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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Vorspiel
    She Came to Dance, 20. Januar 1980
    Wir sind bei The Clash, du Arschloch!, hatte das grünhaarige Mädchen dem Ordner ins Gesicht gebrüllt, der sie in ihren Sitz zurückgeschubst hatte. – Wir sind in nem Kino , du Arschloch, hatte er gekontert.
    Es wa r ein Kino, das Odeon, und wie es aussah, waren die Ordner entschlossen, jedes Tanzen im Ansatz zu ersticken. Doch nachdem die Vorband aus Edinburgh, Joseph K, ihr Set beendet hatte und der Hauptact die Bühne stürmte und »Clash City Rockers« rausknüppelte, brandete die Menge sofort nach vorne. Das Mädchen mit den grünen Haaren sah sich kurz nach dem Bouncer um, der anderweitig beschäftigt war, und sprang wieder auf. Die Ordner versuchten noch eine Weile, sich gegen die Flut zu stemmen, kapitulierten aber schließlich nach der Hälfte des Sets, zwischen »I Fought the Law« und »(White Man) in Hammersmith Palais«.
    Die Menge überließ sich der krachenden Musik; vorne im Saal hüpften sie ekstatisch mit, hinten kletterten sie zum Tanzen auf die Sitze. Das Mädchen mit den grünen Haaren, jetzt genau in der Mitte direkt vor der Bühne, schien höher zu springen als alle anderen, aber vielleicht waren es auch nur ihre Haare und wie das Stroboskoplicht darauf traf – als lodere eine spektakuläre smaragdgrüne Flamme über ihrem Kopf. Ein paar, nur ein paar, rotzten Richtung Band, und sie schrie sie an, sie sollten es lassen, weil er – ihr Held – gerade erst eine Hepatitis überstanden hatte.
    Sie war noch nicht oft im Odeon gewesen, zuletzt, um Apo calypse Now zu sehen, aber das war kein Vergleich mit jetzt, so war es noch nie gewesen, wettete sie. Ein paar Schritte neben ihr tanzte ihre Freundin Tina, als einziges anderes Mädchen so weit vorne, dass sie die Band beinahe riechen konnte.
    Sie kippte den letzten Schluck aus der Plastikflasche Irn Bru, die sie mit Snakebite aufgefüllt hatte, zerknüllte sie und ließ sie auf den klebrigen Teppichboden fallen. In Kombination mit dem Amphetamin, das sie früher am Abend genommen hatte, sorgte der Alkohol für ein angenehm prickelndes Grundrauschen. Sie brüllte den Text der Stücke mit, während sie pogte, und steigerte sich in eine trotzige Raserei, bis sie beinahe vergessen konnte, was er ihr am Nachmittag erzählt hatte. Unmittelbar, nachdem sie Sex gehabt hatten, als er so still und distanziert geworden war, und sein magerer, drahtiger Körper auf der Matratze fröstelte.
    – Was ist los, Donnie? Was ist?, hatte sie gefragt.
    – Ach, alles ist Scheiße, hatte er ausdruckslos erwidert.
    Sei doch nicht bescheuert, hatte sie gesagt; alles war super, und heute Abend war endlich das Clash-Konzert, darauf warteten sie schon ewig. Dann drehte er sich zu ihr um, seine Augen waren feucht, und er sah plötzlich aus wie ein Kind. Und dann sagte ihr der Erste und Einzige, mit dem sie je geschlafen hatte, dass er heute schon eine andere gefickt hatte, genau hier, auf dieser Matratze, auf der sie Nacht für Nacht schliefen, auf der sie sich gerade geliebt hatten.
    Es hatte nichts bedeutet; es war ein Fehler, hatte er sofort gesagt und bekam es mit der Angst zu tun, als er an ihrer Reaktion die Tragweite seines Fehltritts abzulesen begann. Er war jung und lernte gerade erst gewisse Grenzen kennen – sein emotionales Vokabular war einfach noch nicht so weit. Er hatte es ihr einfach sagen wollen: ihr gegenüber aufrichtig sein wollen.
    Sie sah, dass sich seine Lippen bewegten, bekam aber kaum etwas mit von seiner Schönrederei, weil sie schon von ihrem gemeinsamen Matratzenlager aufgestanden war und sich anzog. Dann hatte sie seine Eintrittskarte für das Konzert aus ihrer Tasche genommen und vor seinen Augen zerrissen. Kurz darauf war sie auch schon in der Southern Bar, um wie verabredet die anderen zu treffen, dann weiter zum Odeon, denn die größte Rock ’n’ Roll-Band aller Zeiten war in der Stadt; sie würde sie erleben, er aber nicht, und so wäre der Gerechtigkeit wenigstens in einer Hinsicht Genüge getan.
    Ein ziemlich großer Typ mit kurzen dunklen Haaren in Lederjacke, Jeans und Mohairpullover, der neben ihr gepogt hatte, schrie ihr plötzlich etwas ins Ohr, während die Band mit »Complete Control« anfing. Sie konnte nichts verstehen, und es musste auch nicht sein, weil sie ihm auf der Stelle ihre Zunge in den Hals steckte, und seine Arme um sie fühlten sich gut an.
    Die zweite Zugabe begann mit dem vergleichsweise selten gespielten »Revolution Rock« und schloss mit einer
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