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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven
Autoren: L. E. Modesitt
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I
     
    C erryl stand im Hof vor den Ställen am Ende der Hallen der Magier und betrachtete das Pferd mit dem weißen und roten Zaumzeug. Auf einem Pferderücken hatte er sich noch nie besonders wohl gefühlt. Erst als Magier-Anwärter hatte er überhaupt zu reiten begonnen. Seine letzte diesbezügliche Erfahrung war darauf hinausgelaufen, dass er einen weiten, weiten Weg zu Fuß hatte zurücklegen müssen.
    Schließlich stieg er auf und zog sein Pferd neben Fydels Reittier. Er fürchtete sich vor dem langen Ritt, der vor ihnen lag. Wenigstens schien der Wallach fügsamer als das Untier, das er in Hydolar gestohlen hatte.
    In der Morgendämmerung wehte ein feuchtkalter Wind von Nordosten, doch die Jacke hielt ihn warm. Bis jetzt … Er sah sich um. Ein halbes Dutzend Lanzenreiter wartete bereits am Tor.
    Fydel warf einen Blick zu Cerryl, dann zur kleinen Truppe der Lanzenreiter. »Wir sollten jetzt aufbrechen.«
    »Wo sind die anderen Lanzenkämpfer?«, fragte Cerryl.
    »Die meisten sind in der südlichen Kaserne. Wir treffen sie dort.«
    »Fünfzig Züge?«
    »Die Hälfte. Die andere Hälfte begleitet den Erzmagier, sobald er es für richtig erachtet.« Fydel trieb sein Pferd an.
    Cerryl ruckte an den Zügeln des Wallachs, um zu dem älteren Magier aufzuschließen. Ihm war nicht entgangen, dass die Stimme des Mannes mit dem eckig gestutzten Bart einen bitteren Unterton gehabt hatte. »Nachdem er mit ihnen nach Hydolar geritten ist?«
    »Nachdem er mit ihnen nach Hydolar geritten ist und einen weiteren Turm zerstört hat, um seine Macht unter Beweis zu stellen – und um die notwendigen Münzen einzutreiben, mit denen er diesen Feldzug bezahlt. Es ist lange her, dass die Kräfte des Chaos entfesselt wurden.« Fydel zuckte mit den Achseln und lenkte sein Pferd zur Hauptstraße. »Gallos hat diese Macht zu spüren bekommen, als wir das letzte Mal dort waren.« Er schnaubte. »Trotz der Vernichtung von fast zwanzig Zügen Lanzenreitern, die weniger als zwei Jahre zurückliegt, nimmt es sich der Präfekt heraus, sich über unsere Forderungen hinwegzusetzen, sobald er glaubt, er könne es ungestraft tun. Der Vicomte verneigt sich scheinbar höflich und tut dann trotzdem, was er will. Wir haben zweimal die Fürsten von Hydolar entfernt, aber die Händler dort wollen sich unserer Macht immer noch nicht beugen.« Wieder ein Schnauben.
    Lassen sich denn alle Herrscher nur von der Überlegung leiten, welche Macht die jeweils stärkere ist? Cerryl fühlte sich so trostlos wie der graue Morgen.
    Die Hufe des Wallachs klapperten auf dem weißen Stein der Hauptstraße, die kalt und abweisend im Dämmerlicht vor ihnen lag.

 
II
     
    H inter der breiten Steinbrücke, die den Fluss Jellicor überspannte, stiegen weiße und graue Rauchfahnen von den Häusern der Stadt auf. Die Mauern um Jellico lagen weniger als eine halbe Meile nördlich der Brücke. Der graue Himmel und die Wände, die im schwachen Licht wie schmierige Holzkohle wirkten, verliehen der Stadt ein düsteres Aussehen. Die glatten Wälle erhoben sich mehr als vierzig Ellen hoch neben der Zufahrt vor den Stadttoren.
    Cerryl betrachtete den Fluss, als er auf seinem großen Wallach über die Brücke ritt. Sogar das Wasser war grau. Am gegenüberliegenden Westufer bogen sie fast einhundert Ellen weit nach Nordosten ab, bis die Straße eine Kurve beschrieb und in westlicher Richtung zu den Granitmauern führte. Die Tore – mit Eisenbändern verstärkte Roteiche – standen offen, aber die gut geölten Scharniere bewiesen, dass sie im Notfall rasch geschlossen werden konnten. Ein halber Zug Bewaffnete, in graues und braunes Leder gekleidet und mit ärmellosen grünen Umhängen versehen, wartete am Tor. Unter ihnen war eine Frau, die so hart wirkte wie die Männer.
    Cerryl riss erstaunt die Augen auf, als hinter dem Trupp ein Weißer Wächter auftauchte, die Neuankömmlinge beäugte und sich knapp vor Fydel verneigte, als der ältere Magier das Pferd zügelte. Fydel nickte kurz zurück und Cerryl folgte seinem Beispiel. Er fragte sich, warum er die Weißen Wächter nicht schon bei seiner letzten Reise bemerkt hatte. Oder hatte er sich nicht gut genug umgesehen?
    »Die Magier Fydel und Cerryl, die dem Erzmagier Jeslek vorausgereist sind, bis dieser dem Vicomte seine Aufwartung macht«, grollte Fydel.
    Der Anführer des Wachtrupps sah zwischen den Magiern und der langen Marschsäule der Lanzenreiter, die beinahe bis zur Brücke reichte, hin und her. »Äh … Ihr seid
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