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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga
Autoren: Joachim H. Schwarz
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nie zuvor erlebt hatte. Er wollte einfach dorthin gehen, er wusste nicht warum es so war, aber er musste diese Fackel erforschen, also ging er in den Hinterhof um die Quelle des Lichts zu unte r suchen. Womöglich, und er wollte sich kaum ausmachen, was in diesem Hinterhof in der Vergangenheit stattgefunden hatte, aber w o möglich fände er hier eine neue Chance, sein Leben in den Griff zu bekommen. Er wusste es nicht, aber er erahnte es. Hier könnte etwas Außerg e wöhnliches stattfinden, etwas, was sein Leben neu gestalten wü r de, eine Wendung, die er so dringend nötig hätte, er roch es för m lich. Vielleicht ging er aber auch nur dorthin, weil er sich eine Wendung in seinem Leben so sehr wünschte. Weil sie so unb e dingt nötig war , weil er im Begriff stand, das Ende des Pfades zu erreichen und ohne eine Wendung, letzten Endes die unterste Stufe der Leben sleiter erreicht hätte, oder genauer g e sagt, am absoluten Ende angelangt war. Vielleicht wollte er nach einem Wunder greifen und das bläuliche Licht schickte ihm ein Signal, das ihm sagte, Hallo... hier kommt de i ne letzte Chance, dein Leben in den Griff zu b e kommen. Greif zu. Verdammt, greif zu, denn das ist deine letzte Chance.
    Also ging er in den widerlichen Hinterhof der Nuttenmeile und stand vor dieser abscheulichen Mülltonne, die nach Urin und E r brochenem stank, und hinter der es so u n scheinbar blau leuchtete. Als er davor stand und das schwache Leuchten vernahm, wusste er, dass irgendetwas hi nter dieser Tonne liegen musste und di e ses Leuc h ten verursachte. Er schob die Tonne ein wenig zur Seite und blickte auf den Boden. Dann sah er die Quelle des Lichts.
    Ein kleiner rechteckiger Kasten lag phosphoreszierend auf dem B o den und Lil nahm ihn vorsichtig in seine Hände. Das Artefakt leuc h tete bläulich in seiner Hand. Mehr noch, das Licht pulsierte, als wü r de es leben. Es hämmerte in seiner Hand, wie der Bass, den man durch den Lautsprecher einer Stereoanlage spürt. Er hielt es in seiner Hand, starrte es an und im selben Augenblick erlosch das Licht, als wäre es nie da gewesen. Verstohlen blickte er sich um. Niemand in der Nähe. Kein Mensch auf den Straßen. Dann blickte er das Kleinod erneut an. Das pulsi e rende Licht war nur noch eine Erinnerung, oder war es Einbildung gewesen? Er hielt einen hölzernen Kasten in der Hand, den er hinter einer ve r schmutzten Mülltonne hervorgeholt ha t te, in einer Gasse, die wohl eher als Toilette diente als für den vorg e sehenen Zweck. Er fragte sich, ob er sich das pulsierende Licht tatsächlich nur eing e bildet hatte. Das Leben, das so offensichtlich in dieser hölzernen Schachtel gesteckt hatte , war erloschen, im Auge n blick, als er es berührt hatte. Bildete er sich das alles nur ein? Aber wie hätte er dann diese Schachtel überhaupt entdeckt, wenn nicht durch das Licht, das ihn angelockt hatte, wie eine Motte? Unsiche r heit strömte durch seinen Körper, doch das Bedürfnis nach Wärme und einem Drink war stärker. Er steckte das seltsame Ding in seine Jackentasche und marschierte zu seiner Wohnung. Kaum h undert Meter weiter hatte er vergessen, was sich soeben erei g net hatte, seine Gedanken waren wieder bei Carmen und noch einmal schwebte er in trauernder Stimmung. Selbstmitleid zerfraß sein G e hirn wie ein Holzwurm einen alten Eichenschrank und als er vor seiner Wohnung stand, hatte er nur noch einen Gedanken. Endlich ein Drink ...

2

    Lil war auf dem Sofa eingeschlafen. Der Fernseher lief und zeigte einen Bericht über armselige Handwerker, die versuchten, eine Wohnung zu renovieren, jedoch keine Ahnung hatten, wie sie diesen Plan in die Tat umsetzen sollten. Vor ihm, auf dem gläse r nen Tisch, der so niedrig war, dass man von dem Sofa bequem darüber sehen konnte wenn man lag, stand eine angebrochene Flasche billiger Gin. Lil hatte sich einige kräftige Schlucke da r aus gegönnt und war dann in einen Schlu m merschlaf gefallen, der durch den Restalkohol des Vorabends hervorgerufen wu r de, und auf den frischen Gin sofort reagiert hatte. Als er kurz seine Augen öffnete und die jämmerlichen Handwerker im Fernsehen erblickte drehte er sich um. Das bläuliche Flimmern des Fernsehers war nun das E inzige, was er wahrnahm. Sein Magen knurrte bele i digt und bettelte nach fester Nahrung. Lil blieb dennoch li e gen. Der Fernseher wurde ihm langsam zu laut, sein Magen quälte ihn, doch er war einfach zu faul, also schloss er die Augen und ve r suchte zu schlafen. Die
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