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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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    Mit »Der Sohn des Hexers« kehrte Robert Craven Jahre nach der Einstellung der Serie nicht nur im wörtlichen Sinne aus dem Reich der Toten zurück, sondern feierte auch ein äußerst erfolgreiches Comeback. Und angesichts dieses Erfolges hätte eigentlich nichts gegen weitere Hexer-Bücher gesprochen – bis auf eine Kleinigkeit.
    Wolfgang Hohlbein war mittlerweile zu einem extrem gefragten Autor geworden, um den sich die Verlage rissen. Zahlreiche Projekte waren bereits langfristig geplant und mussten umgesetzt werden. Kurz – ihm blieb einfach nicht die Zeit für weitere Hexer-Romane. Jedenfalls nicht für dicke Bücher.
    Das änderte sich, als Mitte der neunziger Jahre im Bastei-Verlag die hauptsächlich aus Nachdrucken älterer Romane bestehende Serie »Dämonen-Land« erschien, in der unter anderem auch Hohlbeins Raven-Romane neu aufgelegt wurden.
    Schließlich unterbreitete Michael Schönenbröcher, der Redakteur der Serie und früher auch schon des Hexers, den Vorschlag, wieder ganz zu Robert Cravens Wurzeln zurückzukehren: in die Heftform. Innerhalb des Dämonen-Lands sollten in regelmäßigen Abständen neue Hexer-Abenteuer erscheinen, um später in Taschenbüchern zusammengefasst zu werden. Die Hoffnung war, dass Wolfgang Hohlbein es schaffen würde, zumindest diese kürzeren Texte zu verfassen, und er stimmte auch zu.
    In zahlreichen Leserbriefen war immer wieder nach den Thul Saduun gefragt worden, die zwar im Dagon-Zyklus eine bedeutende Rolle gespielt hatten, über die aber so gut wie nichts bekannt war. Es lag nahe, sich mit weiteren Abenteuern dieser Dämonenrasse zuzuwenden, nachdem die GROSSEN ALTEN in »Der Sohn des Hexers« gerade eine empfindliche Niederlage erlitten und sich eine Pause verdient hatten.
    Aber so viel versprechend diese erneute Reinkarnation des Hexers auf den ersten Blick auch aussah, in der Praxis scheiterte sie dennoch. Zwei neue Romane erschienen und bei beiden war der Termindruck so groß, dass Wolfgang trotz großen Bedauerns von weiteren Romanen Abstand nehmen musste. Stattdessen überarbeitete er die beiden erschienenen Romane wenig später noch einmal gründlich für die Taschenbuchausgabe und ergänzte sie um ein völlig anderes Ende.
    Diese Fassung, die sich erheblich von den zu Grunde liegenden Heftromanen unterscheidet, ist in diesem Buch enthalten.
    Frank Rehfeld

 

     
     
28. September 1892
     
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Kapitän Joffrey Blossom von der königlich-englischen Kriegsmarine blickte so gebannt zu der kleinen Felseninsel hinüber, dass er nicht einmal den scharfen Ostwind registrierte, der über das Oberdeck der HMS THUNDERCHILD pfiff, an seinem grauen Haar zerrte und wie mit winzigen Nadeln in seine Haut stach. Es war sehr kalt; ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit und selbst für die wahrlich nicht an tropische Temperaturen gewöhnten Gewässer dicht vor der englischen Küste, aber auch das bemerkte er kaum, ebenso wenig wie die Feuchtigkeit, die sich wie ein schmieriger grauer Film über das Schiff und alles an Deck gelegt und selbst seine Uniform bis auf die Haut durchnässt hatte. Er hatte seine Hände so fest um das Metall der Reling geklammert, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten und alles Blut aus dem Fleisch unter seinen Nägeln gewichen war, bis sie wie kleine weiße Narben wirkten. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst und er hatte seit mehr als einer Minute nicht einmal mehr geblinzelt, sondern stand reglos wie eine aus Stein gemeißelte Statue da. Aus eng zusammengekniffenen Augen starrte er zu der kleinen Felseninsel hinüber.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Es war das zweite Mal, dass er diesen Gedanken ganz klar formuliert dachte, und ebenfalls zum zweiten Mal schien es ihm, als hallten die Worte düster und lange in seinem Schädel nach, fast als wäre es gar kein Gedanke, sondern der Klang einer lautlosen Stimme, die ihm eine Warnung zuflüsterte: Geh nicht dorthin. Flieh! Meide diesen Ort. Geh weg, so lange du es noch kannst … Sie war nicht sehr laut, aber sie flüsterte ununterbrochen und wurde eindringlicher, je näher sie der Insel kamen.
    Normalerweise gestattete sich Blossom nicht solcherlei albernen Gedanken nachzugeben. Aber an diesem Tag – und diesem Ort – war nichts normal. Seit die HMS THUNDERCHILD die kleine Insel erreicht hatte, hatte er immer mehr das Gefühl, gleichsam eine Grenze überschritten zu haben, die nicht materiell, trotzdem aber höchst real war. Und
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