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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga
Autoren: Joachim H. Schwarz
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bevor Carmen aufg e wacht war, um zu seinem ersten Termin zu kommen. Letzten Endes war sein Te r minkalender dermaßen gefüllt, dass er für se i ne Carmen kaum noch Zeit fand. Dennoch b e schwerte sie sich nicht und freute sich über jede Minute, die er ihr zugestand, pflegte die beklagenswerte Wohnung, obwohl sie sich mittlerweile eine B essere leisten kon n ten und wartete brav auf ihren Freund, in der Hoffnung, dass e i nes Tages der entscheidende Antrag kommen würde.
    Der trübe Alltag war längst eingekehrt, als Carmens monatliche Blutungen une r wartet ausblieben und der Moment der Wahrheit näher kam. Die Konfrontation. Der positiv ausgefallene Test lag noch im Badezimmer, als er nach Hause kam, geschafft, ein w e nig genervt und mit den Gedanken noch bei der Arbeit, setzte sich Lil aufs Sofa und lächelte seine Carmen an.
    „Was gibt’s zum E ssen?“ , fragte er.
    „Ich muss mit dir reden“, sagte Carmen und setzte sich auf den Sessel ihm gege n über. Er starrte sie erschrocken an und schaltete sofort den Fernseher aus.
    „Stimmt was nicht? Ist etwas passiert?“ Man sah ihm eine gewi s se Portion Panik an.
    „Nein, nein. Alles in Ordnung. Es ist nur...“ , sie unterbrach sich und schwieg einen Augenblick.
    „Was ist denn, mein Schatz?“ , fragte Lil.
    „Na Ja. Ich denke... nein... ich glaube, dass ich...“ , wieder schwieg sie einen A u genblick.
    „Schatz, bitte... Was ist los?“ , fragte Lil. Carmen verdrehte die Augen und Lil e r kannte eine t onnenschwere Last auf ihrer Seele.
    „Sag mir, was los ist, bitte “ , sagte Lil mit ruhiger Stimme. „Du kannst mir alles sagen, das weißt du doch, oder?“
    „Ja. Natürlich... es ist nur... naja, es fällt mir nicht leicht“, antwo r tete sie. „Du hast doch so viel Stress, so viele Aufträge, soviel Arbeit, du hast kaum noch Zeit für mich“, sagte sie abgehackt. Lil schien zu begreifen.
    „Aber Liebling. Ich arbeite doch nur für dich, für uns. Ich möchte uns eine Zukunft ermöglichen, die deiner gerecht wird, verstehst du? Ich tue das, damit es uns gut geht. Wenn es so weitergeht, dann kann ich mich in zehn, spätestens fünfzehn Jahren zur Ruhe setzen und wir können Leben wie Gott in Frankreich. Dann haben wir genug Geld zur Verfügung, verstehst du das?“ , erklärte Lil. Carmen sah ihn elek t risierend an.
    „Schatz... ich denke... ich bin Schwanger. Ich glaube ich beko m me ein Kind von dir . “
    Lils Lächeln blieb noch einen Augenblick lang bestehen, dann erst begriff er die Worte, die er soeben gehört hatte und sein L ä cheln verstarb. Jetzt erst sangen seine Gehirnzellen einen g e mischten Stakkato aus Mozart und Prince, und erst einige Seku n den später begriff er die Tragweite dieser Tatsache, die seine Ka r riere auf einen Schlag beenden könnte, die sein Gerüst zusa m menfa l len ließ, seine Pläne zunichte machte.
    „Schwa...nger???“ , stotterte er. „Schwanger?“
    „Ja. Schwanger“ , antwortete Carmen. Lil stellte das Glas ab, das er in der Hand hielt , weil er Angst hatte, es fallen zu lassen.
    „Schwanger?“ , fragte er erneut.
    „Ja. Schwanger “ , wiederholte sie.
    „Ein... Ba...by?“ , stotterte er wieder.
    „So ist es üblich. In der Regel kommt ein Baby dabei heraus“, sagte sie. „Manchmal ein Junge... manchmal ein Mädchen. So ist es i m mer.“
    Er bekam eine Gänsehaut. „Aber ich bin nicht bereit für eine so l che Sache . Ich bin noch nicht bereit. Schatz . “
    „Ich denke, dazu ist es nun zu spät. Ich bin SCHWANGER!“ sagte sie mit Nachdruck .
    Wieder spürte er dieses Gefühl von Panik in seine Glieder einfa h ren. Zu spät? Wieso zu spät? dachte er.
    „Schatz! Wir bekommen ein Baby. Es ist dein Kind. Freust du dich denn nicht?“ , sagte sie. Lil überlegte nur kurz, und er spürte das U n behagen, das durch seine Gedanken lief. Ein Baby. Wie geht man mit einem Baby um, vor allem, wenn man kaum Zeit hat, mit seiner Frau umzugehen ? Lil fasste sich und dachte l o gisch.
    „Schatz? Wäre es nicht sinnvoll, mit einer solchen Entscheidung noch zu warten?“ , fragte er beinahe flüsternd. Carmen wurde rot im Gesicht. Sie bekam diesen G e sichtsausdruck, den Lil schon sehr gut kannte. Sie bekam ihn immer dann, wenn sie mehr als nur wütend war, und wie alle Frauen, unmittelbar danach zur F u rie wurde. Dann schrie sie so laut auf ihn ein, dass der gesamte Kontinent mithören konnte, hätte er gewollt.
    „Du erwartest doch nicht von mir, dass ich ein Kind töte!“
    Sie
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