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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Lisa Desrochers
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    Kapitel 1
    Du kannst den Dämon aus der Hölle holen …
Luc
    Nicht dass ich mich beschweren will oder so, aber es ist echt ein Nachteil, dass ich als Mensch nicht mehr unverwundbar bin, wie ich es vor meiner Verwandlung als Dämon war. Ich betrachte mein blutverschmiertes Gesicht im Spiegel und halte das Rasiermesser unter den Wasserhahn. Angesichts der zahlreichen kleinen Schnittwunden überlege ich, wie viel Blut ein Sterblicher eigentlich verlieren kann.
    Und das Menschsein hat noch einen weiteren Nachteil: die Körperhygiene. Warum der Allmächtige den Menschen so geschaffen hat, dass er dermaßen viel Pflege braucht, ist und bleibt mir ein Rätsel. Dabei dachte ich all die Jahrtausende, wir Dämonen seien diejenigen, die auf Quälerei stehen.
    Ich habe immer noch Probleme, all das zu begreifen – mein neues Leben. Frannie. Heute Morgen bin ich in meinem Auto aufgewacht, und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, denn für einen Augenblick war ich überzeugt, es sei alles nur ein Traum. Doch mein schmerzendes Herz und die Tatsache, dass ich überhaupt geschlafen hatte, haben mich rasch vom Gegenteil überzeugt. Schwefel schmerzt nicht.
    Was mich zum nächsten Nachteil bringt: dem Schlaf. Jetzt, da ich schlafen muss, kann ich Frannie nicht so beschützen, wie ich es möchte. Dank der Hilfe von Starbucks habe ich bis gestern Abend durchgehalten. Aber heute, um vier Uhr früh, schlief ich tief und fest vor ihrem Haus, in meinem Auto über das Lenkrad gebeugt, und sabberte auf meinen Ärmel. Ich muss unbedingt mit Matt besprechen, ob er mich bei der Wache nicht ablösen kann.
    Frannie betont, sie brauche keinen Schutzengel, aber ich bin dankbar für die Unterstützung. Natürlich war ich nicht ganz ehrlich zu ihr. Sie weiß nicht, dass ich immer noch jede Nacht über sie wache. Wenn sie es wüsste, würde sie mich wahrscheinlich grün und blau prügeln. Echt peinlich, dass meine gerade mal ein Meter dreiundsechzig große und fünfzig Kilo schwere Freundin mir zeigen kann, was eine Harke ist, aber so ist es halt.
    «Frannie ist auf dem Weg hierher.»
    Obwohl die Stimme sanft und melodisch klingt, erschreckt sie mich immer noch zu Tode. Gut, dass das Rasiermesser im Waschbecken liegt und sich nicht in der Nähe meines Gesichts befand, denn sonst hätte ich mich unter Garantie noch einmal geschnitten.
    Ich wirbele herum und lasse den Blick durch meine Einzimmerwohnung schweifen, um den Sprecher auszumachen.
    Matt lehnt neben meinem unvollendeten Wandbild, die Daumen in die Vordertaschen seiner zerrissenen Jeans gehakt.
    «Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass es unhöflich ist, nicht anzuklopfen?», frage ich. Doch der Anblick eines Engels neben einem deckenhohen Gemälde, das die Hölle darstellt, ist einfach zu gut, und ich breche in schallendes Gelächter aus.
    Matts blonde Locken reichen fast bis auf die Schultern, und sein gebräuntes Gesicht ist wahrlich engelhaft – bis auf den Blick, mit dem er mich am liebsten töten würde. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich schwören, er sei ein Racheengel, kein Schutzengel. Aber während ich mich zusammenreiße, funkelt der Anflug eines Lächelns in seinen himmelblauen Augen.
    «Könnte sein, dass sie so was mal erwähnt hat.»
    Ich finde es zum Kotzen, dass Frannie einen Schutzengel braucht. Ich finde es zum Kotzen, dass ich sie nicht mehr beschützen kann. Doch meine Macht ist vollkommen erloschen; nicht ein einziger Funke ist mir geblieben. Ich vermisse es wirklich, dass ich kein Höllenfeuer mehr aus meinen Fäusten schießen und Sachen in die ewigen Jagdgründe pusten kann.
    Aber würde ich wieder sein wollen, was ich einmal war?
    Niemals.
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch und sehe Matt an. «Wenn Frannie auf dem Weg hierher ist, warum passt du dann nicht auf sie auf? Versagst du so schnell in deinem Job? Was, zum Teufel, bist du denn für ein Schutzengel?»
    Ein Grinsen macht sich auf Matts Gesicht breit, und er stößt sich achselzuckend von der Wand ab. «Sie fährt so schnell, dass nicht mal die Höllenhunde sie erwischen würden.»
    Als ich mir vorstelle, wie sie in dem mitternachtsblauen Mustang Cabriolet, Baujahr 65, sitzt, mit geöffnetem Verdeck, die Musik voll aufgedreht, huscht ein Lächeln über mein Gesicht. Stimmt, sie fährt wie der Teufel, aber das ist ganz schön sexy.
    «Danke übrigens für die Unterstützung gestern Abend», sage ich, während Matt zu meinem Bücherregal geht und sich die Titel anschaut.
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