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DS087 - Der purpurne Drache

DS087 - Der purpurne Drache

Titel: DS087 - Der purpurne Drache
Autoren: Kenneth Robeson
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1.
     
    Das spurlose Verschwinden von Hiram Shalleck erhielt zunächst nicht die Beachtung, die es verdient hätte.
    Er verschwand eines Abends aus einer kleinen Stadt in Colorado, wo er zehn Jahre gelebt hatte, und wurde nicht wiedergesehen. Niemand in der kleinen Stadt brachte eine Zeitungsmeldung, die ein paar Tage später aus Chicago kam, mit Hiram Shalleck in Verbindung. Niemand ließ sich träumen, daß er eine Rolle in einer höchst seltsamen Affäre spielte, die bald danach durch die US-Presse gehen würde. Andererseits verschwand er auch nicht völlig unbemerkt; der Sheriff stellte diskrete Erkundigungen an, aber es kam nicht viel dabei heraus.
    Eines, was der Sheriff der kleinen Coloradostadt im Laufe der Ermittlung herausbekam, war, daß Hiram Shalleck niemals über sein früheres Leben gesprochen hatte, ehe er vor zehn Jahren in die Kleinstadt in Colorado – sie hieß Lamar – gekommen war. Als untersetzter, breitschultriger, blauäugiger, blonder Mann war Hiram Shalleck eines Tages dort aufgetaucht, hatte einen Imbißwagen gekauft und sein Geschäft begonnen. Zuerst war das nicht allzu gut gegangen, aber dann war sein Lunchwagen zu einem Treffpunkt für Schuljungen geworden, und Eltern hatten niemals Klage zu führen brauchen. Mit seinem unweigerlich guten Humor hatte Hiram das Rowdytum auf ein Minimum beschränkt. Selbst an Erwachsene hatte er niemals alkoholische Getränke ausgeschenkt.
    Der Sheriff war ein gründlicher Mann. Er stellte fest, daß der Lunchwagen abgeschlossen und sogar etwas Kleingeld in der Kasse war. Hiram hatte in einem kleinen Raum am Ende des Lunchwagens gewohnt und auch geschlafen. Seine Kleider hingen dort sauber im Schrank, und auch sonst war kein Zeichen von Unordnung zu entdecken. Es gab nicht einen einzigen persönlichen Gegenstand in dem Raum, der darauf hinwies, daß Hiram Shalleck außerhalb von Lamar einen lebenden Verwandten, Freund oder Feind hatte.
    Einen seltsamen Umstand gab es zwar, aber der Sheriff schenkte dem weiter keine Beachtung. Shalleck war offenbar ein großer Bewunderer eines Mannes namens Clark Savage jr. gewesen, besser unter dem Namen Doc Savage bekannt. Er hatte eine ganze Mappe von Zeitungsausschnitten über Doc Savage und ebenso mehrere Bücher, die der letztere geschrieben hatte. Natürlich war der Sheriff überzeugt, daß Shalleck keine wirkliche Verbindung zu Doc Savage hatte. Aber hier sollte sich der Sheriff irren.
    An dem Abend, da er verschwand, kamen zwei Männer ganz offen mit einem alten Tourenwagen vor Shallecks Lunchwagen vorgefahren. Es war erst zehn Uhr abends, aber die Stadt schlief bereits, und so wurde die Ankunft der beiden Männer nicht bemerkt.
    Einer der Männer stieg aus und ging in den Lunchwagen hinein. Er war ein kleiner Mann, elegant gekleidet, und ein bleistiftdünnes Bärtchen zierte seine Oberlippe, während ihm ein grün-seidenes Taschentuch aus der Einstecktasche ragte. Der Mann ging zur Verkaufstheke vor, blieb dort stehen, und als Hiram sich umdrehte, hielt der Mann eine Pistole in der Hand.
    Hiram zog die Augenbrauen hoch, aber sonst zeigten seine stoischen Gesichtszüge keinerlei Bewegung.
    »Falls dies ein Überfall ist, haben Sie Pech gehabt«, sagte er. »In der Registrierkasse sind keine zehn Dollar.« Die dünnen Lippen des kleinen Mannes verzogen sich zu einem humorlosen Lächeln. »Immer noch der alte und stets zu Späßchen aufgelegt, Joe, was?« sagte er in beiläufigem Ton. »Nein, auf Zehn-Dollar-Hold-ups bin ich noch nicht herabgesunken. Los, schließ’ deine Fliegenfalle und nimm deinen Hut. Wir nehmen dich auf eine kleine Fahrt mit.«
    Hirams breite Schultern hoben und senkten sich. »Mein Name ist nicht Joe, und ich weiß nicht, wovon Sie reden«, entgegnete er. »Aber Sie haben da ein überzeugendes Argument in der Hand.«
    »Smart warst du schon immer, Joe«, gluckste der andere. Den Namen Joe betonte er, und seine kleinen Augen zwinkerten amüsiert.
    Hiram sagte nichts mehr. Gewissenhaft, wie er war, bereitete er den Lunchwagen für das Öffnen am nächsten Morgen vor, denn Hiram Shalleck wußte noch nicht, daß er seinen Lunchwagen oder Lamar niemals Wiedersehen sollte.
    Die Straße lag verlassen da. Als sie zum Wagen kamen, sah der Fahrer unter seinem breitkrempigen Hut auf. »Schwierigkeiten gehabt, Dude?« fragte er träge.
    Der elegante kleine Mann gluckste wieder. »Der Kerl ahnt nicht, was ihm noch bevorsteht. Er war sanft wie ein Lamm.«
    Zu einem Fluchtversuch bekam Hiram Shalleck
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