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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga
Autoren: Joachim H. Schwarz
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fehlenden, starken Verkehr s lärm, der ihn in der Regel so quälte, kurz nach dem Erwachen. Er erkannte das fehlende Licht, das ihn, wie immer, blenden sollte, wenn er wach wurde. Es war stockdunkel draußen und er war gerade erst wachgeworden. Verdammt. Was für eine Nacht... und er war hel l wach!

    ***

    Es war gerade mal 02:28 Uhr geworden und der Nebel hatte sich fast verzogen. Die Luft war angenehm sauber, jedoch eisig kalt, aber Lil hatte das Gefühl, dass die Luft, je kälter sie war, umso saub e rer schmeckte. Dieser kleine, zeitlose Spaziergang sollte seinen Lebensgeistern schmeicheln, außerdem fühlte er sich d a nach, denn er hatte das Gefühl, dass ihm die Decke auf den Kopf fallen würde, wäre er nicht auf die Straße marschiert.
    Lil war inzwischen im Zentrum der kleinen Stadt angekommen, in der er sich schon seit Jahren so wohl gefühlt hatte, wie ein Fisch im Wasser, oder manchmal wie ein Klempner im WC. Er spazierte von einem Schaufenster zum anderen und bewunderte die leuchtenden Weihnachtsdekorationen (Einige wenige leucht e ten die ganze Nacht hindurch). An der Ecke Bahnhofsstraße en t deckte er ein Fast Foot Restaurant und überlegte kurz, ob er sich einen Burger gönnen sol l te, denn dieser Laden hatte durchgehend geöffnet. Auf der gegenüberliegenden Seite erspähte er ein Elek t ro nik geschäft, das in seiner Auslage einige interessante Digitalf o tokameras anpries, die ihn beinahe magisch anzogen und er ve r warf den Gedanken an den fettigen Burger. Er trat über die Schwelle der Straße und blickte in das Schaufenster. Ein kleines, beinahe unscheinbares elektronisches M o dell in dunklem Blau gehalten, fiel ihm ins Auge und er träumte davon, dieses techn i sche Wu n derwerk in den Händen zu halten und seine Freundin damit in die ewigen Erinnerungsalben zu manövri e ren. Doch seine Freundin war nicht mehr da. Sie hatte ihn verlassen und er hatte es zug e lassen. Verdammt . Er hatte es zugelassen. Welch ein Fehler. We l chen Zweck würde eine digitale Kamera jetzt noch erfüllen kö n nen, da sein Leben an einem Punkt angelangt war, das so fotogen war, wie eine tote Katze, die seit zehn Tagen am Str a ßenrand dahingammelte?
    Er begab sich zurück zum Straßenrand und vergaß die elektron i sche Auslage schnell wieder, versuchte auf andere Gedanken zu kommen.
    Auf der anderen Straßenseite spazierte ein seltsamer Typ daher. Er trug offensich t lich ein Fastnachtskostüm, das aus Leder zu bestehen schien. Eine mysteriöse Erscheinung, zumal um diese Zeit übliche r weise niemand sonst auf der Straße zugegen war, was diese Ersche i nung zusätzlich dubios erscheinen ließ. Der Mann war sicher an die zwei Meter groß und trug einen hellbra u nen Ledermantel, der offe n sichtlich nie einen Schneider gesehen hatte, sondern eher mit einem Messer in die richtige Form g e bracht worden war . Der Mantel hing wie ein Sack an ihm heru n ter und schien ihn ein wenig am Laufen zu hindern. Außerdem glaubte Lil, dass der Mann erbärmlich fror, seiner Ha l tung nach zu schätzen. Er marschie r te scheinbar ziellos über die Straße und blickte sich verwirrt um, als befände er sich auf einem ihm fre m den Planeten. Sein Verhalten ließ darauf schließen, dass er etwas suchte. Möglicherweise hatte er seine Brieftasche verl o ren, denn er suchte bei jedem Schritt, den er tat, den Boden ab, als verfolge er eine Fährte. Lil blieb stehen und beobachtete den Mann ne u gierig gebannt.
    Der Fremde blieb plötzlich ebenfalls stehen, bückte sich und blickte eine leere Zigarettenschachtel an, die jemand achtlos weggeworfen hatte. Er hob sie auf, betrachtete sie näher und warf sie dann wieder zu Boden. Schließlich ging er langsam weiter, ohne den Blick vom Boden zu nehmen.
    Lil beobachtete ihn weiterhin, als er um die Ecke bog und aus seiner Sicht verschwand. Verdammt . Gerade fand er es intere s sant. Lil konnte nicht anders. Er musste ihm folgen. Es war kein Verdacht, oder ähnliches. Er war einfach nur neugierig und g e langweilt. Eine seltsame Erscheinung zu beobachten, schien ihm die interessanteste Abwechslung zu sein, die er in den letzten Wochen gehabt hatte, also folgte er ihm unauffällig.
    Als er um die Ecke bog, stellte er fest, dass er auf dieser Straße n seite nicht weite r laufen konnte, denn der Fußgängerweg verwies aufgrund einer kleinen Baustelle auf die andere Seite. Was soll’s. Warum sol l te er ihm nicht auf der gleichen Seite folgen? Wenn die Verhältnisse keinen anderen Weg
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