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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern
Autoren: Leigh Brackett
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man zur richtigen Gruppe gehörte.
    Stark bezahlte seinen Kutscher und nahm ein Zimmer in einem Gasthaus für Fremde. Der Raum war klein, aber sauber, und das Essen gar nicht übel. Bequemlichkeit bedeutete ihm nichts. Er hatte nur Ashton im Sinn.
    Als er gegessen hatte, wandte er sich an den Wirt. »Wie komme ich zum Konsulat der Galaktischen Union?«
    Der Wirt starrte ihn an. Er hatte ein dunkelrotes Gesicht und sehr kalte, graue Augen. »Es gibt keins mehr.«
    »Mir wurde aber gesagt …«
    »Die Wanderer haben es vor fast vier Monaten kurz und klein geschlagen. Der Konsul und seine Mitarbeiter mußten fort.«
    »Die Wanderer?«
    »Man hat Ihnen am Raumflughafen doch sicher etwas über sie erzählt. Der menschliche Abschaum, der auf den Straßen herumlungert.«
    »Ach ja«, sagte Stark. »Ich war nur überrascht. Sie kamen mir so träge vor.«
    »Da braucht es nur ein Wort«, sagte der Wirt verdrossen. »Wenn die Stabträger ›los‹ sagen, gehorchen sie.«
    Stark nickte. »Vor den Stabträgern bin ich auch gewarnt worden. Todesstrafe und so weiter. Sie sind anscheinend wichtige Leute auf Skaith.«
    »Sie machen die Dreckarbeit für die Schutzherren. Der Oberstabträger von Skeg, der allmächtige Gelmar, führte die Wanderer an. Er teilte dem Konsul mit, er solle verschwinden und sich nie mehr sehen lassen; man wünsche keine Einmischung von außen. Einen Augenblick sah es so aus, als wolle man uns alle ausweisen und den Raumhafen schließen. Aber man ist zu sehr auf die Einfuhren angewiesen. Trotzdem werden wir wie Verbrecher behandelt.«
    »Ich hatte gleich den Eindruck, daß Fremde nicht gern gesehen sind«, sagte Stark. »Weshalb gab es Streit?«
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Irgendein offizieller Wichtigtuer kam aus Pax her. Es ist ein ziemlich offenes Geheimnis, daß er hier war, um die Auswanderung eines der Stadtstaaten zu organisieren, der Narr.«
    »Ach? Wo ist er jetzt?«
    »Wer weiß? Vielleicht wissen die Stabträger etwas.« Die kalten Augen blickten Stark argwöhnisch an. »Interessiert Sie die Angelegenheit irgendwie?«
    »Kaum.«
    »Dann reden Sie nicht darüber. Wir haben schon genug Ärger gehabt. Was wollten Sie eigentlich auf dem Konsulat?«
    »Eine Routinesache mit meinen Reisepapieren. Das kann bis zum nächsten Hafen warten.« Er wünschte dem Wirt eine gute Nacht und ging hinaus.
    Ein offizieller Wichtigtuer aus Pax. Ashton.
    Und nur die Stabträger wußten, was aus ihm geworden war.
    Er lief durch die überfüllten Straßen, ein dunkler Mann in einem dunklen Umhang, ein großer Mann mit kräftigen Muskeln, der leichtfüßig wie ein Tänzer ausschritt. Er hatte keine Eile. Er ließ sich durch die Stadt treiben, nahm sie mit allen Sinnen auf. Hinter all den ungewohnten Gerüchen und Klängen spürte er deutlich kräftigen Verwesungsgeruch. Skaith lag im Sterben, aber ihm war, als sterbe es nicht auf die rechte Art.
    Er konnte seinen Hals eigentlich auch gleich in die Schlinge stecken. Er betrat also einen Ausschank und begann seine Arbeit.
    Er ging sehr vorsichtig ans Werk. Wie ihm schien, hatte er eine Ewigkeit auf Pax verbracht und geduldig alles durchgesehen, was man über Skaith in Erfahrung gebracht hatte. Er hatte die Sprache gelernt, sich angeeignet, was man über die Leute und ihre Bräuche wußte, sich mit dem Exkonsul unterhalten, um noch mehr zu erfahren. Es war selbstverständlich zu spät, um Ashton zu retten. Vom Augenblick seines Verschwindens an war es zu spät gewesen, sollten sich die Stabträger entschlossen haben, ihn zu töten. Zwei Möglichkeiten blieben: gewaltsame Befreiung oder Rache. Für beide brauchte Stark jede Information, die er bekommen konnte.
    Viel erfuhr er nicht. Mit Skaith war vor etwa zwölf Jahren Verbindung aufgenommen worden, und das Konsulat war erst fünf Jahre danach eingerichtet worden. Man wußte einiges über Skeg und das umliegende Land. Man wußte etwas über die Stadtstaaten. Kaum etwas war über die Landstriche bekannt, die sich an den fruchtbaren Gürtel anschlossen, wo sich der größere Teil der Bevölkerung von Skaith jetzt aufhielt. Er hatte unglaubliche Geschichten über die Steppen und ihre Bewohner gehört, und möglicherweise stimmten sie sogar.
    Über die Schutzherren wußte man gar nichts. Das heißt, man wußte nicht, wie sie aussahen oder wo sie sich aufhielten. Die Stabträger mochten es wissen, bewahrten jedoch das Geheimnis.
    Im Bericht des Konsuls hatte es geheißen: »Die Schutzherren, die für unsterblich und
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