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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga
Autoren: Joachim H. Schwarz
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schrie diesen Satz so laut, dass er besser zu hören war, als der Empfang des Radiosenders. Lil duckte sich beinahe und wa r tete , bis die Rötung in ihrem Gesicht schwand. Beide schwiegen eine Minute. Dann sprach Lil:
    „Ich meine es ehrlich, Liebling . Ich brauche noch ein wenig Zeit, bis ich so weit bin. Glaub mir... bald bin ich soweit. Gib mir ein paar Jahre, lass mich meine Karriere auf feste Beine stellen, dann sind wir sicher und können es uns leisten“, erklärte er.
    Carmen war überhaupt nicht begeistert. Sie benötigte einige S e kunden, bis sie loslegte. Lil glaubte, sie sammelte die Energie, die sie für den folgenden Schre i krampf benötigte und erraffte deshalb einige Sekunden für sich ein. Als sie schließlich explodierte, war es b e reits zu einem unaufhaltsamen Gewitter expandiert, dem er nichts en t gegensetzen konnte. Carmen war schon immer eigen, was das Thema Kinder, oder Babys betraf. Lil war dennoch nicht bereit. Er wollte es noch nicht, doch sie keifte und kämpfte, als gi n ge es um ihr Leben.
    „Es ist dein Kind, verdammt noch mal, dein Kind . Willst du es t ö ten? Willst du dein eigenes Fleisch und Blut umbringen? Muss ich annehmen, dass du mich auch tötest, wenn ich nicht in deine Karri e re passe?“ , schrie sie mit Tränen in den Augen.
    Lil war betroffen, merkte er doch, dass sie in dieser Hinsicht nicht mit sich handeln ließ, doch Lil spürte, dass er noch nicht so weit war, ein Baby großzuziehen.
    „Schätzchen! Ich ziehe doch nur die Möglichkeiten in Betracht“, sagte er. Doch Carmen ließ keine Ausreden zu.
    „Du suchst doch nur nach Alternativen, dich aus dem Staub zu m a chen, ich kenne dich doch!“ , schrie sie ihn an.
    Lil wusste, das eine Diskussion zu diesem Zeitpunkt zu nichts führen würde.
    „Schatz! Bitte lass uns morgen darüber reden. Ich habe Hunger, bin Durstig und müde. Bitte. Lass uns morgen darüber reden“, bat er.
    „Ja j a. Morgen wird es aber nicht anders sein. Geh ins Bett und schlaf. Aber mo r gen wird es nicht anders sein!“ , brüllte sie.
    An diesem Abend gab es nichts zu essen, er nahm noch ein Glas Wein zu sich und legte sich schlafen, und er wusste... morgen würde es nicht anders sein...

    Lil ließ von der blauen Kamera ab und drehte sich um. Sein Verstand bettelte darum, seine Carmen mit dieser Kamera ab z u lichten. Sie war ein tolles M o del gewese n und er hatte sie immer gerne f otografiert. Geeignet für alle Arten der Lichtbil d kunst, aber sie war nicht mehr für ihn da. Sie hatte ihn verla s sen. Jetzt musste er allein zurechtkommen. Also wandte er sich ab und ging weiter. Der Wind hatte unangenehm zugenommen und quä l te sein Gesicht mit eisiger Kälte. Er marschierte die Haup t straße zurück und überlegte sich, ob er eine Abkürzung nehmen sollte. Eine Abkürzung, die zufällig durch die Straße führte, aus der di e ser unheimliche Kerl gekommen war, dem er zuvor das Leben gerettet hatte. Eben diese Straße würde ihm einige Meter ersp a ren, aber das war nicht der Grund für die seltene Maßnahme. Di e se Straße führte durch den Rotlichtbezirk der Stadt und niemand ging fre i willig hindurch, es sei denn, er hatte unkeusche Pläne. Lil hatte keinerlei derartige Ambitionen , jedoch ausnahmsweise nahm er diese Abkürzung in Kauf, da er durstig und hungrig war und u n bedingt so schnell wie möglich nach Hause wollte. Zudem fror er mit t lerweile erbärmlich und dieser Tatbestand trieb ihn zusät z lich an. Also durchquerte er den Eingang der roten Meile und eilte durch die verrufene Straße. Lil blickte auf seine Ar m banduhr und stellte fest, dass es bereits nach drei war. Die übl i chen Prostituierten hatten sich bereits zurückgezogen , die Str a ße war ruhig und dunkel. Die roten Lichter, die üblicherweise vor jedem Fenster leuchteten waren erloschen und Lil trabte gemü t lich durch den Bezirk , in Erwartung eines Drinks, den er in se i ner gewärmten Wohnung zu sich nehmen würde, sobald er ang e kommen wäre. Dann vernahm er plötzlich ein schwaches bläul i ches Licht aus dem abwegigsten Winkel seiner Augen. Es schien ihn von der linken Seite anzurempeln, da die Meile, auf der er sich befand unbeleuchtet war. Einer dieser unbeleuchteten Hi n terhöfe, wie sie in solchen Gegenden häufig vorkamen, die j e doch in der Regel im Dunklen lagen, versprühte ein bläuliches Licht, das ihn auf my s teriöse Weise neugierig machte. Es war eine Art wabernde Flü s sigkeit, die ein Licht ausstrahlte, wie er es
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