seine Vorgesetzten hatten jedenfalls ihr möglichstes versucht. Die einheimischen Herrscher hatten aber das Konsulat geschlossen und Beamten der Union die Einreise verwehrt. Die Versuche, Ashtons Verbleib zu klären, waren fehlgeschlagen.
    Stark nahm das erstbeste Schiff, das Pax ansteuern wollte. Die Suche nach Ashton war jetzt seine Angelegenheit. Die Wochen, die er auf Pax verbracht hatte, waren weder angenehm noch einfach gewesen. Er hatte viel reden, viel überreden müssen, und
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