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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Prolog

    Es war eine klirrend kalte Samstagnacht , der Nebel hing so dicht über der Stadt, dass die wenigen Autofahrer, die zu so sp ä ter Stunde noch unterwegs waren, ihr Tempo drosseln mussten.
    Als Lil die Augen öffnete, hörte er den Straßenv erkehr durch die dü n nen Fenster seines zwei Zimmer Appartements dröhnen und er erinnerte sich, dass es sich um einen dieser langen Wei h nachtssam s tage handelte, an denen die Menschen in Massen über die Stadt he r fielen um Geschenke für ihre Lieben zu besorgen.
    Er hasste diese Tage, da er wusste, dass es beinahe als Leben s müde galt, an solchen Tagen in die Innenstadt zu fahren. Man konnte ledi g lich mit Schritttempo über die Straßen rollen und der in der Nacht frisch gefallene Schnee entwickelte sich kurzerhand in einen glatten Spiegel, der die Fahrbahn zierte wie einen See im tiefsten Winter, und der den Verkehr zusätzlich verdichtete.
    Doch heute kam ihm das erwartete Verkehrschaos merkwürdig ruhig vor. Sein Blick fiel auf seinen digitalen Radiowecker, der rechts neben ihm auf dem Nachttisch stand und dessen rote Za h len unentwegt blinkten. Die Anzeige stand auf 00:00 Uhr doch das nervige Blinken störte ihn schon lange nicht mehr. Es lag bereits einige Wochen z u rück, als ein kurzer Stromausfall die Uhr zurückgestellt hatte und seither blinkte sie ihre Lieblingszeit, 00:00 Uhr, durch den Raum und erleuchtete ihn damit, wie eine zu klein geratene Coca-Cola-Reklametafel vor dem Fenster. He u te schien ihn der Wecker erheblich zu stören, was mi t unter daran lag, dass der Raum in völliger Dunkelheit lag. Wieso eigentlich? Er war doch gerade erst erwacht?
    Sein Kopf fühlte sich beinahe betäubt an und der Geschmack auf seiner scheinbar ausgetrockneten Zunge beleidigte ihn. Sein Gaumen fühlte sich Wund an und schmerzte, als hätte er seit T a gen nichts zu trinken bekommen. Dann, endlich, erinnerte er sich an die vergang e ne Nacht. Verdammt . Er hatte wieder einmal eine beträchtliche Me n ge Alkohol zu sich genommen und konnte sich partout nicht daran erinnern, wie er ins Bett gekommen war.
    Er wusste noch, dass er in dieser Bar gesessen war und den Abend mit einem Cocktail eröffnet hatte, er wusste noch, dass er auf Wodka umgestiegen war und mit seinem Platznachbarn ang e stoßen hatte, den er gerade erst kennen gelernt ha t te. Sie hatten sich kurzerhand angefreundet und die Nacht in ein Saufgelage der Superlative verwandelt. Er glaubte, sich düster daran erinnern zu können, dass es draußen bereits hell geworden war, als sie die Bar völlig betrunken verlassen hatten und sein neuer Sau f kumpan ihm zum Abschied um den Hals gefallen war, dabei verlor er sein versoffenes Gleichgewicht und beide fielen auf den harten A s phalt.
    Irgendein halbintakter Instinkt hatte ihm befohlen, sich mit den Ellebogen abz u fangen, damit er nicht mit dem Kopf aufschlagen würde und er sich einigermaßen unverletzt der Szene entziehen konnte und das letzte Bild, das vor seinen Augen erkennbare Ge s talt angenommen hatte, war, dass sein neuer Kumpan, dessen N a men er nicht mehr deutlich erkannte, schnarchend auf dem Asphalt liegengebli e ben war. Was für ein Alptraum.
    Er hatte keine Ahnung, wie er es in seinem Zustand in dieses Bett geschafft hatte, geschweige denn, in diese Wohnung, oder die Straße in der sie lag.
    Er versuchte sich aufzusetzen und spürte einen Schwindel, der ihm beinahe die Sicht nahm. Dann sank er wieder ins Kissen und blieb einen Moment stöhnend liegen. Sein Schädel hämmerte schmerzhaft vor sich hin, während er sich langsam auf einen ne u en, quälenden Tag seines verkommenen Lebens konzentrierte. Seine Gedanken beruhigten sich langsam und er versuchte, den angerichteten Gehirnschaden der vergangenen Nacht geflissen t lich zu verdrängen, doch der Schmerz in seinem Großhirn, sowie die Zeitlöcher in seinem Kleinhirn erinnerten ihn beißend lücke n haft an das Geschehene, wie eine quälende Folter, eine ständig schmerzende Narbe, die ihm die Vergessenheit versagen wollte.
    Gerade als er die Bettdecke zur Seite schlagen wollte, spürte er einen unsäglichen Schmerz in seiner linken Wade, der ihm die Tränen in die Augen trieb. Ein Wadenkrampf, aufgrund ma n gelnder Durc h blutung. Der viele Alkohol hatte seine Tücken und strafte ihn nun mit bohrenden Leiden, schlimmer als einen Spor t ler, der seinen Körper überfo r dert hatte. Gezwungenermaßen sprang er unter Schmerzen aus dem Bett und stampfte mit dem verkramp f ten Bein
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