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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven
Autoren: L. E. Modesitt
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Vision und keinen Beweis. Andererseits hatte er dafür gesorgt, dass die Leute allmählich nervös wurden und einen gewissen Magier namens Cerryl misstrauisch beobachteten. Doch wie sollte er in einer Stadt, in der er so gut wie niemanden kannte, die Dinge in Gang bringen, wenn nicht durch Druck?
    Er setzte sich aufs Bett und massierte Nacken und Stirn, um die Kopfschmerzen zu vertreiben.
    Vielleicht sollte er es später noch einmal versuchen.

 
V
     
    C erryl saß auf der Bettkante und betrachtete das Glas auf dem geflochtenen Bettvorleger. Der Stoff war früher vermutlich einmal grün gewesen, jetzt schien er grau. Die silbernen Schleier verzogen sich und vor ihm lag nur noch ein leeres Stück Glas, in dem sich die Deckenbalken spiegelten. Nein, mit dem Spähglas würde er nicht weiterkommen.
    Der kurze Wortwechsel mit Pullid hatte zu nichts geführt, und seine wiederholten Versuche, den Mann mit dem Spähglas zu verfolgen, waren ergebnislos geblieben. Finanzminister Dursus schien den Palast überhaupt nicht zu verlassen, abgesehen von den kurzen Fahrten zu seinem luxuriösen Haus, das etwas südlich vom Palast auf dem Hügel stand. Pullid reiste im Land umher und traf sich mit zahlreichen Leuten, auch mit Bewaffneten und Personen, die Steuereintreiber sein mochten, aber Cerryl konnte nirgends eine Spur von Münzen entdecken und auch die Gespräche waren gewöhnlich nur kurz. Er wünschte, er könnte nicht nur beobachten, sondern auch zuhören, aber das war mit dem Spähglas nicht möglich.
    In den drei Tagen nach ihrer Ankunft hatte der Vicomte keine weiteren Einladungen zum Abendessen ausgesprochen. Cerryl und Fydel hatten im unteren Stockwerk der Kaserne zusammen mit den certischen Offizieren in eher bescheidenem Rahmen deutlich schlichtere Mahlzeiten eingenommen.
    In dem Gebäude, in dem sie einquartiert waren, hatte Cerryl sich bereits umgesehen. Es stand zur Hälfte leer, erweckte aber den Eindruck, als sei es vor kurzem noch voll in Betrieb gewesen. Waren die abwesenden Mannschaften und Offiziere etwa die Banditen, die seit einiger Zeit Spidlar zusetzten?
    Aber das Spekulieren und Forschen im Glas würde ihm nichts Neues verraten. In dieser Hinsicht war Cerryl sich ziemlich sicher. Entweder er würde nicht sehen, was wirklich vor sich ging, oder er würde es nicht verstehen, wenn er es sah. Er musste auf irgendeine andere Weise vorgehen.
    Cerryl lehnte sich zurück.
    Er hatte versucht, etwas über die Helfer herauszufinden, die Steuern und Wegezölle eintrieben … und keinen Erfolg damit gehabt. Vielleicht lag es daran, dass er nicht genau wusste, worauf er achten musste, vielleicht auch daran, dass den Eintreibern inzwischen klar war, dass er oder jemand anderes sie beobachtete, und sie einfach abwarteten, bis er aufgab.
    Wer zahlte die Gebühren?
    Die Leute, die Geld hatten, also vor allem die Kommissionäre und wohlhabenden Kaufleute. Leider war Cerryl weder in Fairhaven noch anderswo vielen Kaufleuten begegnet. Narst, der ihn auf dem Rückweg aus Hydolar mitgenommen hatte, war vermutlich der einzige echte Händler, den er überhaupt kennen gelernt hatte, genau wie Layel der einzige Kommissionär war, den er kannte.
    Narst hatte einige Namen erwähnt … der Mann in Spidlar nützte ihm nichts, aber wie war noch der Name des Händlers in Jellico gewesen? Fedor? Nein … Freidr oder so ähnlich.
    Es kann jedenfalls nicht schaden, wenn ich der Sache nachgehe.
    Er stand auf und zog die weiße Jacke an. In seinem Zimmer war es kühl, aber draußen war es richtiggehend kalt, nachdem es jetzt, im Spätfrühling, noch mehrere Schneetreiben gegeben hatte. Er schloss hinter sich die Tür und ging den Flur entlang, die Treppe hinunter und zu den Ställen.
    Er blieb einen Augenblick draußen stehen, dann räusperte er sich und schließlich pfiff er.
    Ein bleiches Gesicht tauchte auf. »Äh, ja, Ser?«
    »Ich will ausreifen«, erklärte er dem Pferdeknecht.
    »Oh, Ihr reitet den großen sanften Wallach?«
    »Genau.«
    »Es wird einen Augenblick dauern, Ser.«
    »Ich warte.«
    Cerryl sah sich im Hof um. Anscheinend waren die Gebäude, die den Stall umgaben, viel älter als selbst die ältesten Gebäude in Fairhaven.
    »So, da wären wir.« Der Pferdeknecht führte den Wallach heraus.
    Cerryl starrte einen Augenblick das rote und weiße Zaumzeug an. Ob es besser wäre, nicht so offen zu zeigen, woher er kam? Dann zuckte er mit den Achseln. »Danke.«
    Der Stallbursche nickte.
    Der Wallach schnaubte leise, als Cerryl
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