Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga
Autoren: Joachim H. Schwarz
Vom Netzwerk:
Zeit schien zu zerfließen, wie in Salvador Dalis Gemälden. Vor seinen Augen tauchte ein Hauch von Ca r men auf und er spürte deutlich, wo er war, oder sagen wir be s ser, wann er war.
    ***

    Der entscheidende Abend, der all das Übel ausgelöst hatte. Er stand geschafft vor dem Haus. Es war ein langer, anstrengender Arbeitstag gewesen. Lil ging mühsam schleppend die Treppen hinauf und ve r harrte kurz vor der Wohnungstüre um Atem zu schöpfen. Vor seinem geistigen Auge spulte er den geplanten Lauf des Abends ab. Ein g u tes Essen, das seine Freundin bereits vorbereitet haben sollte und a n schließend ein wenig Fernsehen, danach ins Bett um zu kuscheln und dabei in seligen Schlaf zu fließen. Ein geschmeidiger Übergang in die Welt der Träume. Er freute sich auf die Gemütlichkeit, die sein Privatleben zu bieten hatte. Dann öffnete er die Tür und trat ein. Die folgende, une r wartete Diskussion, sowie die Offenbarung seiner geliebten Ca r men kam so überraschend, wie ein Lastkraftwagen, de s sen Fahrer am Steuer eingeschlafen war und einen voll besetzten Biergarten übe r rollte, ohne es zu bemerken. Carmen war Schwanger und er war mit der Situation völlig überfordert. Seine Gedanken l a gen teilweise in seiner Arbeit und restlich in dem geplanten gemütl i chen Tagesausklang... und dann diese Nachricht. Seine erste R e aktion führte zu heftigen Hormonschüben und aggressiven E r schütteru n gen seitens seiner Freundin. Seine ersten Antworten waren sicherlich nicht feinfühlig, doch er war nun mal der, der er war und er hatte so reagiert, wie er reagiert hatte. Doch sie drehte völlig durch, schrie ihn an, beleidigte ihn und bewarf ihn mit Schimpfworten im selben Augenblick, als er das Wort Abtre i bung ausgestoßen hatte. Er konnte nur noch schützend in D e ckung gehen und den Schaden begrenzen indem er schwieg. Sie war nicht mehr zu bremsen gewesen und der Abend war endgü l tig g e laufen. Nachdem sie sich ihres Schmerzes entledigt hatte, war sie völlig erschöpft und fiel fast wie eine Tote ins Bett wä h rend er schmerzhaft seine Wunden leckte, die sie ihm zugefügt hatte. Er wusste, dass es seine Schuld gewesen war und ihre Wo r te hatten genügend Stoff zum Nachdenken geliefert, doch er wusste auch, dass eine Vaterschaft zu diesem Zeitpunkt nicht möglich wäre, ohne seine Karriere auszubremsen, oder gar vo l lends zu beenden. Oder nahm er seine Arbeit zu ernst? War es vielleicht ein Pro b lem, seine Karriere zu stutzen? Wäre es nicht möglich, alles unter einen Hut zu bringen, irgendwie? Er hatte unmissverständlich reagiert und ihr die Tatsache ins Gesicht g e schlagen. Abtreibung.
    Sein Fehler. Er wusste es genau. Manche Dinge durften niemals ausgesprochen werden. Er hatte es getan. Eine unüberlegte Han d lung, könnte man sagen. Ein gestresster Geist reagiert gelegen t lich zu voreilig. Die Menschen machten immer d ie selben Fehler. Insbesondere die Männer nahmen ihre Karriere zu ernst und re a gierten of t mals zu taktlos auf derlei Konfrontationen. Lil hatte in dieser Nacht auf der Couch geschlafen und wurde einige Stunden später jäh von Carmen geweckt. Er öffnete die Lider und war noch völlig verschl a fen , blickte in ihre verheulten Augen als sie ihn zärtlich fragte:
    „Lil. Möchtest du gerne, dass ich es a btreibe?“
    Er empfand es im Augenblick als Angebot des Friedens, da sie es mit einem zärtl i chen Lächeln und einer Engelsmine sagte, er überlegte kaum und lächelte sie an. Sie umarmte ihn und sagte:
    „Lil, ich liebe dich doch.“
    Er begrüßte ihre Umarmung und drückte sie so fest er konnte an sich. Er spürte ihre Wärme, roch ihren Duft, den er so liebte, ihr reger Herzschlag brannte einen Takt in Lils Herz, schien ihrer beider He r zen zu verschmelzen und Lil spürte das Liebesglück wie einen Stromschlag durch seinen Körper fließen. Sie lagen Gesicht an G e sicht und Lil spürte ihre heißen Tränen, die sich mit seinen ve r schmolzen und ihm dann über die Wangen liefen.
    „Liebling, lass uns miteinander alt werden“, hauchte Lil zärtlich.
    „Möchtest du, dass ich es a btreibe?“ , fragte sie nun flüsternd.
    Er spürte, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Antwort gab, die beiden genügen würde. Er wollte sie nicht erneut verletzen und versuchte es auf die diplomatische Art.
    „Ich möchte Kinder mit dir haben, das möchte ich unbedingt“, b e gann er, „doch wir sollten den richtigen Zeitpunkt wählen.“
    Carmen stutzte kurz. „Heißt das j
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher